Soundtrack für die Sommerhitze

Solve et CoagulaInternational in Erscheinung getreten ist das mexikanische Satanic-Death-Industrial Duo Eggvn (ausgesprochen wie „Eggvin” mit einem stimmlosen i, wie eine Freundin auf dem WGT beim Sänger erfragt hat) zum ersten Mal 2017 mit der EP In God we are damned. Die Veröffentlichung der fünf eigenen Songs, samt eines Remixes, erfolgte auf Bandcamp und Spotify, dazu produzierte man eifrig Videos für YouTube. Dank durchgehend hoher musikalischer Qualität, und nicht zuletzt der dichten Atmosphäre der Videos, in denen eine beklemmend satanische Stimmung in sehr alltäglich-moderne Settings transportiert wird, konnte sich die Band mit den Widdermasken recht schnell über eine ordentliche Fanbase freuen. Weitere Kooperationen ließen genauso wenig auf sich warten (man lasse sich bei Gelegenheit einmal ihren Remix von Synapsyches „The ghost DNA” auf deren Album Mirror terror durchs Hirn fegen) wie ein Plattenvertrag mit Danse Macabre Records.
Im April dieses Jahres folgte nun also das erste „richtige Album”: Solve et coagula.

Zum Einstieg sorgt das heiser geflüsterte Intro „Black mass” für die passend schaurige Stimmung, der darauf folgende Kracher „Fear” überzeugt mit denselben Qualitäten wie die Songs auf der EP: Industrial mit starken Electronic- und Black-Metal-Einflüssen. Anschließend wird es jedoch deutlich rhythmischer, „Starless” beginnt mit einem sehr tanzbaren EBM-Beat, bevor die einsetzende Gitarre und diverse elektronische Elemente dem Song seine eigene Note verleihen. Wieder deutlich schwarzmetallischer geht es dann beim strikt im Midtempo gehaltenen „Plague” zu, bevor Eggvn sich mit „Seven words” einen deutlich Industrial-lastigeren, fast schon noisigen Ausflug leisten. Dezente Chants im Hintergrund und teilweise verzerrte Vocals runden das sehr gelungene Experiment ab.
Mit „Data file” hat man nun eine Art Zwischenintro aufs Album gepackt, ganze drei Minuten wird zu dezent sphärischen Klängen nur geredet. Wenn man wüsste, woher der Text stammt, ergäbe das Ganze vermutlich Sinn. Man kann diese Verschnaufpause aber auch einfach als einen neuen Auftakt sehen, denn jetzt nimmt das Album nochmal deutlich an Fahrt auf.
„Purity” zieht das Tempo ordentlich an und entwickelt sich zu einem Industrial/Futurepop-Kracher im Stil früher Grendel– oder RedCell-Alben. „Walk with me” setzt Zeichen mit einem stampfenden Rhythmus, für den sich auch Die Krupps nicht schämen würden, und entwickelt sich zu einer veritablen Melodeath-Ballade mit hohem Mitsingfaktor. Anschließend weckt man mit „Dead inside me” Assoziationen an Aesthetic Perfection, lässt mit „Let the devil shine” und „Heresy” nochmal ordentlich die Sau raus und überrascht dann beim Titelsong „Solve et coagula” mit fast schon fröhlichem Black ’n’ Roll, bevor das schon von der EP bekannte „Mantis” das Album abschließt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Eggvn eine Vielzahl an stilistischen Einflüssen aufgesammelt haben, um sie im heißesten Höllenfeuer zusammenzuschmelzen. Herausgekommen ist ein innovatives und doch sehr solides und stimmiges Album, das an satanischer Intensität der Vorgänger-EP um nichts nachsteht, aber dabei deutlich spannender und abwechslungsreicher daherkommt. Absolute Empfehlung für alle Fans der härteren Klänge (egal welcher Stilrichtung)!

Anspieltipps: „Fear”, „Walk with me”, „Solve et coagula”

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Eggvn: Solve et coagula
Danse Macabre Records, VÖ 26.04.2019
Preis: CD 12,00 € bei Danse Macabre http://dansemacabre.de/produkt/eggvn-solve-et-coagula/
oder bei Out of Line: 15,99 € https://www.outoflineshop.de/eggvn-solve-et-coagula-cd.html

Reinhören (Album Snippets):
https://www.youtube.com/watch?v=xSuVSIXD9Lw&list=PLSF_fMI6g-aTLrXmGPiivNQYOSx0arfAy&index=2&t=0s

oder auf Spotify, aber Achtung: hier gibt es  Eggvn zweimal – einmal in der Schreibweise „Eggvn” (hier liegt die EP und der Synapsyche Remix) und einmal als „EGGVN” (hier findet man das Album).

Tracklist:
1. Black mass
2. Fear
3. Starless
4. Plague
5. The seven words
6. Data file
7. Purity
8. Walk with me
9. Dead inside me
10. Let the devil shine
11. Heresy
12. Solve et coagula
13. Mantis

Text: Ankalætha (SB-Außenstelle Norwegen)

(3247)