Misunderstanding

Creux-LiesAus dem kalifornischen Sacramento stammt die Band Creux Lies, die sich 2016 gegründet hat. Ihr erstes Album The hearst erscheint 2018, und die Pandemie verschuldet die Verspätung des Nachfolgers. David Wright am Synthesizer, Gitarrist Barry Crider, Bassist Kyle Vorst und Sänger Ean Elliot Clevenger tauschen sich virtuell und online aus, bevor es einzeln ins Studio geht. Diese Arbeitsweise verschlingt ein ganzes Jahr, doch im Oktober ist Goodbye divine endlich erschienen.

Beim Opener „Jungle“ fällt insbesondere der Gesang auf, der oft langgezogen wird und dabei mehrstimmig und nachhallend aufgenommen ist. Der Rhythmus wechselt beständig, ebenso das Tempo. „I am lost“, heißt es im Text, und das kommt ziemlich gut rüber. In „Misunderstanding“ fällt mir als erstes das coole Electro-Wave-Gefrickel auf, und als nächstes ein Melodiefragment von „Sex Dwarf“ von Soft Cell. Ich tanze bereits, als mir zusammen mit dem einsetzenden Gesang O. Children in den Sinn kommen. Kann man tanzen und gleichzeitig traurig sein? Definitiv ja, und auch „Becoming“ bietet sich dafür an. Clevenger klingt stimmlich tatsächlich ähnlich wie Tobias O’Kandi, auch wenn dieser weniger hymnenhaft singt. Für Abwechslung sorgt hier eine Xylophon-ähnliche Melodie. Das folgende „PS Goodnight“ ist schon etwas düsterer und ruhiger angelegt und gleichzeitig auch wieder nicht, vor allem gegen Ende hin.
Nach dem futuristischen Wummern zu Beginn entwickelt sich „Renegade“ zu einem etwas unkonventionellen und sperrigen Song, denn die Harmonien klingen leicht neben der Spur, was aber mit Sicherheit Absicht ist. Irgendwie hat das alles etwas Psychedelisches, wozu auch das komplizierte Drumming beiträgt. Das ist auch in „Lore“ prägnant, ebenso wie der nachhallende Gesang, der hier nicht nur harmonischer klingt, sondern auch Sehnsucht und Wehmut transportiert. In „I wish I was you“ hingegen kehrt der Electro-Wave zurück, und teilweise blubbert es wie bei den alten Depeche Mode. Stellenweise nähert sich der Gesang sogar etwas an Dave Gahan an. Dennoch hört man, dass der Song modern ist. Das abschließende „Wicked“ ist soundtechnisch der düsterste Titel des Albums und klingt etwas geheimnisvoll. Gleichzeitig bildet es einen gelungenen Abschluss.

Fazit: Keine Ahnung, was beim ersten Hören mit mir los gewesen ist, denn ich hatte zunächst gar keinen Zugang zu Goodbye divine und habe Creux Lies erst einmal auf Eis gelegt. Das war wohl ein mieser Tag, der nach Crust Punk verlangte und nicht nach Post Punk. Doch schließlich gab ich dem Album eine neue Chance, und mit jedem Durchlauf ist das Eis mehr geschmolzen. Vor allem „Misunderstanding“ brennt jetzt regelrecht, und der Name des Songs könnte absurderweise Programm sein.
Creux Lies spielen einen ganz eigenen nachhallenden Post Punk mit Anleihen von Goth und Indie, der auch Fans von Bands wie Actors, Whispering Sons und The Soft Moon begeistern sollte.

Anspieltipps: Misunderstanding, I wish I was you

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: (auf dem Weg zur 5)

Creux Lies: Goodbye divine
Freakwave, Vö. 08.10.2021
MP3 8,00 $, CD 12,50 € erhältlich über Bandcamp

Homepage: https://www.creuxlies.com/
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Tracklist:
01 Jungle
02 Misunderstanding
03 Becoming
04 PS Goodnight
05 Renegade
06 Lore
07 I wish I was you
08 Wicked

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