Der Stolz der Kelten!
Seit Jahren stelle ich immer mal wieder fest, dass es sich besonders im Universum des Black Metal lohnt, auch kleineren, eher unbekannten Bands / Labels / Distributionen eine Chance zu geben. Cán Bardd aus der Schweiz sind eine dieser Veröffentlichungen. Am 30. März 2018 erschien ihr Debütalbum Nature stays silent über eines der für mich besten Labels Northern Silence Productions. Dylan Watson (Drums) und Malo Civelli (Vocals, Guitars, Keyboards) agieren seit der Gründung 2016 als Duo. Thematisch dreht sich alles um das Keltentum. Die dargebotene Musik lässt sich als epochaler Celtic Folk Black Metal umschreiben. So könnten heute auch Primordial klingen, tun es aber nicht! Hier meine Höreindrücke für euch:
Die Produktion des Albums ist zum Glück oldschoolig gehalten und nicht wie bei so mancher Band von der Technik zerstört und widerlich glattgebügelt. Alleine das Intro „Introduction“ verdient es, Tausende von Malen gehört und erhört zu werden. Man wird förmlich in die Epoche hineingesogen und auf das restliche Album vorbereitet. Lasst die Reise beginnen! „My Ancestral“ beginnt ein wenig wie Songs von Adrian von Ziegler. Ein Jahrhundertwerk, das an Macht und Pathos nicht zu überbieten ist. Alle Tempi werden gespielt, aber am besten sind Cán Barrd in den rasanten Parts. Mir fallen spontan Summoning, Winterfylleth, Eldamar und Cruachan als Vergleich ein. Man freut sich immer förmlich auf das nächste Stück! Das nun folgende „An evolving painting“ ist einer der beeindruckendsten Titel im großen Sammelbecken des atmosphärischen Black Metal. Mir schießen Namen wie Ulver oder Lord Agheros in den Sinn. Mit Gänsehaut auslösenden Chören versehen wird Richtung Mittelerde marschiert. „Meditation glaciale“ und „Underwater“ führen den roten Faden mit Vehemenz, Schönheit und Hingabe weiter. Nicht zu vergessen, dass es sich um das Debüt der Band handelt. „Ocean“ ist wohl eines der folkloristischeren Stücke der CD. Ein herrlich galoppierendes Tempo, unterstützt von einer Melodie, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ich habe so etwas schon immer geliebt, und an dieser Stelle eine Empfehlung von mir: Hört euch einmal die EP From Haavardstun der aus Norwegen stammenden Band Bak De Syv Fjell an. Für Freunde des gepflegten Depressive Black Metal dürfte „Abime“ ein Grund zur Freude sein (im Kontext mit Depressive Black Metal ein wenig paradox, gebe ich zu). Das abschließende „The gift for Nature“ klingt wie eine Liebeserklärung an die Natur. Ein Track, der es würdig ist, dass man für ihn eine neue Schublade kreiert. Nennen wir das Ganze doch einfach mal Celtic Forest Heroic Black Metal!
Fazit: Ein Wahnsinnsalbum vor Odin! Wie oben bereits erwähnt könnten heute Primordial so klingen, und tun es aber nicht mehr. Eine Symbiose aus keltischer Folklore und episch rasendem Black Metal habe ich in dieser Perfektion noch nie zuvor gehört. Dieses Album verdient es, unter die Bestenlisten 2018 zu kommen. Eine Reise, die bei der ersten Sekunde beginnt und fast 61 Minuten dauert. Aus der Schweiz kommen in letzter Zeit einige sehr gute Veröffentlichungen. Meine Empfehlung geht besonders an alle, die mit dem Label Northern Silence Productions warm werden können, und an solche, die gerne gedanklich reisen. Ein Meisterwerk!
Cán Bardd: Nature stays silent
Vö. 30.03.2018
Album zu beziehen unter https://canbardd.bandcamp.com/album/nature-stays-silent
7 CHF
Tracklist
1 Introduction
2 My ancestors
3 An evolving painting
4 Méditation glaciale
5 Underwater
6 Océan
7 Abîme
8 A gift for Nature
Band https://canbardd.bandcamp.com/album/nature-stays-silent
Facebook https://www.facebook.com/CanBardd/
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