„Selbst die kühnste Phantasie könnte sich kein Panorama von gleich trostloser Verlassenheit ausdenken“*

np0461Immersion ist das Debüt der noch jungen Atmospheric-Black-Metal-Band Depicting Abysm aus dem schönen St. Petersburg, das im Dezember letzten Jahres via Naturmacht Productions erschienen ist. Verantwortlich zeichnen die beiden Musiker A (alle Instrumente/Synths) und K (Vox), und das allein macht schon deutlich, worauf Depiciting Abysm abzielt: Der Einzelne tritt voll und ganz in den Hintergrund im Angesicht des übermächtigen, weiten Ozeans, der ebenso schön wie tödlich ist. 

Das Meer ist zentrales Thema in den vier Stücken, von denen mit acht Minuten Längen der rein instrumentale Opener „On the Waterfront“ das Kürzeste ist. Hauptinspirationsquelle sei, so die Band, vor allem Poes Kurzgeschichte Descending into the Maelström gewesen; eine musikalische Umsetzung eines schwierigen Themas, die allerdings durchaus gelingt. Wie die Kollegen von Hallig erschaffen Depicting Abysm mit ihren Songs eine ganz eigene Stimmung, die sofort – und das liegt nicht nur am Meeresrauschen und Sturmtosen im Hintergrund – an karge, zartgrüne Küstenlandschaften denken lässt, die unter einem schweren grauen Himmel liegen und der wilden See ausgeliefert sind. Depicting Abysm bleiben dabei sehr, sehr ruhig, viele Passagen glänzen vor allem durch die langsame Schwere der sich allmählich steigernden Musik, die sich selbst dann immer wieder zurücknimmt, um dem Meer Platz zu geben. Die Songs bestechen dabei weniger durch Originalität im Songwriting, denn vor allem durch die Stimmung, die sie erzeugen und zu halten wissen. 

[embedplusvideo height=“402″ width=“520″ editlink=“http://bit.ly/1qDSppA“ standard=“http://www.youtube.com/v/vIh_e9VDwgg?fs=1″ vars=“ytid=vIh_e9VDwgg&width=520&height=402&start=&stop=&rs=w&hd=0&autoplay=0&react=1&chapters=&notes=“ id=“ep4838″ /]

Inhaltlich befassen sich Depicting Abysm mit Gefühlen und Gedanken dreier Menschen, die sich allesamt mit dem Ozean auseinandersetzen müssen: Dem Seemann („Le Mariniste“), einem Maler, der versucht, die Erhabenheit der Natur einzufangen („Descent“), und dem Dichter („Anxious Water“), den das Wilde und Raue fasziniert. Dabei wechselt Sänger K zwischen diesem typischen Depressive-Black-Metal-Kreischen, das extrem hoch und klagend ist, und tieferen Growls hin und her. Dabei hält er gerade mit den oberen Tönen sehr gut die Balance, sodass sich die beinahe tierischen Klagelaute sehr gut in die Musik – und damit auch in das Bild, das Depicting Abysm hier zeichnen – einfügen. Keine Klagen hier. 

Alles in allem ist Immersion recht solide abgeliefert und holt mich vor allem mit dem Gedanken ans Meer ab. Wer’s nicht immer hart und schnell auf die Fresse braucht, sondern auch mal ne Dreiviertelstunde aus dem Fenster starren und sich wie in einem alten Holzschnitt aus Poes ersten Werkausgaben fühlen möchte, der darf hier gern zugreifen. Über die gesamte Spielzeit wird Immersion allerdings etwas eintönig: Es fällt schwer, festzustellen, wo ein Song endet und der nächste anfängt, zumal die sich sehr ähnlichen Riffs nach einer Weile alle gleich klingen. Als Soundtrack zu einem düsteren Tagtraum tut’s Immersion allerdings jederzeit!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: :mosch2: 

Anspieltipp: „Anxious Water“

Depicting AbysmImmersion
Naturmacht Productions, 31.12.2013
10,00 Euro – Kaufen 

Bei Bandcamp  oder auf YouTube anhören
Depicting Abysm auf Facebook

Tracklist: 
1. On the Waterfront 
2. Descent 
3. Le Mariniste 
4. Anxious Waters 

Gesamtspielzeit: 42:00

—————————————————-
*Zitat aus: Edgar Allen Poe: Hinab in den Maelström. Projekt-Gutenberg.de

(3812)