The Boys are back

Duran_Duran_FUTURE_PAST_albumcover_artwork_1000pxDURAN DURAN, muss man diese 1978 gegründete Band noch irgendwem groß vorstellen? Wenn, dann hat diese Person die Achtziger verpennt oder war noch nicht geboren. Sänger Simon Le Bon, Bassist John Taylor, der nicht verwandte Schlagzeuger Roger Taylor und nicht zuletzt Nick Rhodes am Keyboard waren die Vorreiter der New-Romantic-Bewegung und lieferten mit New-Wave-Megahits wie „The Wild Boys“, „Hungry like the wolf“ oder „Rio“ einen elementaren Bestandteil zum Soundtrack der Achtziger. Und im Gegensatz zu manch anderen Vertretern sahen sie dabei nicht nur umwerfend gut aus, sondern waren auch im gleichen Maße musikalisch.
Vierzig Jahre nach ihrem selbstbetitelten Debütalbum 1981 ist kürzlich mit FUTURE PAST das 15. Studioalbum der Ausnahmeband erschienen, mit dem sie auch das 40-jährige Jubiläum der Bandkonstallation feiern.

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Bildmaterial: Nefer Suvio

Gleich zu Beginn von „INVISIBLE“ liegt da etwas in diesem Beat, dieser Nachhall etwa, der mich direkt an „The Wild Boys“ erinnert. Damit enden zwar die Gemeinsamkeiten, doch das reicht schon, um mich in diese spezielle Stimmung zurückzuversetzen. Auch „ALL OF YOU“ zitiert dessen wuchtige Drums, somit verweisen gleich die ersten beiden Songs auf einen der größten Hits, ohne die Musik als solches zu kopieren. Denn in den Achtzigern sind diese nicht hängen geblieben, sondern gehen gleichsam ebenso gut ins Ohr, wie sie modern klingen. Das wird mit „GIVE IT ALL UP feat. Tove Lo“ sogar noch deutlicher, das gesanglich fast schon balladesk daherkommt, wenn man von dem energetischen Refrain einmal absieht. Die Musik schmiegt sich harmonisch an, ebenso wie die Stimme von Tove Lo, und in dieser Zusammenarbeit zegt sich, dass die Band durchaus auch mit der Zeit gehen kann. Mit „ANNIVERSARY“ feiern DURAN DURAN ihren 40. Geburtstag und haben die große Party dazu auch in einem absolut genialen Video festgehalten. Die Liste der Promis ist ebenso lang wie die rauschende Nacht. Auch musikalisch macht das absolut Spaß, denn das Bassspiel ist ebenso exquisit wie seinerzeit in „Rio“, und auch die hier zum Teil etwas härter gespielten Gitarren sind toll. Beim Titeltrack „FUTURE PAST“ spielt Le Bon seine stimmlichen Stärken voll aus. Die Melodieführung lädt zum Schwelgen ein, zusätzlich unterstützt durch Orchester-Arrangements. Der Song wirkt auf mich wie ein Resümee ihres Schaffens, gleichzeitig deuten die elektronischen Elemente in die Achtziger. Was hier die Vergangenheit ist, das ist in „VELVET NEWTON“ eindeutig die Zukunft. Ein sehr atmospärischer Dance-Track, der kaum Gesang beinhaltet, und der, wenn auch etwas kurz geraten, DURAN DURAN sehr modern zeigt. Mit „BEAUTIFUL LIES“ geht es wieder direkt in die Achtziger, denn das ist perfekt gespielter New Wave Pop, wie ich es einfach mag, und zu dem man einfach tanzen muss. Synthie-Sounds werden hier wieder massiv eingesetzt, ohne dass das Ganze überproduziert wirkt. Ein bisschen schwingen auch die Pet Shop Boys mit.
Im Anschluss ist „TONIGHT UNITED“ im Vergleich dazu etwas schlichter angelegt, besticht aber dafür mit dem Chorgesang im Refrain. Das nachdenkliche „WING“ erinnert mich stark an Sting, der teils ähnlich angelegte Songs im Repertoire hat. Aber auch dieses ruhige Element steht der Band ausgesprochen gut, sodass es in „NOTHING LESS“ gleich noch einmal zelebriert wird. Dabei wirkt es jedoch mit dem weiblichen Background-Gesang komplett unterschiedlich. „LAUGHING BOY“ erzeugt bei mir irgendwie eine ähnlich melancholische Stimmung, wie ich das sonst vom Post Punk her kenne. Auch wenn das „nur“ einer der Bonus-Songs ist, würde er mir in der normalen Ausgabe fehlen, weil man die Band auch nach dieser langen Zeit von einer neuen Seite kennenlernen kann. Sehr funky ist „HAMMERHEAD feat. Ivorian Doll“ geraten, wofür die Depeche Mode-ähnlichen Sounds sorgen, und der sehr cool integrierte Rap-Part von Ivorian Doll zeigt die Offenheit von DURAN DURAN auch gegenüber jungen Künstlern. „INVOCATION“ dagegen kommt sehr erhaben und episch daher, irgendwie eine Mischung aus Filmmusik und Boy George und könnte schon wie der erste Bonus-Song durchaus gern länger sein. „Erasure!“ springt es mich sofort an bei „MORE JOY! feat. Chai“, doch dieser Einfluss stammt tatsächlich von der japanischen All-Girls-Band Chai, die ich auch erstmal googlen mußte. So fröhlich-poppig und beschwingt dieser Song ist, oder einfach entsprechend kawaii, so melancholisch ist im Gegenzug dazu die Klavierballade „FALLING feat. Mike Garson“, dem der frühere Pianist von David Bowie, Mike Garson, seinen Stempel aufdrückt. Doch auch Le Bon lässt reichlich Dramatik in den Gesang einfließen, insgesamt ein würdiger Abschluss.

Fazit: FUTURE PAST ist ein Albumtitel, wie er nicht besser passen könnte. DURAN DURAN greifen auf ihre Wurzeln im New Wave zurück und machen gleichzeitig moderne und zeitgemäße Pop-Musik. Auch die Integration einer neue Generation von Künstlern, mit der sie schon auf dem letzten Werk Paper Gods begonnen hatten, finde ich sehr gelungen. Ein Album also, das alte und junge Fans gleichermaßen ansprechen sollte, und das mit jedem Hördurchlauf an Intensität gewinnt.

Anspieltipps: INVISIBLE, ANNIVERSARY, BEAUTIFUL LIES

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DURAN DURAN: FUTURE PAST
Tape Modern / BMG, Vö. 22.10.2021
CD 15,99 €, als Limited Deluxe 18,99 €, LP 24,99 € erhältl.ich über JPC

Homepage: https://duranduran.com/
https://www.facebook.com/duranduran
https://www.instagram.com/duranduran
https://www.bmg.com/de/

Tracklist:
01 INVISIBLE
02 ALL OF YOU
03 GIVE IT ALL UP feat. Tove Lo
04 ANNIVERSARY
05 FUTURE PAST
06 VELVET NEWTON (Bonus)
07 BEAUTIFUL LIES
08 TONIGHT UNITED
09 WING
10 NOTHING LESS
11 LAUGHING BOY (Bonus)
12 HAMMERHEAD feat. Ivorian Doll
13 INVOCATION (Bonus)
14 MORE JOY! feat. Chai
15 FALLING feat. Mike Garson

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