Don’t fear the Darkness of those long Winter Nights

Dass die Grafinger von Abandoned Dreams ein Garant für hochkomplexe, düstere Musik mit doomig-schwarzmetallischem Einschlag sind, muss nicht mehr extra erwähnt werden – ebenso wenig lohnt es sich, hier noch einmal die Bandgeschichte zu rekapitulieren. Statt dessen gehen wir besser ebenso schnell in medias res, wie es das Quintett selbst mit „If Yesterday was the last Day“ tut: Der Opener ihres neuesten Albums Isolation & Solitude beginnt ohne Intro, ohne Vorbereitung reißt er einen in den Klangkosmos dieser außergewöhnlichen Formation aus dem Münchener Umland. Willkommen in einer winterkalten Welt, willkommen inmitten aufgegebener Träume!Es ist wirklich unglaublich, was Abandoned Dreams so an Atmosphäre in ihre Alben packen. Im Vergleich zum Vorgänger Ember & Frost wirkt Isolation & Solitude deutlich kälter – und das meine ich jetzt nicht in dem Sinne, wie ich von höllischem Black-Metal-Geknüppel als „kalt“ spreche, sondern eher auf die Stimmung bezogen, die hier mit jeder Note, jedem Akkord transportiert wird. An depressiven Tagen sollte man hiervon definitiv die Finger lassen, denn Isolation & Solitude saugt jeden Sonnenstrahl aus dem Herzen der Zuhörer – und genau so gehört es sich für ein Album mit diesem Titel! Allerdings gibt es zwischendurch auch immer wieder aufscheinende Hoffnungsschimmer, die wirkungsvoll einen Suizid verhindern: Sobald man die Einsamkeit und die Dunkelheit akzeptiert und sich darin zu Hause fühlt, ist man definitiv auf der sicheren Seite.

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Wirklich beeindruckt haben mich vor allem die schnellen Stücke wie der bereits erwähnte Opener oder das brachial beginnende „Under a mourning Sky“, das nach den ersten Takten eine Verschnaufpause einlegt, um dann wieder so richtig in die Vollen zu gehen. Blastbeat ist ganz sicher nicht das Markenzeichen von Abandoned Dreams, umso schöner, dass auch die schnellen Passagen nicht nur reibungslos gelingen, sondern sich auch sehr harmonisch ins Gesamtbild einfügen. Überhaupt ist das technische Niveau der Grafinger absolut bemerkenswert – warum die noch keine Stadien füllen, ist mir persönlich ein Rätsel, denn: Wie aus der Konserve, so auch auf der Bühne.

Nach fast einer Stunde in diesem düsteren Universum, in einer Erzählung von Höhen, Tiefen, Wandel, Einsamkeit und der Natur wird man dann wieder unversehens in die reale Welt geworfen, und es bleibt ein faulig-fruchtiger Nachgeschmack zurück und das Gefühl, nach einer weiten Reise irgendwo angekommen zu sein, zumindest für eine Weile.

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Abandoned Dreams machen ganz sicher nicht die Sorte von Musik, die man sich mal eben so reinziehen kann, wenn man irgendwohin unterwegs ist. Man sollte definitiv die Zeit mitbringen, sich auf die komplexen Songs einzulassen – dann wird man auch amtlich belohnt mit einer einzigartigen Atmosphäre.

Anspieltipp: „Under a mourning Sky“

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Abandoned DreamsIsolation & Solitude
Eigenproduktion, November 2013
13,00 Euro
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Abandoned-Dreams.com

Tracklist:
1. If Yesterday was the last Day
2. Changing the Seasons
3. And then I died
4. All Stories End (Pt. 1)
5. All Stories end (Pt. 2)
6. Under a mourning Sky
7. Feeling home in Solitude
8. We all die alone
9. The longest Road / The darkest Way
10. A Waypoint of no Return
11. Light

Laufzeit: 52 Minuten

Foto: Twilightheart/ sheol-magazine.com / Quelle Foto: Abandoned Dreams

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