„Rum, beer, quests and mead“

K800_704_Alestorm_RGB„These are the things that a pirate needs“. Das klingt wie eine Zusammenfassung dessen, was einen bei Alestorm erwartet. Angus McFife, der Protagonist und Held bei der Power Metal Band Gloryhammer hat mich hergeführt, denn deren Keyboarder Chris Bowes ist auch bei Alestorm die federführende Person. Oder vielleicht sollte ich besser schwerterführend sagen. Die Thematik der beiden Bands ist zwar verschieden, aber bei beiden spielt Humor eine große Rolle, denn mit den klischeehaft überzeichneten Texten nimmt man sich selbst und das Genre nicht allzu ernst, was sie wohltuend von manch anderen abhebt, die im Pathos ertrinken. No grave but the sea ist mittlerweile das fünfte Album von Alestorm, die sich 2004 noch unter dem Namen Battleheart gründeten.

Mit dem titelgebenden „No grave but the sea“ wird das Album eröffnet, das direkt zeigt, wo es musikalisch langgeht. Power Metal, der nach vorne prescht, ein catchy mehrstimmiger Chorus und eine Fidel sorgt an den richtigen Stellen für Folk-Einflüsse. „Mexico“ hingegen macht deutlich, dass der Spring Break in Mexiko keine neuzeitliche Erfindung amerikanischer College-Studenten ist, denn schon die Piraten haben seinerzeit dort rauschende Orgien gefeiert. Dementsprechend partymässig ist auch der Song ausgefallen, der die humoristische Seite von Alestorm betont. Der Dramatik von „To the end of the world“ entsprechend wird noch einmal eine ordentliche Schippe Power draufgelegt, mit Fanfaren und mächtig Wind in den Segeln stürmt der Song dahin. Aus dem selbstbetitelten „Alestorm“ stammt die einleitende Titelzeile, die dort den eingängigen Mitsing-Refrain bildet. Die Strophe jedoch wird von knallhartem Brüllgesang dominiert und mutet mit den instrumentalen Breaks schon fast an Metalcore an, was aber für Abwechslung sorgt, ebenso wie das folgende „Bar und Imbiss“, das mich in den Grundzügen an eine schottische Kneipenballade erinnert.
„Fucked with an anchor“ schlägt in die gleiche Kerbe, auch wenn das Intro mit einer Lagerfeuer-Gitarre beginnt. Der Refrain ist zwar schon fast billig plakativ, nistet sich dafür aber sofort hartnäckig im Ohr fest, sodass man die nächsten Tage unweigerlich die Melodie summt oder leise mitsingt. Das um eine Flöte instrumental erweiterte „Pegleg potion“ verbreitet phasenweise Mittelalterflair, für „Man the pumps“ dagegen könnte ein Seemannslied Pate gestanden haben, aber natürlich wurde auch dieses powermetalfiziert. „Rage of the Pentahook“ startet erst als Scottish Folk Song und entwickelt sich dann aber schnell zum Scottish Power Metal. Dem Pentahook selbst sollte man dem Text nach aber besser nicht begegnen. Zum Abschluss von No grave but the sea fährt „Treasure Island“ noch einmal ordentlich Bombast auf und beginnt mit Fanfaren, auch der Refrain holt noch einmal alles heraus. Trotzdem muss ich hier vor allem den Bass lobend hervorheben, dessen virtuoses Spiel hier am besten zur Geltung kommt.

Fazit: No grave but the sea bietet teils überzeichnete Songs über das Piratenleben, irgendwo zwischen Power Metal, Folk und Seemannsliedern, eingängig und mit Texten, die zum Mitsingen einladen – oder auch, je nach konsumierter Rum- und Biermenge, zum Mitgröhlen. Das Ganze bietet definitiv einiges an Reizen, entfaltet seine volle Wirkung aber wohl erst auf einem Live-Konzert. Da mir Gloryhammer im direkten Vergleich zu Alestorm jedoch besser gefallen, bewerte ich das Album mit
:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Anspieltips: Alestorm, Fucked with an anchor, Treasure Island

Alestorm: No grave but the sea
Napalm Records, Vö.:26.05.2017
MP3 Download 13,99 €, erhältlich über alestorm.bandcamp.com/
CD 13,99 €, LP 17,99 erhältlich über shop.napalmrecords.com/alestorm.html
Homepage: alestorm.net
facebook.com/alestormband

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