Goth ’s not dead – again

MD148-KILL-SHELTER-COVERMuß man zu Pete Burns noch viel schreiben, schließlich habe ich ihn mit seinem Projekt Kill Shelter schon wiederholt im Webzine vorgestellt. Er ist Multi-Instrumentalist und Produzent in Personalunion in Edinburgh und darüber hinaus auch als Remixer tätig. Wieder einmal hat er sich neue Mitstreiter aus dem schwarzen Musikspektrum gesucht und in sein neues Album Asylum eingebunden, das abermals bei Manic Depression Records erschienen ist.

Der Opener „Time will come“ ist ein von Pete Burns selbst gesungener Song, und er hält damit direkt auch 2022 die Gothic-Fahne hoch, die gefühlt insgesamt eher auf Halbmast hängt. Das Stück ist gleichzeitig tanzbar, und der Grabesgesang schreit förmlich nach dicht waberndem Nebel. Etwas ruhiger, aber nicht weniger atmosphärisch fällt „In this place“ ft. Stefan Netschio von Beborn Beton aus, was im Kontrast zum abgründigen Thema des Songs steht. Die Melodieführung und die Art des Gesangs erinnern mich überraschend stark an Ghost. Doch diese Gedanken werden sogleich durch die glockenhelle Stimme in „Queen of Hearts“ ft. Valentina Veil von VV & The Void vertrieben, die von einem düsteren Teppich der Saiteninstrumente unterlegt wird. In „Buried deep“ ft. Antipole hat Karl Morten Dahl zusätzliche Gitarren eingespielt, was mich stellenweise an Kompositionen von Wayne Hussey erinnert. Karl weiß einfach, wie man eine Gothic-Gitarre spielen muss, ohnehin sind er und Pete ein Dreamteam, wie schon das Album A haunted place bewiesen hat (Link). Das nun folgende „The room“ ist ein kurzes und ruhiges instrumentales Zwischenstück, das auf mich ein bisschen wie Filmmusik wirkt.
Dafür wird es in „The necklace“ ft. Agent Side Grinder wieder deutlich energischer und elektronischer, was in dem Fall kaum verwundert. Den Gesang steuern hier Emanuel Åström und Johan Lange bei, der darüber hinaus auch die Lyrics geschrieben hat. Der Song verströmt eine gewisse Kälte, was einen Kontrast zu „Feed the fire“ ft. Ash Code darstellt. Sowohl die Stimmen von Alessandro Belluccio und Claudia Nottebella als auch Synthesizer klingen wärmer und organischer, und die beiden versprühen einfach mehr Gothic-Spirit. Der wird in „Cover me“ ft. William Faith von The Bellwether Syndicate (wahrscheinlich noch besser bekannt von Faith and the Muse) weiter auf Anschlag gedreht. Vor allem der Beginn ist 90er-Jahre-Nostalgie pur. Im Anschluss klingt „All of this“ ft. Ronny Moorings tatsächlich, als würde der Song der elektronischen Seite von Clan Of Xymox entspringen. Düster und geheimnisvoll lädt er dazu ein, sich die Haare zu toupieren und in einem Gruftgewölbe zu tanzen. Mit „A shadow of doubt“ folgt noch einmal ein kurzes Instrumentalstück, das als Outro mit gediegenen Saxophon-Klängen aufwartet.

Fazit: Black yeah, Goth ’s not dead – again! Das beweist Pete Burns auf Asylum einmal mehr mit seinen begnadeten Zusammenarbeiten mit ausgesuchten Künstlern der schwarzen Szene. Er knüpft an den Gothic Rock der Neunziger an, ohne im Stillstand zu verharren. Mit seiner modernen Produktion zeigt er eindrucksvoll, dass Gothic auch 2022 noch innovativ klingen kann, weit weg von langweiligem 08/15-Future-Pop und Einheitselektro. Hier steckt noch Wave Gotik drin, was man anderenorts vermißt. Ich bin nur leider generell kein Fan von Instrumentalstücken, daher der kleine Punktabzug.

Anspieltipps: Time will come, Buried deep ft. Antipole, Cover me ft. William Faith

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Kill Shelter: Asylum
Manic Depression Records, Vö. 15.07.2022
MP3 9,00 €, CD 13,00 €, LP 21,00 € erhältlich über Manic Depression Records

Homepage: http://www.kill-shelter.co.uk/
https://www.facebook.com/killshelterofficial
https://killshelter.bandcamp.com/
https://www.manicdepression.fr/en/
https://www.facebook.com/manicdepressionrecords
https://manicdepressionrecords.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Time will come
02 In this place ft. Stefan Netschio (Beborn Beton)
03 Queen of Hearts ft. Valentina Veil (VV & The Void)
04 Buried deep ft. Antipole
05 The room
06 The necklace ft. Agent Side Grinder
07 Feed the fire ft. Ash Code
08 Cover me ft. William Faith (The Bellwether Syndicate)
09 All of this ft. Ronny Moorings (Clan Of Xymox)
10 A shadow of doubt

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