Erhabene Schwermut

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Endlich liegt mir das frisch erschienene Album Sovran der schwedischen Band Draconian vor. Die Geschichte von Draconian reicht bis ins Gründungsjahr 1994 zurück. Zwei Jahre danach veröffentlichten sie ihr erstes Demo Shades of a lost Moon stilecht auf Tape, limitiert auf 215 Exemplare, die natürlich bald ausverkauft waren. Damals wie heute spielt die Band eine sehr melodisch-melancholische Form des Gothic Metals. Die 6-Member-Formation behandelt thematisch den Verlust, die Einsamkeit und die Hoffnungslosigkeit in ihren Texten.

Eine Neuerung gleich vorweg: Man findet keine 10-Minuten-Tracks auf dem aktuellen Album, so wie zu Zeiten von Arcane Rain Fell. In 63 Minuten Spielzeit deckt die Band sämtliche Stimmungen ab, die man im Gothic Doom Metal nur abdecken kann. Einen Track wie Heavy Lies the Crown“ als Opener zu platzieren, finde ich sehr gelungen. Das Stück weist alle Trademarks auf, die Draconian ausmachen. Langsame, traurige Melodien und der Gesang von Heike Langhans, der einfach nur betört. Track 2 The Wretched Tide beginnt mit einer Violine, die während des Songs immer mal wieder zum Einsatz kommt. Was an diesem Track sehr gut gemacht ist, sind die „The Beauty and the Beast-Vocals“, die teilweise gleichzeitig vorgetragen werden.Pale tortured Blue ist der eingängigste Song des Albums. Feinste Gothic Harmonien treffen auf Death Metal Growls und Doom in seiner eingängigsten Form. Stellar Tomb ist mit seinem gefälligen Refrain schon fast ein wenig poppig, jedoch nicht im negativen Sinne. Dieser Track erinnert mich an Todesbonden, ebenfalls eine Gothic-Doom Metal Band, deren Album Sleep now, quiet Forest in eine ähnliche Kerbe schlägt. No lonelier Star ist dann der Death Metal-lastigste Titel des Albums. Er ist zwar immer noch tief im Doom verwurzelt, jedoch beschleicht einem beim Hören das Gefühl, dass der Track ein wenig straighter nach vorne geht, fast schon eine böse Aura kreiert. Dusk Mariner mit seiner fast 8-Minuten-Spielzeit ist ein Stereotyp eines klassischen Gothic Doom Metal Songs. Kriechend, Gänsehaut erzeugend und zutiefst melodisch. Dishearted geht in die gleiche Richtung. Dieser Track ist jedoch der einzige, der beim Hören keine Emotionen freigesetzt hat. Die geliebte Melancholie und Trauer werden hier leider nicht in den Hörer transportiert. Rivers between us ist das Highlight des Albums. Fast schon Paradise Lost-artige Songstrukturen gemischt mit der Melancholie alter Anathema oder My Dying Bride Werke. Das abschließende Marriage of Atlantis mit seinen neun Minuten Spielzeit ist mein persönlicher Favorit. Hier wird alles aufgezeigt, was die Band für mich einzigartig macht. Gothic Doom in Reinform: melodisch, düster, verträumt, sehnsuchtsvoll, traurig, und über all dem schwebt der weibliche Gesang.

Fazit: Für mich eines der Higlights des Jahres 2015. Ein Album das von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Für Anhänger von My Dying Bride, den alten Paradise Lost und vor allem winterlich romantischen Tunes ein Must have.

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Draconian: Sovran
Napalm Records, VÖ. 30.10.2015
MP3 Download 9,99 €
CD 21,99 €
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Bandpage http://www.draconian.se/

Tracklist
1 Heavy Lies the Crown
2 The wretched Tide
3 Pale tortured Blue
4 Stellar Tomb
5 No lonelier Star
6 Dusk Mariner
7 Dishearten
8 Rivers between us
9 The Marriage of Atlantis

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