From Russia with Gaze
Das Jahr 2018 hat releasetechnisch für mich brilliert. Unzählige sehr gute bis meisterliche Veröffentlichungen wurden der Metalschar offeriert. Für mich ist es das Schönste, aus der Masse das Besondere herauszupicken. Das Album, das ich euch vorstellen möchte, erschien bereits im Oktober 2018 und ist einer Erwähnung wert. Der in Russland ansässige Musiker B.M. der nebenher auch in anderen Bands (Autumn´s Kingdom, A Light in the Dark) aktiv ist, hat vor kurzem den neuen Silberling Sillage über Casus Belli Musica unter das Volk gebracht. Von der Qualität ausgehend, die seine oben erwähnten anderen Tätigkeitsfelder bieten, konnte ich mir dieses Review nicht entgehen lassen.
Wenn ein Album zur besten Jahreszeit, dem Herbst, erscheint und auf dem Pressezettel die dargebotene Musik als Atmospheric / Melancholic Black Metal angepriesen wird, sind meine Erwartungen ziemlich weit oben angesiedelt. Album an, und los geht die Reise! Wie es sich für Atmospheric Black Metal gehört leitet das Intro „A letter to spring“ das Album ein. Grillen ertönen und geschickt legt sich ein Klavier über die Field Recordings. Die Melodie vermag es sogleich geisterhaft, melancholisch und romantisch zu sein. Ich dachte kurzzeitig an Geisterruinen in einem grün-bläulichen Ton gehalten. „Everlasting autumn“ ist ein Paradebeispiel für Traumwanderungen. Kaskadenartige Riffs gepaart mit einem mal im Uptempo, mal im Midtempo sehr gut agierendem Drum. Ich denke auch die ein oder andere Shoegaze / Post Rock Passage gehört zu haben. Das dritte Stück „Pearlescence“ ist mein Tipp, um sich gezielt auf diese Veröffentlichung einzulassen. Manchmal hässlich und kurz darauf doch wieder schön, wird hier mit den verschiedenen Atmosphären jongliert. „Halcyon“ weiß durchaus zu gefallen, ist aber für mich der Track, der bei mir am wenigsten auslöst. Technisch gekonnt gespielt, sind mir die Shoegaze-Melodien ein Ticken zu fröhlich. „Petrichor“ lässt das Herz eines jeden Oldschool Black Metallers höher schlagen. Eine Aggressivität, die sich in rasendem, misanthropischem Black Metal manifestiert und eisigen Frost verbreitet. Etwas Besonderes ist „Redamancy“, besonders weil hier viele Einflüsse zusammenkommen, als da wären die trippigen Drums am Anfang und das melodieführende Keyboard, das wirklich Akzente setzt. Der Track ist nicht besonders düster sondern eher ein wenig verspielt. „Denouement“ fließt wie ein stetig treibender musikalischer Fluss direkt ins Ohr, wegen der Melodie der Gitarre verweilt er doch und macht es sich gemütlich. Als letzten Titel hat man das Outro „A letter from autumn“ platziert um die oben erwähnte Traumwanderung sanft ausklingen zu lassen.
Fazit: Délice reihen sich nahtlos in eine Riege mit Großmeistern des Atmospheric Post Black Metal, Harakiri for the Sky, Agrypnie, Skyforest, Deafheaven und Alcest ein. Wunderschöne Melodien gekonnt gespielt und sehr dicht instrumentierte Epen. Was machen russische Musiker eigentlich noch, außer so gute Projekte zu gründen? Egal, sollen sie auch weiterhin den Spirit hochhalten. Eine absolute Kaufempfehlung von mir. Gebt dem Ganzen eine Chance, und ihr werdet es nicht bereuen.
Anspieltipp: Petrichor, Redamancy
Délice: Sillage
Bandcamp, Vö. Oktober 2018
name your Price unter https://delice.bandcamp.com/
Tracklist
1 A letter to spring (Intro) 01:0
2 Everlasting autumn 05:32
3 Pearlescence 06:39
4 Halcyon 05:58
5 Petrichor 04:43
6 Redamancy 06:25
7 Denouement 05:59
8 A letter from autumn (Outro) 01:13
Band: https://delice.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/deliceband/
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