Vielleicht ist es Kunst, die ich nur nicht verstehe …

AuriTuomas Holopainen, Mastermind hinter den Symphonic-Metal-Riesen Nightwish, wandelt ja schon seit Jahren auch gern einmal auf Solopfaden. Im letzten Jahr hat er sich mit Johanna Kurkela, mit der er auch auf The Life and Times of Scrooge zusammen gearbeitet hat, und Troy Donockley, der mit seinen Uilleann Pipes als festes Bandmitglied zu Nightwish gestoßen ist, für ein neues Projekt zusammengetan: Auri. Sowohl Band als auch Album tragen diesen Namen, nach Auri aus Patrick Rothfuss‘ Königsmörder-Trilogie. Und dieses Projekt sollte etwas ganz anderes werden.


Ich bin generell immer begeistert, wenn sich Künstler auch einmal an etwas Neues heranwagen und nicht immer nur die gleiche Schublade bedienen, daher habe ich die Neuigkeiten zu Auri mit großem Interesse verfolgt. Auch wenn die letzten paar Alben von Nightwish mich nicht vom Hocker gerissen haben, war doch Tuomas Holopainens Nebenprojekt The Life and Times of Scrooge ein echtes Highlight. Ähnliches hatte ich auch von Auri erwartet.
Doch leider, wie das bei hohen Erwartungen manchmal so ist, ist die Enttäuschung dann umso größer. Auri ist weit entfernt von The Life and Times of Scrooge, und selbst die neueren Nightwish-Platten haben mehr zu bieten als diese schwer erträgliche Mischung aus überproduziertem Pop, schlecht nachgemachtem Folk und nicht verstandenem New Age. Einzelne Songs, zum Beispiel „Night 13“ und „The Space between“, sind immerhin „nur“ poppig und damit noch das anhörbarste Material auf dem Album, während ich „Savant“ und das schmalztiefende „Aphrodite rising“ nicht einmal komplett anhören konnte. (Ich hoffe wirklich, Aphrodite hatte einen besseren Soundtrack, als sie aus ihrer Muschel kam.)

Auri ist geprägt von unerklärlichen Stilmixen, unzusammenhängenden Ideen und möchtegern-komplexen Harmonien – ein Trend, der mir schon bei den Soloalben von Ex-Nightwish-Sängerin Tarja und auch den letzten paar Nightwish-Alben fürchterlich negativ aufgefallen ist. Es scheint fast, als hätten manche Künstler Sorge, als zu flach oder simpel wahrgenommen zu werden, und müssten deswegen aufgeblasene, pseudomoderne Kompositionen von sich geben, „weil das ist Kunst“.
Mit der Stimme von Johanna Kurkela kann ich persönlich nicht viel anfangen, aber zu dieser Art von Musik passt sie durchaus.

Holopainen, Kurkela und Donockley versuchen sich an einem für sie neuen, experimentellen Stilmix, aber was dabei rauskommt ist eine schleimig-glatt produzierte Mischung, die mal nach Bollywood und mal nach Alanis Morissette klingt, aber selten nach irgendetwas, das ich mir gern an einem verregneten Samstagnachmittag anhören würde. Aber wer „Edema ruh“ vom Nightwish-Album Endless forms most beautiful mochte und fand, dass es weniger Rums und mehr überproduzierten Pop vertragen könnte, für den ist Auri eventuell das Richtige. Und offenbar sind weitere Alben von Auri geplant – juhu.

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Anspieltipps: „The Space Between“, die zweite Hälfte von „Them thar chanterelles“

Auri: Auri
Nuclear Blast Records, 23.3.2018
Digitaler Download € 9,99 über alle gängigen Portale
Digipack CD € 16,99
Nuclear Blast

Tracklist:
1. The space between – 4:58
2. I hope your world is kind – 5:00
3. Skeleton tree – 4:17
4. Desert flower – 6:01
5. Night 13 – 4:22
6. See – 5:11
7. The name of the wind – 3:48
8. Aphrodite rising – 5:31
9. Savant – 4:25
10. Underthing solstice – 7:06
11. Them thar chanterelles (feat Liquor in the Well) – 5:21

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