Düstere Perfektion

Avatarium-the-fire-I-long-forDie Zeit vergeht so schnell, dass meine Schweden-Doom-Rock-Lieblinge Avatarium schon wieder was Neues rausgebracht haben (den Live-Mitschnitt ihres Konzertes in Stockholm im Januar 2020, An evening with Avatarium, erschienen am 04.12. bei Nuclear Blast), bevor ich noch die Gelegenheit hatte, The fire I long for ausführlich zu besprechen. Jetzt ist schon ein Jahr vergangen, das von vielen Dingen – vor allem natürlich die Corona-Pandemie – verschluckt wurde, das trotz aller Stagnation rasend schnell verging. Gute Musik verjährt aber zum Glück nicht, weshalb ich euch The fire I long for trotzdem noch mal kurz in Erinnerung rufen möchte – und vielleicht ist die Zeit, bis man diese Ausnahmeband mit dem Album dann live sehen kann, dann auch nicht mehr so furchtbar lang. Hoffen wir das Beste.
Viel hatte sich zwischen dem fulminanten Vorgänger Hurricanes and halos und The fire I long for getan, vor allem sind Jennie-Ann Smith und Marcus Jidell Eltern geworden – grattis an dieser Stelle nachträglich! Auch personell gibt es Neuerungen, statt Lars Sköld sitzt mittlerweile Andreas Habo Johansson hinter den Kesseln. Leif Edling ist weiterhin im Hintergrund dabei, hat allerdings nur noch drei Songs beigesteuert, die anderen haben Jennie-Ann und Marcus komponiert. Dass die beiden aber genauso gute Doom-Kracher schreiben können, beweist der Opener „Voices“, der ordentlich schleppend und tiefergelegt daherkommt und bei dem Jennie-Ann gleich mal ihre sensationelle Stimme präsentieren darf. Auch „Rubicon“ schlägt in diese Kerbe und punktet vor allem mit einem zwingenden Refrain. Noch zwingender und wunderwunderschön ist „Lay me down“, ein langsamer Song, der weder Doom noch Siebzigerrock, sondern von Americana-Anleihen durchzogen ist. „Porcelain skull“ mischt toll den Druck von „The girl with the raven mask“ mit tonnenschweren Riffs. Ein hervorragender Übergang, denn bei „Shake that demon“ wird wieder der Rock’n’Roll ausgepackt, natürlich von der pechschwarzen Art. Wer bisher die deutlichen Psychedelic-Einflüsse des Vorgängeralbums vermisst hat, darf sich über „Great beyond“ freuen, bei dem Jennie-Ann mit verzerrter Stimme singt und die Hammond-Orgel flirren darf. Der Titeltrack „The fire I long for“ nimmt sich sehr zurück und gibt Jennie-Ann viel Raum für den Gesang – wieder wunderschön und intensiv! „Epitaph of heroes“ führt an die Bandanfänge zurück – astreiner Doom, der hier nach den Entwicklungen der letzten Alben fast ein wenig aus dem Rahmen fällt. Trotzdem natürlich ein spannender Song und live ein garantierter Nackenbrecher. Der Sprung zur leicht jazzigen Ballade „Stars they move“ ist auch recht gewagt, die könnte ein guter Filmsoundtrack sein.

Mit The fire I long for kehren Avatarium nach dem rockig-psychedelischen Hurricanes and halos wieder mehr zu ihren Doom-Wurzeln zurück, vergessen dabei aber nicht ihre anderen Einflüsse – wie zum Beispiel die Americana-Anleihen bei „Lay me down“. Die Songs sind auf den Punkt und von Marcus Jidell natürlich hervorragend produziert. Avatarium haben endgültig ihren Sound gefunden, und ich bin gespannt, wie sie sich noch weiter steigern werden.

Anspieltipp: Rubicon, Lay me down, Epitaph of heroes

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Avatarium: The fire I long for
Nuclear Blast, ET: 22.11.2019
Länge: 43:58 Minuten
Kaufen: € 15,99 Digipack bei Nuclear Blast 

Tracklist:
1. Voices
2. Rubicon
3. Lay me down
4. Porcelain skull
5. Shake that demon
6. Great beyond
7. The fire I long for
8. Epitaph of heroes
9. Stars they move

(1705)

1 Kommentar

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] düster durch den Bass und stimmlich perfekt inszeniert wird „Lay me down“ vom jüngsten Album The fire I long for aus dem Jahr 2019. „Avatarium“ mit seinem gespenstischen Setting und der passenden […]

Kommentare sind deaktiviert.