„Irgendwann is da Friedhof auch dei Adress“

christoph-theussl-endlichIn der taz war zu lesen, dass Christoph Theußl mit seinem ersten Konzeptalbum Endlich „Begräbnislieder zum Mitsingen“ herausgebracht hat. Dem kann ich nur zustimmen. Das Sterbensszenario wird einem nicht in die Gehörgänge gegrowled, aber Gitarre und Gesang sind auch wirkungsvolle Stilmittel.

Anfangs kommt „I bin tot“ schleppend daher, aber das ist ja auch kein Wunder, wenn dem Verstorbenen erst einmal klar werden muss, dass er wirklich tot ist. Und was passiert mit seinen Hinterlassenschaften? Ludwig Hirsch hätte sicherlich auch Freude an diesem Lied. „Steabm, tot und hienig sein“ verschafft uns einen Einblick in die aufkeimende Zugehörigkeit zweier Menschen, und wie das denn nun so weitergehen wird. Hier muss ich an Willy Astor denken, der nicht nur Kabarettist ist sondern auch mit The Sound of Islands sein Gitarrenspiel wirkungsvoll zur Geltung bringt – Theußl macht‘s genauso. Das Lied birgt eine kleine köstliche Überraschung am Ende. Kastagnetten im Hintergrund hört man bei „Die Leich im Koffaraum“, es wird ein makabres Erbe an weitere Generationen weitergereicht. Das Wiener Schottentor und „Da Prinz vom Schottntoa“ bieten ein perfektes Szenario, um die Wege durch die Nacht bis zu ihrem betrüblichen Ende zu beschreiben. Katzenliebhaber aufgepasst: „Die Moritat von den zwei frittierten Katzen“ ist nichts für euch. Das Cello begleitet „Schnöll kamma steabm“ wirkungsvoll, hier muss man einfach grinsen. „Urlaub in Bad Steabm“: Der Ort hat damit eine perfekte Tourismuswerbung. Die atmosphärische Erzählung „Die Moritat vom ungleichen Kampfe des Bauernburschen mit dem unbezwingbaren Drachen“ könnte man auch in einem Marionettentheater aufführen. „Da schönste Tog zum Steabm“ hat schicksalhafte Wendungen zum Inhalt, aber Vorsicht: Der Zeitpunkt kann schneller vorbei sein als man meint. Das Vogelgezwitscher am Ende begleitet den Zuhörer ins nächste Stück. Die anfängliche Idylle ist aber bald vorbei, denn „Wia weadn olle steabm“ wird einem nach jeder Strophe klarer. Durch einen Zufall konnte ich mich im Dezember letztes Jahr von der positiven Qualität von „Gsund gstoabm“ überzeugen. Dank einer Aufzeichnung des Bayerischen Rundfunks gibt es für euch heute die Möglichkeit, das in einer ähnlichen Art und Weise zu erleben:

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Es folgen noch „Die Wölt ist doch ka Scheibm“ und „Die Moritat vom Bienenstaat“. Das erstere ist hintergründig und a bisserl philosophisch. Das zweite macht dem Zuhörer klar, dass auch unter den Zweiflüglern gestorben wird, aber es gibt schon eigenartige Viecherl – und noch witzigere Episoden dazu.

Der aus der Steiermark stammende Christoph Theußl bringt seine Lieder mit einem witzig- makabren Schmäh daher. Bei jedem Titel begleitet sich der Sänger mit der Gitarre, es kommen vereinzelt aber auch noch (verhaltenes) Schlagzeug, Trompete und Mundharmonika dazu. Eigentlich habe ich gedacht, dass nur die Wiener ihre eigene rationalistische Art und das zwinkernde Auge zum Thema Tod haben. Aber die hier auftauchende Leichtigkeit gepaart mit Sarkasmus und dem Lächeln im Gesicht ist auch bei einem Steirer zu finden. So kann man dem Tod auch den Schrecken nehmen.

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Christoph Theußl: Endlich (Lieder für alle die noch leben)
Periplaneta, 17.09.2014
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Songliste:
01 I bin tot
02 Steabm, tot und hienig sein
03 Die Leich im Koffaraum
04 Da Prinz vom Schottntoa
05 Die Moritat von den zwei frittierten Katzen
06 Schnöll kamma steabm
07 Urlaub in Bad Steabm
08 Die Moritat vom ungleichen Kampfe des Bauernburschen mit dem unbezwingbaren Drachen
09 Da schönste Tog zum Steabm
10 Wia weadn olle steabm
11 Gsund gstoabm
12 Die Wölt ist doch ka Scheibm
Die Moritat vom Bienenstaat (Bonus)

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