I wish to die

AeternumDie Band Joy/Disaster aus dem französischen Nancy existiert bereits seit 2005 und kann also auf eine lange Karriere zurückblicken. Die Band besteht aus Sänger und Gitarrist Nicolas Rohr, Simon Bonnafous als zweiter Gitarrist, Bassist Soupa Rundstadler und Nicolas Giraud am Schlagzeug. Nach ihrem tollen Auftritt beim letztjährigen WGT, bei dem sie das damalige aktuelle Album Resurrection (Link zur Review) vorgestellt hatten, freue ich mich auf das neue und achte Album Æternum, das mittlerweile erschienen ist.
Der Opener „Temple of Gods“ empfängt den Hörer mit einer breiten Gitarrenfront, wie schon so oft auf dem Vorgängeralbum Resurrection, geht aber in Richtung Alternative Rock. Das zweite „Cradle of Denia“ dagegen weist von den Riffs her klassische Gothic Rock Merkmale auf, weicht beim Refrain aber davon ab. „Believe“ erscheint mir ebenfalls wie Gothic Rock, der aber mit nur halber Geschwindigkeit gespielt wird. Insofern sind wir eigentlich schon wieder beim Post Punk, um noch eine Schublade zu bemühen. Besonders gefühlvoll wird es beim Refrain, der eine tolle Hookline bietet. Bei „Dealer of life“ hingegen wird die volle Geschwindigkeit aufgefahren, und es ist somit ein geeigneter Kandidat für die Tanzfläche. „Elation“ im Anschluss ist zunächst eine Art traurige Ballade, dem Post Punk nicht unähnlich, und steigert sich dann in der zweiten Hälfte. Das etwas psychedelische Gitarrenspiel überrascht mich, fügt sich aber gut ein. Die klagenden Gitarrentöne beim ebenfalls melancholischen „Fall“ scheinen dem Spätwerk von New Model Army entlehnt zu sein. Beim Gesang bleibt aber die Joy/Disaster-typische Note erhalten.
Diese Gitarren werden auch beim folgenden „Dreams“ eingesetzt, aber in Kombination mit Erasure-typischen Synthie-Sounds. Stellenweise fühle ich mich an die Musik in Spielekonsolen der achtziger Jahre erinnert. „This morning“ geht anschließend mehr in Richtung Alternative Rock, ein Song in der Art hätte ich mir auch von R.E.M. vorstellen können. Besonders der in die Höhe gehende Refrain faszieniert mich, weil er Sehnsuchtsmomente auslöst. Deutlich düster-rockiger geht es bei „Extinction“ zu, vor allem wenn es im Text heißt: „I wish to die“. Auch „Strangers“ verbreitet diese angenehme schwermütige Stimmung, die von spacigen New Wave Synthie-Klängen auf eine andere Ebene transportiert wird. Zu Beginn überrascht „Velvety“ mit zarten Akustik-Gitarren, denn hier präsentiert sich die Band von einer sehr gefühlvollen Seite. „Omega“ bildet namensgerecht den Abschluss, irgendwie Richtung Smashing Pumpkins mit einem Schuss Gothic Rock. Schwer in Worte zu fassen, aber definitiv cool.

Fazit: Wie gewohnt agieren Joy/Disaster auf konstant hohem Niveau, keinen der zwölf Songs auf Æternum empfinde ich als Lückenfüller, kein Grund zum Sterben also. Dabei ist das Album sehr vielseitig, zwischen schnell und langsam, New Wave und Post Punk, Alternative und Gothic Rock. Bei jedem Song gibt es etwas zu entdecken, und es lohnt sich, auf die Details zu achten. Das macht es schwer, einen echten Favoriten zu bestimmen. Joy/Disaster verneigen sich vor der Vergangenheit, entwickeln die Musik aber kreativ weiter und sind damit sehr eigenständig.

Anspieltipps: Dealer of life, This morning, Extinction
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Joy/Disaster – Æternum
Icy Cold Records, Vö. 26.01.2019
MP3 Download ab 9,00 €, CD 13,00 €, LP 16,00 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://www.facebook.com/joydisasterofficial/
https://joy-disaster.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/
http://www.manicdepressionrecords.com/

Tracklist:
01 Temple of Gods
02 Cradle of Denia
03 Believe
04 Dealer of life
05 Elation
06 Fall
07 Dreams
08 This morning
09 Extinction
10 Strangers
11 Velvety
12 Omega

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