Raben, Nornen und Zauberei

fortid-coverFortið waren einst das Soloprojekt von Einar „Eldur“ Thorberg, der nach seinem Umzug von Island nach Norwegen im Jahr 2008 das Projekt zu einer vollen Band erweiterte. Damit änderte sich auch der musikalische Stil ein wenig, andere Einflüsse erweiterten den bis dahin recht traditionellen, harschen Black Metal der drei ersten Alben. Geblieben war aber zum Glück die tiefe, glaubwürdige Verhaftung in der altnordischen Mythologie. Pagan Black Metal wurde daraus, wie man auf Pagan Prophecies gut nachhören kann. Nach einigen Jahren gibt es nun mit dem fünften Album 9 neues Material dieser Band, das nahtlos an den Vorgänger anknüpft und dessen musikalisches Konzept konsequent weiterführt.

Textlich bleibt alles beim Alten, den Hörern werden Figuren aus der altnordischen Welt nähergebracht („Hrafnar“ – die Raben, „Nornir“ – die Nornen, „Galdur“ – von altisländisch. galdr, „Zauberei“). Musikalisch entfernt man sich noch weiter von den Wurzeln, wird noch komplexer und detailreicher, aber auch eingängiger. „Hrafnar“ leitet das Album sehr rhythmisch und kaum schwarzmetallisch ein, was sich dann beim zweiten Song „Hugur“ allerdings wieder ändert: Hier wird doch sehr schön gekeift, geknüppelt und gerattert, ergänzt von ruhigeren Passagen mit Klargesang. Erfreulicherweise geht die Raserei mit interessanten Details – wie schon auf dem Vorgänger Pagan Prophecies – bei „Nornir“ weiter, der Gesang ist hier allerdings eher guttural und weniger Black-Metal-typisch. „Viska“ erinnert anfangs eher an eine Anrufung, wandelt sich dann aber zu einem schön epischen Pagan-Stück. „Leit“ fällt dagegen wieder fast unmetallisch aus, „9“ keift und knüppelt ganz klassisch, um dann im Mittelteil fast schon progressiv auszufallen. „Galdur“ ist hochmelodisch und geht gut nach vorn, ohne an Härte einzubüßen. „Runir“ ist im epischen Midtempo gehalten und kann durch den erhabenen Gesang und die spannende Gitarrenarbeit überzeugen, bevor das Album mit dem ungewöhnlich rockigen „Hof“ ausklingt.

Fazit: Ich bleibe bei dem Urteil, das ich auch schon beim Vorgängeralbum getroffen habe: Rau und ungeschliffen wie früher gefallen mir Fortið sehr viel besser, was aber nicht heißen muss, dass 9 ein schlechtes Album ist. Es steckt voller spannender, intensiver Momente, die sich einem auch erst bei mehrmaligem Hören erschließen. Für mich persönlich passt es jedoch nicht so gut zusammen wie sein Vorgänger. Vielleicht sind mir auch zu viele Gesangsarten auf dem Album, zu wenig klassischer Black Metal, zu viele andere Elemente (die ohne den Anspruch des Black Metals alle toll wären), die mal an Primordial („Galdur“), mal an Moonsorrow oder andere Bands dieser Spielrichtung erinnern. Kurz – da sind viele gute Sachen in 9, aber die Mischung reißt mich nicht so vom Hocker wie die vorherigen Veröffentlichungen der Band. Das ganze Drumherum – Produktion, Cover – sind aber einwandfrei, weshalb es insgesamt noch zu vier Moshern reicht.

Anspieltipp: Nornir, Runir

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

 

Fortið – 9
Schwarzdorn Productions / Soulfood
ET: 27.03.15
Spielzeit: 56:45 Min.
Kaufen: Amazon € 17,99, mp3-Album € 6,99

 

Tracklist:
Hrafnar
Hugur
Nornir
Viska
Leit
9
Galdur
Runir
Hof

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