Konstanz aus Stockholm

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Eines der mit Sicherheit erwartetsten Alben des nicht mehr ganz so jungen Jahres 2016 dürfte das elfte Album The Fall of Hearts der aus Stockholm stammenden Band Katatonia sein. Gründungsmitglied Jonas Renkse (Drums, Vocals) gründete die Formation 1991 zusammen mit Anders „Blackheim“ Nyström. Im zarten Alten von 14 Jahren fiel mir ihr Demo Jhva Elohim Meth in die Hände, und ihr auf eben diesem Demo gespielter Sound sollte fortan meine musikalischen Hörgewohnheiten maßgebend prägen. Kaum eine andere Band hat es seither geschafft solche Überhits wie „Without God“ oder „The Northern Silence“ auch nur im Ansatz zu erschaffen. In den Medien als Depressive Rock / Metal tituliert, würde ich es eher als Sad Rock bezeichnen. Ihr Wandel vom reinen Death / Doom Metal der Anfangstage hin zum heutigen Sound wird auf dem mir vorliegenden Album The Fall of Hearts die Krone aufgesetzt. Natürlich habe ich mich für euch durchgehört und mein Eindruck folgt:

Zurück beim Garanten für feinen, sehr auf Qualität bedachtem Label Peaceville beginnt die immerhin 67-minütige CD mit einem für Katatonia üblichen earcatcher. „Takeover“ als Opener ist passend betitelt, da er sich in eure Ohren fräst. Verträumte Passagen mit dem unnachahmlichen Gesang von Jonas Renkse und einem leicht progressiven Sad- / Trip-Rock-Ansatz, leicht dissonant in manchen Stellen, jedoch kennt man auch dies von Katatonia. „Serein“ präsentiert sich als straight forward Rocksong. Durchaus massentauglich und lädt das ein oder andere Mal zum Kopfwippen ein. Die Gitarrenarbeit in der Mitte des Songs ist zum Niederknien. Das als Vorabsingle veröffentlichte „Old Heart Fall“ ist einer meiner persönlichen Favoriten des Albums. Die Gitarrenwände in Kombination mit den clean fast schon leidenden Vocals muss man gehört haben. „Decima“ würde ich als vertonte Trostlosigkeit bezeichnen, klassisch arrangiert mit Anleihen der späteren Anathema zu A Fine Day to Exit-Zeiten. Track Nummer fünf, „Sanction“, mag, wie ich weiter oben bereits erwähnte, ein wenig dissoant in manchen Gitarrenharmonien wirken, jedoch erschließt sich beim zweiten Hören die gewaltige, erdrückende Schwere des Stückes. Drumspiel und Gesang schielen mehr als deutlich zum Progressive Metal. Mir persönlich schon fast zu progressiv, aber für Liebhaber durchaus ein Highlight. „Residual“ ist mein Tipp für Euch. Ein musikalisches Kleinod, dass durchaus in der Lage ist aus einem sonnigen Gemüht ein betrübtes werden zu lassen, natürlich nicht im negativen Sinne. Augen zu und genießen ist die Devise. „Serac“ erinnert mit seinem leicht trippigen Schagzeugspiel und den ständig wechselnden Harmonien zwischen zu Tode betrübt und tosend erhaben an Meilensteine der von mir bereits zitiertenAnathema. Das kommt nicht von ungefähr, da beide Bands Anfang der 90er den selben Sound spielten und ihre Entwicklung ähnlich verlaufen ist. „Last Song before Fade“ beginnt mit einem etwas ghostly wirkenden Klavierintro, um dann in straight Edge Rock mit einem nahezu göttlichen Refrain überzugehen. Die Gitarren werden fast schon klagend angestimmt. „Shifts“ und „The Night Subscriber“ erinnern von der erzeugten Stimmung nicht selten an ihr erstes Album, mit dem sie ihre neue Ära einläuteten, weg vom Doom / Death Metal: Discouraged Ones aus dem Jahre 1997. Man denke nur an Tracks wie „Saw you Drown“ oder das absolut göttliche „I break“. „Pale Flag“ schließt nahtlos an „Residual“ an. Sehr ruhig, trippig entspannte omnipräsente Melancholie. „Passer“ ist das wohl einzige Stück, mit dem ich nicht warm werde. Zu dissonant und die Gitarren stehen mir persönlich etwas zu sehr im Vordergrund. Keinesfalls schlecht, aber nicht unbedingt meins. Das abschließende „Wide Awake in Quietus“ ist wohl als Outro zu interpretieren. Erinnert mich an, haltet euch fest, die ruhigen Arbeiten von Sting. Von leisen Tönen begleiteter Gesang, der es vermag, euch noch ein letztes Mal mit auf eine Reise zu nehmen.

Fazit: Alles in allem ein wunderbares Album vom ersten bis zum letzten Ton. Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall übertroffen. Es gibt nicht viele Alben, auf die ich warte, aber dieses hier war eines davon. Sad Rock, dieser Stil vermag euch über eine Stunde auf eine Gefühlsachterbahn mitzunehmen. Unbedingte Empfehlung für Hörer, die nicht unbedingt auf härter und schneller Wert legen. Für Freunde des Dark Rocks eine Kaufempfehlung!

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CD: Katatonia – The Fall of Hearts
Peaceville (Edel), VÖ.: 20.05.2016
MP3 Download 8,29€
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Tracklist
1 Takeover
2 Serein
3 Old Heart Falls
4 Decima
5 Sanction
6 Residual
7 Serac
8 Last Song before the Fade
9 Shifts
10 The Night Subscriber
11 Pale Flag
12 Passer
13 Wide Awake in Quietus

Homepage http://www.katatonia.com/
Facebook https://www.facebook.com/katatonia

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