Hoffnung? Nein!

coverWerte Leserschaft, das Jahr neigt sich so langsam dem Ende zu, und dies bedeutet, dass meine bevorzugte Jahreszeit – der Herbst – bevorsteht, bzw. wir befinden uns fast schon im Winter. Die Bäume verlieren ihre Blätter, und Nebel bettet sich auf die Felder. Die Landschaft gibt ein melancholisches Bild wieder, das sich in jedem Gemüt, das den Herbst liebt, spiegelt. Als musikalische Begleitmusik möchte ich euch ein besonderes Schmankerl ans Herz legen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, diese Band ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Eben aus diesem Grund war ich umso mehr erfreut, das neue und mittlerweile dritte Album der Atmospheric Doom / Death Metal Ausnahmeerscheinung Clouds namens Dor in Händen zu halten. Die beiden zuvor erschienenen Alben Doliu (2014) und Departe (2016) haben mir Lust auf mehr gemacht.

Ich möchte eingangs erwähnen, dass die Spielzeit von knapp 53 Minuten auf nur sechs überlange Songs verteilt ist. Da sollte das Herz eines jeden Old School Death Doom Metal Fans beginnen zu vibrieren. Aber lasst uns mal eben auf eine Reise durch graue, nebelverhangene, triste und dem Verfall geweihte Landschaften begeben. Eröffnet wird die Zeremonie mit dem Titel „Forever and a day“. Anfangs fühle ich mich recht stark an Anathema erinnert. Die gezupfte mit Echo versehene Gitarre, über die sich eine einnehmende, klare Männerstimme legt, die eine atmosphärische Aura erzeugt, die im Mittelteil in bester Saturnus, Shape of Despair und Konsorten-Manier mündet. So etwas wundervoll Trauriges haben meine Ohren lange nicht mehr vernommen. Ein Album mit so einem epischen Track zu beginnen macht neugierig, auf das was da noch kommt. Mein ganz persönlicher Anspieltipp für euch folgt auf dem Fuße. „The last day of sun“ zelebriert den Doom Death. Abwechselnd Growls, die sich nach alter finnischer Schule anhören, und dieser Klargesang. Eine wiederkehrende Melodie und tonnenschweres Drumming. Mit der Sängerin Gogo Melone, die man sich für die weiblichen Gesangsparts in „When I´m gone“ dazugeholt hat, machen Clouds einen großen Schritt in Richtung Gothic Doom Metal. Kräftig, erdig, melancholisch und sehnsuchtsvoll veredelt sie den ohnehin schon grandiosen Track. Parallelen, wenn man denn welche sucht, findet man wohl am ehesten zu Draconian und deren Sängerin Heike Langhans. „Dor“, das titelgebende Stück, ist das mit Abstand düsterste, weil depressivste Stück des Tonträgers. Eine erdrückende Walze aus allem Lebensverneinenden bricht auf den Hörer ein und lässt ihn mit offenem Mund zurück. Skepticism aus Finnland lassen grüßen! „The forever sleep“ könnte, wie der Titel suggeriert, als Begleitmusik zu einem Begräbnis fungieren. Es entstehen Bilder von Friedhöfen, Alleen voller bunter, einst grüner Blätter, Verzweiflung, Lethargie und tiefer Melancholie. Die gesprochenen Parts verleihen dem Ganzen den letzen Todesschliff. Das abschließende „Alone“ treibt mir fast die Tränen in die Augen. Oben erwähnte Bands und vor allem [b]My Dying Bride[/b] zählen seit je her zu meinen Favoriten, und „Alone“ klingt ein wenig wie aus dem Album von My Dying Bride The Angel and the dark River. Die Geige in dem Stück tut ihr Übriges, um das Album abzurunden.

Fazit: Wer dachte, es gäbe nur noch Proto Doom Metal oder Sludge, Drone und Stoner Doom Metal, der irrt. Clouds sind der lebende Beweis dafür, dass es oldschool Doom Death Metal noch gibt. Eine wahnsinnig fette Produktion und eine Klarheit im Klang der Instrumente, die einen förmlich an die Wand drückt. Besonders zu dieser Jahreszeit ist dieses Album sehr zu empfehlen. Für lange Abende mit Freunden, einem Glas Wein oder aber einem langen Spaziergang durch von Vergänglichkeit gezeichneter Landschaft – am besten mit einem Kopfhörer und laut aufdrehen. Ich wette mit euch, dass ihr innerhalb der ersten fünf Minuten Teil des Albums werdet. Für mich das bis dato beste Album dieses Jahres. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.

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CD Clouds: Dor
Bandcamp, Vö. 12.11.2018
7 GBP
Album: https://cloudsofficial.bandcamp.com/album/dor-2

Band: https://cloudsofficial.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/Clouds.Visions/

Tracklist
1 Forever and a day
2 The last day of sun
3 When I´m gone
4 Dor
5 The forever sleep
6 Alone

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