Eine Reise ins Innere

4PAN1TGleich vorweg möchte ich erwähnen, nichts von dieser Band oder wahlweise Projekt (D’un Autre Temps besteht nur aus einem Mann namens Antoine Guibert) gehört oder gelesen zu haben. Alleine ihr Bandname, der mich an Alcest denken hat lassen, hat eine Review unausweichlich gemacht, da eben jene besagten Alcest eine meiner absoluten Lieblingsbands sind. Seit 2018 erst agiert Antoine Guibert und bedient mit dem neuen, im März 2019 erschienenen Album Nos Mémoires Liebhaber des Post / Atmospheric Black Metal. Zum Glück ist ihr Sound nicht wie in ihrer Heimat Quebec in Kanada üblich dünn produziert, sondern sie gehen einen anderen Weg, und das ist auch gut so. Aber lasst euch von mir in ihre Welt einführen!

Mit einem gutem Gefühl im Ohr und einem gemütlichen Sessel zum Zurücklehnen betätige ich die Playtaste. Gleich zu Beginn eröffnet man mit einem Monster von Track namens „Vers notre perte“. Eingeleitet von einem Regensample offenbart sich mit den ersten Riffs eine melancholisch-nostalgische Melodie, die sich repetitiv unter die Haut gräbt. Ich persönlich denke beim Hören des Songs an Waldeinsamkeit (nicht die Band). Die teils mit leichtem Hall versehenen Gitarren ergießen sich kaskadenartig über die gesamte Spielzeit. Ein wunderbarer Song gleich zu Beginn, so etwas fesselt noch mehr! Wüsste man nicht, dass „Entre deux mondes“ ein einziger Song ist, der transzendentaler nicht sein könnte, würde man ob der geschickten Wechsel der Tempi, zwischen laut, leise, akustisch und symphonisch denken, es wären vier Songs. Selten habe ich solche fließenden Übergänge gehört wie auf dieser Veröffentlichung. Die gesprochenen Parts und die leicht industriellen Parts sind besonders hervorzuheben. „Des visages sombrets“ läutet die zweite Hälfte der knapp 43-minütigen Spielzeit ein. Ein ruhiger, mystischer Ritual Post Rock Track, der es versteht, den Hörer weiter in den Bann zu ziehen. Mein Gedanke war sofort, hoffentlich geht das Album so weiter. Mit „Souviens-toi…“ bietet man dem geneigten Hörer auch mal eine andere Seite. Fast schon progressiv wird hier Post Rock, mittelschwerer Doom Rock und Groove zu einem homogenen Ganzen geformt. Gefällig und geht gut in die Beine! „Nos Mémoires“ ist durch seine fast schön fröhlich hüpfende E-Gitarre ein Ohrenfräser par excellence. Die Growls sind so punktuell gesetzt, dass das eine wohl nicht ohne das andere funktionieren würde. Passend zu einem Album mit solch einer Atmosphäre wird man mit „Disparus“ noch ein letztes Mal durch die audiovisuelle Klanglandschaft geführt, bevor es wieder in die Realität zurückgeht.

Fazit: Aus Kanada kommen in letzter Zeit viele interessante Black Metal Acts. Man denke nur an Forteresse, Unreqvited und As Autumn Calls. Ein Glück, dass die Produktion so dermaßen klar ist und man diese herrlichen Kaskaden hören kann; ich denke, mit einer dünnen Produktion wäre es nicht einmal ein Viertel so gut. Für Liebhaber eher ruhiger atmosphärischer Metal-Tonkunst, die aus dem Alter heraus sind, in dem man auf Teufel komm raus noch Bosheitsrekorde und vor allem ICE-Geschwindigkeiten zu seinen Favoriten zählt. Das Album steht momentan in meiner Top 5 Releases 2019. Eine wirklich von Herzen kommende uneingeschränkte Kaufempfehlung.

D’un Autre Temps: Nos Mémoires
A Pile of Graves Records, Vö. 01.03.2019
1$ CAD Bandcamp

Tracklist
1 Vers notre perte
2 Entre deux Mondes
3 Des visages sombrets
4 Souviens-toi…
5 Nos Mémoires
6 Disparus

Facebook: https://www.facebook.com/duatqc
Homepage: https://duatqc.bandcamp.com/releases

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