The King is dead

King-Dude-DeathAls Thomas Jefferson Cowgill mit seinen ersten beiden EPs 2010 als King Dude mit Dark American Folk bereits einen überraschenden Erfolg hat, befürchtet er seinen eigenen Worten nach, auf ewig an King Dude und dessen düsteren Folk gebunden zu sein. Er sieht die Gefahr, dass seine Kreativität einem strengen Korsett unterworfen wird und beschließt einen Pakt mit dem Teufel, sich selbst. Das Schaffen von King Dude soll nach zehn Alben enden, die sich um die thematischen Meilensteine Liebe, Angst, Sex und Tod drehen. Love (2011), Fear (2014) und Sex (2016) wurden bereits veröffentlicht, und nun ist mit Death auf Ván Records das letzte Kapitel in der Geschichte von King Dude erschienen.

Das Intro „Death’s theme“ eröffnet das Album mit unheimlichen Geräuschen und Klavierbegleitung, bevor das recht rockige „O‘ darkness“ einsetzt. Der tiefe Gesang verströmt eine sehr düstere Stimmung und ist im Mix eine Spur leiser als die Instrumente abgemischt, sodass sich ein homogener Sound einstellt. Bei einem ähnlichen Energielevel in „Her design“ kommt die Stimme von Cowgill besser verständlich zur Geltung. Trotz der Komplexität, die „Silver cord“ vermittelt, wirkt der Song etwas beliebig auf mich, einfach nicht von der Art, die mir im Gedächtnis hängen bleibt. Dafür ist das folgende „Everybody goes to heaven“ schon eher geeignet mit der Gitarrenmelodie im Hintergrund und dem Zusammenspiel aus Bass und Percussion.
Trotzdem, das erste Mal richtig hinhören muss ich in „Sweet death“, das mit einer zusätzlichen weiblichen Stimme aufwartet. Das Duett ist auch direkt mein Favorit des Albums. Die Tragik im Gesang gepaart mit den Lyrics löst wohlige Schauer aus. Bei den ersten Akkorden von „Cast no reflection“ habe ich zwar sofort das ikonsche “ Love will tear us apart“ von Joy Division im Ohr, doch dann entwickelt sich ein ruhigerer Song mit einer verstaubten Western-Atmosphäre. Über eine frickelige Keyboard-Melodie hinweg zitiert Cowgill in „Out of view“ ruhig die Lyrics. Die dabei erzeugte Atmosphäre lässt sich sich schwer erfassen, hat aber auf jeden Fall etwas Zerbrechliches. In „Black and blue“ kehrt die zweite Stimme zurück, und wieder ist das Ergebnis äußerst gelungen. Dazu kann man sich ganz den Gefühlen hingeben und treiben lassen. Mit „Pray for nuclear war“ folgt ein klassischer KingDude-Song at its best. Eine catchy Melodie und eine schöne Hookline mit kontroversen Lyrics, genau das, was ich bislang irgendwie vermißt habe. Den Abschluss bildet die wunderschöne Klavierballade „Lay waste to the human race“, die einmal mehr eine Nähe zu Wayne Hussey von The Mission aufweist. Das hat der Dude einfach drauf, und so ein Gänsehaut-Auslöser ist ein würdiger Abschluss seines Schaffens.

Fazit: Das zehnte und letzte Album Death von King Dude ist für mich eine zweischneidige Sache. Die erste Hälfte kann man nicht als schlecht bezeichnen, hinterlässt bei mir aber keinen großen und vor allem keinen nachhaltigen Eindruck. Cowgill scheint sich dem selbst auferlegten Schicksal des letzten Albums hinzugeben, und auf mich wirkt es tatsächlich ein wenig, als würden ihm die Ideen ausgehen.
Ganz im Gegensatz zur zweiten Hälfte, wo King Dude sich gegen das nahende Ende auflehnt, sich dagegenstemmt und angesichts dessen zur Höchstform aufläuft. Hier hat er noch einmal neue Klassiker erschaffen, mit denen nun aber eine Ära vorbeigeht. The King is dead.

Anspieltipps: Sweet death, Black and blue, Pray for nuclear war

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

King Dude: Death
Ván Records, Vö. 16.09.2022
MP3 10,00 $ erhältlich über Bandcamp
CD 13,00 €, LP 23,00 € erhältlich über Ván Records

Homepage: https://www.facebook.com/kingdudemusic/
https://kingdude.bandcamp.com/
https://van-records.com/

Tracklist:
01 Death’s theme
02 O‘ darkness
03 Her design
04 Silver cord
05 Everybody goes to heaven
06 Sweet death
07 Cast no reflection
08 Out of view
09 Black and blue
10 Pray for nuclear war
11 Lay waste to the human race

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