Eiszeit, die fünfte

Bereits seit einer halben Eiszeitdekade beschert uns das frostige Hamburger Trio nun schon erfrischenden Sound und auch das neue und bereits fünfte Studioalbum bleibt dem Eisfabrik-Charakter augenscheinlich weiterhin treu. Das neue Album Kryothermalmusik aus der Eisfabrik ist, Gerüchten zu Folge, durch einen folgenschweren Betriebsunfall in der Eisfabrik entstanden. Nach Meldung eines besonders flauschigen Mitarbeiters kam es wohl am 22.11.2019 zu einem heftigen Rotationsausfall in der Eisfabrik, der etwas kauzige und optisch durchaus etwas auffällige Mitarbeiter beschreibt weiter: „Nach diesem Vorfall programmierten sich die Maschinen neu, Eiskristalle begannen zu glühen und die Regenbogenkinder ließen es schneien.“

Und so vielversprechend das klingt, habe ich beim düsteren Opener „Deeper and deeper“ vorerst Bedenken, dass die Eisfabrik doch einen größeren Schaden im Betriebssystem erlitten hat. „No matter“ lässt aber schnell hoffen und spätestens bei „We don’t care“ bin ich wieder an Bord der Eisfabrik, typischer, angenehmer elektronischen Sound à la Eisfabrik bahnt sich stetig den Weg durch den Gehörgang. „Lonely like a wolf“ beginnt mit vertrauten stampfenden Beats, die sich im Verlauf fast schon in poppige Sphären aufschaukeln. Etwas leiser und ruhiger, dennoch eindringlich präsentiert sich „Too late“. „Greetings from far away“ startet mit hintergründig hallenden Beats, die einem das Gefühl geben, auf die Eisfabrik zuzugehen, um darin von den gewohnten Beats empfangen zu werden. Einmal angekommen auf der Tanzfläche hält „Journey of oblivion“ uns weiter in Bewegung. Mein absoluter Albumfavorit ist „And nothing turns“, der bereits mit der Single Rotationsausfall in der Eisfabrik präsentiert wurde, der ist auf dem neuen Album in der Extended Version zu hören und überzeugt auf ganzer Linie. Satter, kräftiger und dennoch warmer Klang, gepaart mit melodischen Beats und einem Text, der unter die Haut geht. Der letzte Satz, nicht auf Englisch sondern Deutsch, unterstreicht den melancholischen Kontext und lässt einen kurz mit Gänsehaut allein zurück im Nachhall der Worte. Hier reinhören: „And nothing turns“

Nach dem schnelleren und beatlastigerem „Opposites collide“ wird es zum Abschluss mit „White Sheet“ noch einmal deutlich ruhiger, der Track lässt in der kryothermalen Endzeitfassung das Album angenehm ausklingen. Fazit: Aus dem Vorband-Schatten sind Dr. Schnee, Der Frost und Celsius mit ihrem Musikprojekt Eisfabrik schon längst deutlich herausgetreten und liefern auch mit ihrem neuesten Werk konstant guten Elektro Synthiepop. Frostig geht es dabei aber nicht wirklich zu, denn die Beats heizen ordentlich ein und lassen einen selten unberührt und unbewegt.

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Eisfabrik: Kryothermalmusik aus der Eisfabrik
RepoRecords, Vö. 24 Januar 2020
ab 14,95 € POPoNAUT

Eisfabrik-official website

Tracklist:
01 Deeper and deeper
02 No matter
03 We don’t care
04 Grim Reaper
05 Lonely like a wolf
06 Too late
07 Greetings from far away
08 Journey of oblivion
09 And nothing turns (Extended)
10 Back home 11 Opposites collide
12 White sheet (Kryothermalversion)

On Tour:

13.03.2020 Frankfurt am Main, Das Bett
14.03.2020 Oberhausen, Turbinenhalle
10.07.2020 Mannheim, MS Connexion Complex
11.07.2020 Niederau / OT Oberau, Freilichtbühne Gellertberg

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