Willkommen in der Hölle!

Vor sieben Jahren erblickte Chanid in Polen das Licht der Welt. 2014 folgte dann eine beachtliche Demo (Misterium), danach herrschte erst einmal Grabesstille. Doch wer den Fünfer als Totgeburt abtun wollte, sah sich im Mai diesen Jahres eines Besseren belehrt, denn da ließen Chanid ihr Debütalbum Lucifer auf die Welt los: Eine halbe Stunde knüppelharten, eiskalten, bitterbösen Black Metal, der sich in acht blasphemischen Tracks ganz Oldschool mit dem Finsteren Fürsten befasst.

Chanid-LuciferNach dem Instrumental-Intro „Introit Lucifer“, das keine Zweifel aufkommen lässt, wo Chanid stehen und wo diese Reise hingehen wird, rumpeln sich die Polen, die inzwischen einen neuen Sänger haben, durch „Invocation of Lucifer“ und „Misterium II“, wobei die ersten Erinnerungen an frühe Gorgoroth und Emperor aufkommen. Das wird die nächste halbe Stunde so bleiben: von wenigen Ausnahmen abgesehen, könnte Lucifer auch aus der Mitte der Neunziger stammen, allein ist der Silberling dafür eine Spur zu glatt produziert. „Consummatum Est!“ lässt dann aufhorchen, weil Chanid hier ein etwas melodischeres Grundgerüst gewählt haben, ohne etwas von ihrer Aggressivität aufzugeben. Außerdem dürfte der groovige Refrain auch live ziemlich kesseln und für ordentlich Verspannung in den Nackenmuskeln sorgen. Das nächste Stück, „Pamiec Swiatlosci“, übersetzt etwa „Erinnerung an das Licht“, scheint dann die von Gitarrist Sentiel angekündigte „Einsamkeit und Leid Luzifers“ zu besingen, aber um das eindeutig sagen zu können, reicht mein Polnisch nicht aus. So oder so: Slawische Sprachen klingen im Black Metal einfach toll, und „Pamiec Swiatlosci“ macht da keine Ausnahme. „Under the sign of Lucifer“ und „Ancient forces“ nehmen dann das Tempo streckenweise ein klitzekleines bisschen raus, was im letzten Dritten wirklich gut tut, ehe Chanid mit „Stagnant hours“ den Sack zumachen. Das letzte Stück klingt vergleichsweise klagend; bemerkenswert vor allem das streckenweise leicht doomige Riff, mit dem sich Chanid ein letztes Mal vor den nordischen Bands der Neunziger verneigen.

Alles in allem ist Lucifer ein gelungenes Debüt, mit dem Chanid ihre Wurzeln im Black Metal nordischer Provenienz zu verankern suchen. Der Oldschool-Teil klappt soweit auch super und wird konsequent durchgezogen, allein es mangelt ein wenig an einem deutlichen Profil, will sagen: Chanid setzen sich auch nach mehrmaligem Hören nicht so recht von den Norwegern ab. „Pamiec Swiatlosci“ jedoch lässt hoffen, dass Chanid schon bald ihren eigenen Weg finden werden. Ich werde die Polen auf jeden Fall im Auge behalten, und wer mal wieder so richtig Lust auf einen „blast from the past“ hat, kann mit Lucifer auf keinen Fall etwas verkehrt machen!

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Chanid: Lucifer
Beverina / Casus Belli Musica, 15. Mai 2018
ab 10 € auf Bandcamp erhältlich

Tracklist:
01. Introit Lucifer
02. Evocation of Lucifer
03. Misterium II
04. Consummatum Est!
05. Pamiec Swiatlosci
06. Under the sign of Lucifer
07. Ancient forces
08. Stagnant hours
Gesamtspielzeit: 29:40

Lucifer Line-up:
Burner of the Cross (B.O.T.C) – Drums
Sentiel – Gitarre
Forest – Gitarre, Gesang
Necrofilip – Bass

Aktuelles Line-up:
Burner of the Cross (B.O.T.C) – Drums
Sentiel – Gitarre
Forest – Gitarre, Gesang
Necrofilip – Bass
Shadar – Gesang

Besucht die Band unter auf ihrer Facebook-Seite. Ins Debütalbum Lucifer könnt ihr auf YouTube reinhören.

 

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