Eisige Intensität

Ewigeis – Kennern der bayrischen Black-Metal-Szene ist das Ein-Mann-Projekt von Saat sicher noch ein Begriff, das sich zwischen 2008 und 2018 mit diversen Veröffentlichungen und Live-Auftritten (u. a. zweimal beim Dark Easter Metal Meeting) einen guten Namen im Untergrund erspielt hatte. Auch wir bei Schwarzes Bayern waren Fans des rohen, ungeschliffenen Sounds und betrübt, als Ewigeis dann zu Grabe getragen wurde. Umso größer war die Freude, als Ewigeis plötzlich als Support von Possessed im Sommer 2023 angekündigt war (Konzertreview hier) und auch sonst wieder mehr von der – mittlerweile als Trio agierenden – Band zu lesen war. Und dann gab es im August 2024 auch noch neue Musik in Form der EP Eisschlag. Wenn das nicht vielversprechend ist!

Cover-EwigeisAcht Jahre sind vergangen seit der letzten Single Kraft mit den Songs „Kraft“ sowie „Aus Untergang wird Neubeginn“ – damals schon ein Blick in die Zukunft? Ewigeis anno 2024 klingen erfreulicherweise grundsätzlich immer noch so wie früher: kalter, roher Black Metal mit deutschen Texten, mal schön geknüppelt, mal im etwas getrageneren Mitnicktempo. Die Produktion ist etwas satter als früher, aber nicht zu perfekt – gerade richtig also. Doch nachdem Saat mit Skuld am Bass und Angsul am Schlagzeug (schon früher der Session-Drummer von Ewigeis) nun zwei feste Mitstreiter*innen an seiner Seite hat, eröffnen sich mehr musikalische Möglichkeiten, was dem Gesamtsound sehr gut tut. Skuld steuert auch weibliche Vocals (oder besser gesagt: schwarzmetallisches Krächzen) bei, eine schöne Abwechslung. Überhaupt ist Abwechslung etwas, das diese EP auszeichnet. Der Opener „Finsterhag“ zum Beispiel wechselt zwischen Midtempo und rasend schnellen Knüppelpassagen, zwischen Saat und Skuld am Mikro, und auch herzhafte „Ughs“ dürfen nicht fehlen. Der Titeltrack „Eisschlag“ kommt wunderbar rotzig und schnell daher, mit melancholischem Mittelteil, um dann in der zweiten Songhälfte noch mal richtig Gas zu geben. „Sterbend“ greift die Melancholie, das Insichgekehrte aus „Eisschlag“ auf und verdichtet diese Atmosphäre noch. Und wie die Länge der Songs steigert sich auch die Intensität der Tracks, „Gang des Täuschers“ nimmt die Hörer*innen auf einen sechseinhalb Minuten langen Weg mit, durch schwarzmetallische Raserei, klirrend-ruhige Passagen mit von Skuld gesprochenem Text noch tiefer hinein in die Welt von Ewigeis. Diese Welt ist kalt und finster, aber auch klar und eindeutig, voll innerer Kraft und Überzeugung. Leben und Tod existieren gleichberechtigt, „Sterbend in den Schatten – kein Schmerz und keine Wiederkehr“ heißt es in „Sterbend“ zum Beispiel.

Ewigeis haben sich mit Eisschlag eindrucksvoll zurückgemeldet und in diese EP mit vier Songs mehr musikalische und textliche Atmosphäre, Tiefe und Intensität gepackt als andere Bands auf ganze Alben. Auch nach mehreren Durchläufen gibt es immer wieder neue Details zu entdecken, und oft stellt sich dieses ganz spezielle bittersüße Gefühl beim Hören ein. Wo nötig, entfernen sich Ewigeis soundtechnisch auch mal vom Black Metal, aber nie zu weit, insgesamt regiert hier immer noch rohe, klirrende Kälte. Willkommen zurück, Ewigeis, und bitte mehr davon!

Ein bisschen mehr Ewigeis gibt es übrigens am 14.03.25 im Münchner Feierwerk (im Sunny Red), wo sie zusammen mit Wolves Den und Sum Lights im Rahmen der Chaos Blast Zone auftreten. Da wird es auch die frisch gepressten Silberlinge zu Eisschlag geben. Kommt rum!

Anspieltipp: Eisschlag, Gang des Täuschers

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Ewigeis: Eisschlag
Eigenvertrieb, Vö. 02.08.24
Länge: 19 Minuten
Kaufen: 7 € digital bei Bandcamp 

Tracks:
1. Finsterhag
2. Eisschlag
3. Sterbend
4. Gang des Täuschers

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