Herz und Härte

Erdling_Daemon

Eine neue Platte und wieder mal ein Besetzungswechsel: Erdling veröffentlichten am 27. Juli ihr drittes Machwerk Dämon, der Schlagzeuger Niklas Kahl, der zu Lord of the Lost gewechselt ist, hat einen würdigen Nachfolger mit Christian Eichlinger. Seit zwei Jahre verfolge ich jetzt schon ihre Laufbahn und war immer wieder sehr angetan von ihren Veröffentlichungen. Auch ihr Auftritt im Backstage im Januar 2017 war sehenswert. Ich bin gespannt, was das teuflische Wesen anzubieten hat:

Den Opener gibt „Erdling“, er ist eine gute Einstimmung für die Fans an den Boxen oder in einer Halle. Die Texte und Musik sind insgesamt sehr gut arrangiert, es wurden vermehrt synthetische Grooves eingebaut, so klingt das gut! Das neue Bandmitglied weiß sich auch immer wieder zu behaupten, im Zusammenhang mit dem Programming bildet das eine schöne Symbiose (zum Beispiel „Tieftaucher“). Richtig düster wird es mit „Nichts als Staub“, gefühlvoll und wehmütig mit „Schau nicht mehr zurück“ und „Im Labyrinth“, hier ausdrucksstark durch die Streicher. Zwischenmenschliche Geschichten dürfen in dieser Darkrock- bzw. NDH-Scheibe natürlich nicht fehlen: „Wieso weshalb warum“ hat einen schnellen Takt und stellt einen Beteiligten auf eine harte Probe. Aber auch die aktuelle gesellschaftliche Lage findet Ausdruck in dem sehr gut gelungenen Song „Tod und Teufel“ und dem eingebrachten Gitarrensolo. Eine Art Wechselbad entsteht bei „Ungeheuer“, da kämpfen zwei Seiten eines Ichs, sehr überzeugend! Mitten im Sommer wird uns auch ein „Winterherz“ offeriert, das Midtempo untermalt das Ende einer Beziehung. Ich bin mir sicher, dass der Track so manche Goth-Seele erfreut. „In meinen Ketten“ lässt mich an Unzucht und ihre wiederkehrenden Metal-Anteile durch den Gesang von De Clerq denken. Das ist nicht so mein Fall, weder beim Vorbild noch bei den Nachahmern.

Der deutschsprachige Darkrock bzw. die NDH hat mit Erdling eine junge und dynamische Erweiterung erhalten. Ihr drittes Album ist noch ausgefeilter und präziser, da bekommt man wirklich Lust drauf, die Jungs (wieder) live zu erleben. Der verstärkte Einsatz von elektronischen Bestandteilen hat mir sehr gut gefallen, der Ausflug in den Metalbereich ist nicht schlecht, aber ein Zuviel könnte Fans kosten. Die Gitarren legen eine harte Gangart vor, und der neue Schlagzeuger leistet ganze Arbeit. Dämon ist eine abwechslungsreiche Veröffentlichung, die den Anhängern des Genres ein Reinhören wert sein sollte.

Anspieltipp: Tieftaucher, Schau nicht mehr zurück, Tod und Teufel

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Erdling: Dämon
Out of Line, Vö. 27. Juli 2018
13,99 € beim Label

Tracklist:
01 Erdling
02 Tieftaucher
03 Nichts als Staub
04 Schau nicht mehr zurück
05 Wieso weshalb warum
06 Maschinenmensch
07 Tod und Teufel
08 Ungeheuer
09 Winterherz
10 Im Labyrinth
11 Die Zeit heilt alle Wunden
12 In meinen Ketten

(2368)