Pizza Pasta Deathrock

NewWaveOfFear-CoverAus dem schönen Bologna stammen Horror Vacui, und nach den bereits veröffentlichten Alben In darkness you will feel allright (2012) und Return of the Empire (2014) ist dieses Jahr der dritte Longplayer New wave of fear erschienen. Höchste Zeit also, um die Death Rocker im Webzine näher vorzustellen. Masbucci und Marcia zupfen die Gitarren und Fabrizio den Bass, Aggio beackert die Felle und Frontmann Koppa steht am Mikrofon. Seit dem Konzert beim 10. Prager Gothictreffen (Link zum Bericht) haben Horror Vacui einen festen Platz in meiner Playlist. Im Sommer waren sie im Münchner Kafé Kult zu Gast und haben trotz erkältungsbedingter Stimmprobleme das Publikum begeistert.

Das einminütige „Intro“ führt den Hörer mit dem Knacken einer Schallplattennadel und statischem Rauschen langsam an New wave of fear heran. Hier spielt ein Klavier, schön und irgendwie beunruhigend zugleich. Dann startet „Grey shadows“, dessen mit Hall belegte Gitarren diesen typischen wabernden Sound erzeugen, wie ihn nur tolle Gothen-Combos spielen können und den ich so liebe. Ich bin direkt hin und weg, endlich wieder Death Rock. Beim folgenden Titeltrack „New wave of fear“ setzt sich die musikalische Stimmung direkt fort, aber der Bass tritt hier deutlicher zu Tage, der Gesang ist eine ganze Spur tiefer und erlaubt sich keine Höhenflüge wie zuvor. Die flirrenden Gitarren von „Forward“ sind von Gothic Rock inspiriert und dominieren den Song. Das Schlagzeug verleiht die nötige Struktur, begleitet vom Bass, während die Stimme sich hier etwas zurücknimmt. „We are the dead ones“ agiert etwas verhaltener, und die Effektgeräte leisten hier ganze Arbeit. Deswegen ist das Stück aber nicht weniger tanzbar, woran der eingängige Refrain natürlich nicht ganz unschuldig ist. Passend zum Titel verbreitet der Song Grabesatmosphäre.
Bei dem Titel „On the other side“ drängen sich zwangsläufig Erinnerungen an Silke Bischoff auf, doch das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Ein gepresstes „Ouch!“ leitet den Song ein und ist gleichermaßen die Aufforderung zum Tanzen an alle, die es bis jetzt geschafft haben, nicht vom Sofa hochzukommen. Die stellenweise wabernden Gitarren und auch der Gesang tragen teilweise Spuren von den frühen The Sisters of Mercy. Auch Gothic Rock steht Horror Vacui gut, und es ist toll, wie der Song dann langsam ausfadet. Das Zusammenspiel aus der tollen Bassmelodie und der Gitarrenarbeit auf „Behind“ versetzt mich sofort wieder in Tanzlaune. Der Gesang erinnert mich hier stellenweise an die gequälten Momente von Sänger Itchy von Shock Therapy, was für besondere Intensität sorgt. In den Zwischenpassagen nehmen sich die Gitarren etwas zurück, sodass das Schlagzeug die Akzente setzen kann. „Don’t dance with me“ heißt es nun, wobei es mir schwer fällt, mich an diese Anweisung zu halten, obwohl das Stück mit seinen ruhigeren Zwischenparts verhaltener ist als seine Vorgänger. Den Bass muss ich auch hier noch einmal loben. Der letzte Song „Upside down“ ist eine Art musikalisch untermalter Spoken-Word-Track. Der Sprechgesang wirkt mal wie in einer Gedichtlesung und dann wieder wie aus einem Hörspiel. Zu ruhigen Klavierklängen endet schließlich New wave of fear.

Fazit: Horror Vacui beweisen, dass Italien mehr zu bieten hat als Pizza und Pasta, bringen endlich neue Impulse ins Death-Rock-Genre und erweitern dieses durch kleine Ausflüge in Richtung Gothic Rock. Verschiedene Mitglieder spielen auch in Crust-Punk-Bands (Sänger Koppa beispielsweise ist auch mit Kontatto und Campus Sterminii aktiv), aber den Crust kann ich so aus der Musik nicht heraushören, den Punk hingegen schon. Aber das macht auch nichts, denn sie geben sich hier ganz ihrer dunklen Leidenschaft hin. Horror Vacui sind für mich eine der besten Combos zur Zeit und gehören in jeden schwarzen Plattenschrank.

Anspieltips: New wave of fear, On the other side, Behind

Horror Vacui: New wave of fear
Gothic Music Records, Vö. 14.04.2018
MP3 Download 7,00 €, Tape 6,99 €, CD 11,99 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://www.facebook.com/horrorvacuidark/

Tracklist:
Intro
Grey shadows
New wave of fear
Forward
We are the dead ones
On the other side
Behind
Don’t dance with me
Upside down

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