Back to Psychoburbia

Darkness_on_Demand_-_PSAT_FrontHach, da werden Erinnerungen wach an die guten alten neunziger Jahre, als Songs wie „Psychoburbia“ oder „Dance or die“ von gleichnamiger Electro-Band auf keiner guten Grufti-Party quer durch die Republik fehlen durften. Zwischen 1991 und 2011 sind sechs Alben erschienen. Nun führen Wagner, Falgalas und Chris L. die Band unter neuem Namen in eine neue Epoche. Dafür haben sie sich umbenannt in Darkness On Demand, die alte Abkürzung DOD behält also weiter ihre Gültigkeit. Der erste Output Post Stone Age Technology ist nun bei Repo Records erschienen.

Fast schon fanfarenartig eröffnen Elektro-Klänge „I don’t need anybody“ und sorgen für eine gewisse Dramatik, die sich durch den einsetzenden Gesang geschickt steigert. Der Snare-Sound im Rhythmus-Hintergrund klingt fast wie aus „She drives me crazy“ von den Fine Young Cannibals und trägt viel zur coolen Wirkung bei. Der Song wirkt wie ein langes Intro und macht definitiv Lust auf mehr, ist also genau richtig platziert. „Zug Richtung Pankow. Zurückbleiben bitte!“ Mit diesem originellen Sample beginnt „City of the dreamers“, doch zum Glück ist das nicht Udo Lindenbergs Sonderzug, sondern eher der Front 242 Express, der den Hörer „Back to Psychoburbia“ bringt. Dies ist gewissermaßen eine Hommage oder eine Fortsetzung des eigenen Klassikers „Psychoburbia“. Das geschieht sicherlich bewusst und mit einem Augenzwinkern, funktioniert aber auch bestens. Ich bin sicher, dass der Song demnächst in den Gothic-Clubs der Republik laufen wird. Dazu ist aber auch das anschließende selbstbetitelte „Darkness on demand“ prädestiniert, das quasi eine Visitenkarte darstellt, so wie seinerzeit das ebenfalls selbstbetitelte „Dance or die“. Dunkel und treibend und mit einem einem Refrain versehen, der zum mitsingen einlädt. „Take it from the rich“ ist mehr EBM als Electro und wird von einer sphärischen hohen Frauenstimme begleitet, was für einen ungewöhnlichen Effekt sorgt. Das Titelstück „Post Stone Age Technology“ ist vor allem durch den Refrain im Klargesang besonders prägnant. Sonst ist die Stimme mit Distortion versehen, wodurch klangtechnisch eine gewisse Härte erzielt wird. Von den Sounds hingegen fühle ich mich teilweise angenehm an die frühen Der Prager Handgriff erinnert.

„Body bleed“ ist sehr minimalistisch und düster gehalten und hat etwas von Front 242. Stellenweise kommt eine Computerstimme zum Einsatz, die wie von Kraftwerk entlehnt zu sein scheint. Die ganze Kombination ist etwas ungewöhnlich, gefällt mir aber richtig gut. Die Soundcollage „Dark dreams“ wirkt wie ein langes Intro zu „Chain reaction“, das sich mit einem schweren Rhythmus regelrecht voranschleppt. Besonders cool finde ich den kalten Klang von Stahl auf Stahl, mit dem das Schlagwerk unterlegt ist. Die Synthie-Sounds in „Believe in yourself“ erinnern mich teilweise an Erasure, und auch der Refrain ist sehr eingängig. Aber keine Sorge, die Atmosphäre ist trotzdem alles andere als fröhlich, sondern wie gewohnt dunkel. Am auffälligsten bei „Forever“ ist der prägnante Rhythmus, der aber insgesamt etwas monoton wirkt. Auch der Refrain reißt den Song für mich nicht raus, der für meinen Geschmack zu poppig geraten ist. „I don’t believe“ zum Abschluss besitzt zwar einen ähnlichen Rhythmus, im Gesamtpaket ist er aber weniger dominant, und passagenweise erinnert mich die Art des Gesangs an Carl McCoy von Fields Of The Nephilim. Zusammen mit den Synthieklängen ergibt das eine Mischung, die mich noch einmal in Bewegung bringt.

Fazit: Darkness On Demand knüpfen direkt an Dance Or Die an, schlagen aber ein neues Kapitel auf, das die Namensänderung widerspiegeln soll. Der neue Sound ist einerseits zeitgemäß, weist andererseits aber auch viele Parallelen zu den glorreichen neunziger Jahren auf, für die die Fans Darkness On Demand lieben werden. Die Mischung aus Dark Electro und EBM ist also gelungen. Für mein persönliches Empfinden fallen die Songs nach einer starken ersten Hälfte im zweiten Teil von Post Stone Age Technology leicht ab, daher der Punktabzug. Aber macht euch selbst ein Bild und macht euch auf den Weg „Back to Psychoburbia“.

Anspieltips: City of the dreamers, Back to Psychoburbia, Body bleed

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Darkness On Demand – Post Stone Age Technology
Repo Records, 23.02.2018
CD14,95€ erhältlich über Repo Records
Homepage: de-de.facebook.com/darknessondemand/
reporecords.de

Tracklist:
01 I don’t need anybody
02 City of the dreamers
03 Back to Psychoburbia
04 Darkness on demand
05 Take it from the rich
06 Post Stone Age Technology
07 Body bleed
08 Dark dreams
09 Chain reaction
10 Believe in yourself
11 Forever
12 I don’t believe

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