Ein Phönix aus Eis

Immortal - Northern Chaos Gods - ArtworkNach neun Jahren sind die Tore nach Blashyrkh endlich wieder offen, und wieder weht der eiskalte Wind von Norden herab: Immortal sind zurück! Northern Chaos Gods heißt das erste Album, das die Norweger, inzwischen nur noch zu zweit unterwegs, seit All shall fall auf den Markt gebracht haben – nach dem ganzen Hickhack um den Bandnamen und Abbaths Ausstieg hat man damit ja kaum noch gerechnet. Demonaz (Gitarre, Gesang) und Schlagzeugmaschine Horgh haben sich dafür die Unterstützung von Peter Tägtgren, der auch für die Produktion verantwortlich zeichnet, am Bass geholt. Schon allein das lässt auf ein gutes Album hoffen, aber die bange Frage, die sich ein jeder Fan im Vorfeld gestellt hat, bleibt: Wie funktioniert Immortal ohne Abbath?

Mit dem Opener „Northern Chaos Gods“ machen Immortal eines von Anfang an glasklar: Ja, sie sind immer noch Immortal, aber jetzt sitzt Demonaz am Steuer. Der erfindet das Rad keineswegs neu, sondern besinnt sich auf die musikalischen Wurzeln dieses schwarzmetallischen Urgesteins: unbarmherzige, rasende Riffs fegen aus den Lautsprechern wie ein eisiger Wintersturm. Damit haben wir alle ja noch gerechnet; ebenso damit, dass die Drums absolute Oberklasse sein würden, und dank Peter Tägtgren kommen auch die Tiefen nicht zu kurz. Angst hatte ich eigentlich nur vor den Vocals, aber die nimmt Demonaz einem mit der ersten Silbe: von „Northern Chaos Gods“ bis zum letzten Track, „Mighty Ravendark“ (nein, das ist keine Neuaufnahme von „Blashrykh (Mighty Ravendark“) hält er konstant das Niveau, um es in den letzten beiden Stücken noch zu steigern. Nach dem Opener galoppieren wir in bester Immortal-Manier mit „Into battle ride“ in eine epische Schlacht; den Galopp gibt es dann in „Grim and dark“ gleich nochmal, damit ja kein Elan verloren geht. Dazwischen befinden sich die „Gates to Blashyrkh“, das ebenso wie „Where mountains rise“ Erinnerungen an Abbath und Sons of northern darkness weckt, die allerdings ordentlich „demonazisiert“ wurden. Bei „Called to ice“ machen wir jede Menge Riffwechsel freudig mit, ehe wir mit dem bereits erwähnten „Where mountains rise“ auf die Zielgerade einschwenken. Hier hört man ein bisschen Bathory heraus, die Leidenschaft, die dieser Song transportiert, ist einmalig. Sein Hauptzweck ist die Vorbereitung auf das Ende: „Blacker of worlds“ und „Mighty Ravendark“ runden Northern Chaos Gods ab. Ersteres erinnert an „Withstand the fall of time“, den Opener der At the heart of winter, letzteres ist ein neunminütiges furioses Finale, das Immortal noch einmal alles abverlangt.

Ich war mehr als skeptisch, inwiefern Immortal nach all dem Hickhack und Abbaths Weggang weitermachen würden. Wie alle Immortal-Fans habe ich das neue Album einerseits sehnsüchtig erwartet, andererseits auch den Erscheinungstermin gefürchtet. Ich hätte nicht gedacht, dass Immortal sich noch einmal zu solchen Höhen aufschwingen könnten – aber offenbar musste sich die Band erst auflösen, um stärker wieder aufzuerstehen. Northern Chaos Gods ist eine Rückkehr zu den eisigen Winternächten der Neunzigerjahre und dabei vor allem eins: richtig, richtig geil.

Anspieltipp: „Called to ice“

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Immortal: Northern Chaos Gods
Nuclear Blast, 6. Juli 2018
im Digipack für € 15,99 erhältlich

Tracklist:
1. Northern Chaos Gods
2. Into battle ride
3. Gates to Blashyrkh
4. Grim and dark
5. Called to ice
6. Where mountains rise
7. Blacker of worlds
8. Mighty Ravendark
Spielzeit: 42 Minuten

Line-up:
Demonaz (vocals, guitars)
Horgh (drums)
Peter Tägtgren (session bass)

www.immortalofficial.com

YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=c5uP9PlEDro / https://www.youtube.com/watch?v=9zanN5PQh64

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