Die Weiterentwicklung steckt im Detail

Agrypnie stehen seit nunmehr 16 Jahren für großartige Veröffentlichungen von besonderer Qualität. Was mit F51.4 (2006) begann, findet durch die Veröffentlichung ihres vor ein paar Tagen erschienenen neuen Albums Metamorphosis ihren vorläufigen Höhepunkt. Metamorphosis kommt aus dem Griechischen und bedeutet Veränderung und Wandel. Ein Glück, dass die Zeit zwischen Grenzgänger (2018) und dem jetzigen Release nicht wieder fünf Jahre gedauert hat. Ich werde versuchen sachlich zu bleiben bei der folgenden Review, auch wenn es mir schwer fallen wird, denn das Album ist zu gut!

Wie es sich in der guten alten Tradition des Black Metal gehört, steht an erster Stelle ganz klassisch ein Intro. Klassisch war übrigens wörtlich gemeint, denn das Intro „Wir Ertrunkenen – Prolog“ ist ein klassisches Stück, das ein Gefühl der bevorstehenden Apokalypse heraufbeschwört. Wagner-Bombast und Carmina Burana-Chöre unterlegen den zu Musik gewordenen Untergang. Da hat mich das Album schon gepackt, und ich bin erst beim Intro! Das die Überleitung vom Intro in das Thema aufgreifende „Wir Ertrunkenen“ ist genau das, was man sich nach so einem Einstieg wünscht. Das Stück ist so mannigfaltig und vehement intensiv, dass man während des Hörens mehrere Stimmungen wahrnimmt. Wut und Rast werden musikalisch durch sämtliche Variationen skizziert, und die deutschen Texte sind gut verständlich: „Verwüstung“ erinnert mich an mir sehr liebgewonnene Merkmale des Post Black Metal. Melancholie auf einer Seite und Ausbruch auf der anderen Seite. Im stetigen Wechsel vorgetragen ist das Stück ein wahres Monster. Heavy as Hell kann ich nur sagen und die Geschwindigkeit des Drummings ist aller Ehren wert. Episch, einfach nur episch geht es gleich mit „Am Ende der Welt – Teil 1“ weiter. Flirrende Gitarren und ein Groove im D-Zug Tempo machen die knapp zehn Minuten zu einem wütend verzweifelten Brocken. Eines muss man Agrypnie lassen, sie sind Meister im Wechselspiel der Stimmungen. Das Stück „Skulptur aus Eis“ ist der beste Beweis dafür. Klargesang kombiniert mit einem Groove, der einfach durch den Körper jagt und für Bewegung sorgt. Sehr gut gelungen finde ich auch diese schöne oldschoolige repetitive Melodie. Ab der Mitte kommen mir Agalloch oder Tenhi in den Sinn wegen der schönen leicht folkloristischen Gitarre, aber auch Dornenreich könnte man grob als Vergleich anbringen. Das titelgebende „Metamorphose“ und „3327“ fügen sich nahezu perfekt in den Rest ein, sodass die Stimmung gehalten wird, und man nicht eine Sekunde im Entferntesten an die Skip Taste denkt. Ein Stück, das ich gerne bitte live zelebrieren möchte ist „Melatonin“. Ein dermaßen technisch ausgefeiltes Meisterwerk, dass es eine wahre Freude ist. Alles präzise, wie eine Schweizer Uhr. Darkthrone zu Beginn, ein Mordsgroove in der Mitte und melancholische Naturromantik am Ende. Black Metal-Herz was willst du mehr? In „Untergang“ wird der von mir weiter oben angesprochene Untergang besungen. Marschierenden Schrittes, technisch versiert, wird die Bosheit zelebriert. In der Tat hört man auch einiges an Black-Metal-Gekeife, was mich sehr freut. Mein persönlicher Anspieltipp für alle, die Agrypnie kennen und für alle, die sie nach dieser Review hoffentlich kennen lernen möchten, ist „Am Ende der Welt – Teil 2“. Wie viele Reminiszenzen alleine dieses Stück hervorruft! Black Metal im Stile der norwegischen Kapellen Mitte der 90er Jahre. Wer es also rasend mag, sollte hier sein Ohr besonders spitzen, aber Vorsicht, es besteht Suchtgefahr. Das Outro „Wir Ertrunkenen – Epilog“ stellt, um das mal als Gedankenbild zu malen, die ruhige See nach dem stürmischen Prolog dar. So geht die Reise zu Ende, und man möchte gleich noch einmal die Play-Taste betätigen.

Fazit: Agrypnie können sich im Detail noch verändern, jedoch ist ihre Musik nahezu perfekt. Eine Produktion, wie ein Arsch nicht besser auf einen Eimer passen könnte, und eine Intensität, die einen fesselt. Wenn man denn Vergleiche heranziehen möchte, damit man sich vielleicht ein Bild von ihrer Musik machen kann, dann wären das wie gesagt Bands wie Empyrium, Dornenreich, Agalloch, aber zugleich auch Bands wie Darkthrone in der ein oder anderen Passage. Da freut man sich direkt auf die nächste Veröffentlichung und hofft, dass es nicht ewig dauern möge. Absolut uneingeschränkte Empfehlung von mir!

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Agrypnie: Metamorphosis
AOP Records, Vö. 6. Aug. 2021
CD 15,99 € z.B. über https://artofpropaganda.bandcamp.com/album/metamorphosis
Band: https://agrypnie.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/agrypnie.official

Tracklist
1 Wir Ertrunkenen – Prolog
2 Wir Ertrunkenen
3 Verwüstung
4 Am Ende der Welt – Teil 1
5 Skulptur aus Eis
6 Metamorphosis
7 3327
8 Melatonin
9 Untergang
10 Am Ende der Welt – Teil 2
11 Wir Ertrunkenen – Epilog

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