Ein guter Abschluss
Joachim Witt schließt mit einem weiteren Kapitel, Rübezahls Reise, 2022 das musikalische Buch ab, das mit Rübezahl (2018 – Rezension) begann und mit Rübezahls Rückkehr (2020 – Rezension) eine Fortsetzung fand. Der 72-jährige Sänger und Musiker stellt seine Wandlungsfähigkeit wieder unter Beweis und zeigt sich von einer mystischen, wilden aber auch romantischen Seite. Für die Umsetzung von Witts musikalischen Plänen musste wieder eine Crowdfunding-Kampagne gestartet werden, um seine Unabhängigkeit von Dritten zu gewährleisten.
Der frühere „Goldene Reiter“ geht im letzten Teil der Trilogie völlig in der Person des Rübezahls auf. Inhaltlich geht es um Natur, Einsamkeit, Fernweh und Liebe. Rübezahls Gedankengänge spielen natürlich eine große Rolle, das alles wird mit melancholischen Texten umgesetzt und mit einem orchestralen Großaufgebot und auch wieder einem großen Anteil Schwermut versehen.
In „Rübezahl“ hat Witt seinen großen Auftritt als eben dieser Berggeist. Seine Gestalt wirkt auf die Umwelt beängstigend, und so zieht er sich zurück, die düstere Melodie untermalt dies. Mit gesanglicher Unterstützung von Produzent Chris Harms gibt es „In Einsamkeit“ zu hören. Das „… keiner da …“ verstärkt noch einmal die Wirkung des Titels. Fast schon beschwingt tritt dagegen „Shandai Ya (mit den Ideengebern von The Mystery of the Bulgarian Voices)“ auf, „Die Wölfe ziehen“ lassen einen direkt dabei sein, hautnah unter den Wölfen, unterstrichen von den kraftvollen Trommeln und der eingesetzten Elektronik. Das mystische „Abendwind“ zeigt einen Stimmungsumschwung, weg vom tiefen Schmerz, hin zur Gelassenheit und zum Angekommensein. „Das Leben in mir“ wurde als Video umgesetzt:
Mit Claudia Uhle (X-Perience) hat sich Witt wieder gesangliche Unterstützung für „Stern“ geholt. Ein Duett, das sogar einen Dudelsack hören lässt. Ein forscher Trommeltakt reißt einen mit zu „Die Seele“. Die Liebe ist zu Stein geworden bei „Bernstein“, sehr gut stimmlich und musikalisch umgesetzt. Eine Erinnerung an den ursprünglichen Künstler Witt (zu Zeiten von Bayreuth etc.) fällt zu „Ich spür die Liebe in mir“ auf.
Joachim Witts 19. Studioalbum wird wieder gespeist von seinen Erfahrungen und Emotionen und wird unterlegt mit viel musikalischem Bombast, Percussions und elektronischem Orchester. Ich bin froh, dass sich Rübezahl schlussendlich in seinen Wald zurückzieht und hoffe, dass der ursprüngliche Künstler wieder zum Vorschein kommt. Diese hier dargestellte mystische Seite macht mir zu schaffen, aber die romantische und lyrische Seite ist zufriedenstellend, dieses Mal sogar ohne Geige und Cello.
Anspieltipps: Shandai Ya, Abendwind, Die Seele, Bernstein, Ich spür die Liebe in mir
Joachim Witt: Rübezahls Reise
Sony, Vö. 25.02.2022
14,99 € z.B. bei jpc
https://www.facebook.com/joachimwittmusik/
Tracklist:
1. Rübezahl
2. In Einsamkeit
3. So fern
4. Shandai Ya
5. Die Wölfe ziehen
6. Abendwind
7. Das Leben in mir
8. Stern
9. Die Seele
10. Bernstein
11. Ich spür die Liebe in mir
(2015)