BLAU, BLAU, BLAU!

Dass ich jemals den Satz „Juhu, mein Heino-Album ist da!“ sagen würde, hätte ich ja im Leben nie gedacht. Und doch ist es kurz vor Weihnachten geschehen. Nachdem ich das Video zu „Schwarz blüht der Enzian“ gesehen hatte, war klar: Die Platte muss her.

Heinos letzter Ausflug in die moderne Pop- und Rockmusik mit dem Album Mit freundlichen Grüßen hat vor zwei Jahren ja bereits die Nation gespalten. War eine Hälfte begeistert von so viel Selbstironie und Mut im Alter, fand die andere Hälfte den platinblonden Schlagerbarden einfach nur peinlich. Verkauft hat es sich trotzdem gut. Damals war das Erfolgsrezept die Neuinterpretation von zeitgenössischer Populärmusik, und offenbar hat Heino Blut geleckt, denn nun dreht er den Spieß um und präsentiert seine eigenen Hits im Gewand von Rock und Metal – bei seinem kleinen Exkurs mit Rammstein hat er gut aufgepasst.

Mit dem titelgebenden Stück „Schwarz blüht der Enzian“ präsentiert er seinen wohl bekanntesten Schlagerhit in 1a-Rammstein-Manier, vom harten Grundsound bis hin zum weiblich gehauchten Intro, das auch direkt aus „Engel“ stammen könnte.
Ganz so hart bleibt es dann aber doch nicht, nicht alle Heino-Klassiker bieten sich für diesen Stil an, vor allem langsamere und „ernstere“ Stücke bleiben stilistisch etwas auf der Strecke. Trotzdem bekommt „Rosamunde“ eine fetzige Bass-Line, „Wir lagen vor Madagaskar“ wird zum derben Metal-Kracher und für „Einer von uns“ wird Rammsteins legendäres „Engel“-Intro sogar knallhart gekl… zitiert. Gegen Ende ist das Pulver meiner Meinung nach allerdings ein wenig verschossen. Im Grunde meines Herzens ist der Schlager, auf dem das alles basiert, dann doch nicht so richtig mein Ding. Trotzdem wird das Album keine Minute langweilig, denn die Umarbeitungen lassen einen teilweise einfach nur mit offenem Mund dasitzen, insbesondere ist da das Intro von „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ zu erwähnen, das mich fast ein bisschen erschreckt hat.Und was ist jetzt das Fazit dieses Ausflugs eines Schlager-Heinis, pardon, Heinos in die Untiefen der Rockmusik? Mit Abstand betrachtet haben seine volkstümlichen Hits ja sogar Gemeinsamkeiten mit Metal: Beides führt bei zu großer Lautstärke zu Protesten der Nachbarschaft, und thematisch geht es meistens um Saufen und F…rohlocken. Außerdem oute ich mich jetzt und bekenne: Heinos volltönender Bariton gefällt mir tatsächlich. Die alten Lieder sind auf Schwarz blüht der Enzian unheimlich einfallsreich arrangiert und besser produziert als so manches ernsthafte Metalalbum. Heinos Mut zu Neuem, sein Humor und seine scheinbar grenzenlose Selbstironie punkten bei mir ganz erheblich.
Würde ich Schwarz blüht der Enzian tatsächlich in meine Playlist packen? Nein. Aber die Idee ist genial, und an der Umsetzung finde ich nichts zu meckern. Für die nächste Party mit humorvollen Metalheads ist die Scheibe zweifellos ein echter Gute (oder Schlechte?)-Laune Kracher und wird vermutlich noch besser, je mehr Enzianschnaps man intus hat.
:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:
Anspieltipps: Schwarz blüht der Enzian, Wir lagen vor Madagaskar
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Heino – Schwarz blüht der Enzian
Starwatch Entertainment, 12.12.2014
14,99€
Tracklist:
1. Intro erst recht
2. Schwarz blüht der Enzian
3. Ja, ja, die Katja, die hat ja
4. Rosamunde
5. Wir lagen vor Madagaskar
6. Jenseits des Tales
7. Einer von uns
8. Die schwarze Barbara
9. La Paloma
10. Komm in meinen Wigwam
11. Schwarzbraun ist die Haselnuss
12. Hoch auf dem gelben Wagen
13. Jetzt erst recht

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