Doom shall rise

King_Heavy-CoverKing Heavy, ein plakativer Name, der von Selbstvertrauen zeugt und programmatisch für die musikalische Ausrichtung der Band ist: Doom. Dark, heavy Doom. Nach der EP Horror Absoluto und dem selbstbetitelten Debütalbum von 2014 folgt nun mit Guardian demons der zweite Longplayer der Band mit Mitgliedern aus Chile und Belgien. Der Aufnahmeprozeß mußte daher getrennt erfolgen und die Dateien dazu digital quer über den Atlantik gejagt werden. Luce Vee ist ebenfalls Sänger bei Hooded Priest, und Bassist Daniel Pérez Saa war Gründungsmitglied bei der Epic Doom Band Procession. Gitarrist Matias Aguirre und Miguel Canessa an den Drums vervollständigen das Line-Up.

Mit wuchtigen Rhythmen eröffnet der Titeltrack „Guardian Demon“ das Album. Ja, das ist in der Tat heavy, bis eine ruhige Zwischenpassage den Übergang in die zweite Hälfte des Songs einleitet. Der ruhige und langsame Gesang von Luce Vee legt sich über den Track und passt sich dabei nicht unbedingt dem Tempo oder der Melodie an. Das ist eine Art zu singen, die ich als psychedelisch empfinde. Das setzt sich auch mit „(Death is but an extreme form of) Narcosis“ fort, und Vee wechselt zwischen hohen und tiefen Gesangspassagen. Dank der tiefer gestimmten Instrumente brummt der Sound hier regelrecht und geht schon fast in Richtung Drone. Doch dann wechselt dank typischer Heavy-Metall-Riffs die Stimmung, und aus den langsamen Siebzigern heraus geht es in die etwas flotteren Achtziger hinein.
Mit „Doom shall rise“ schalten King Heavy wieder in den niedrigsten Gang zurück. Schwer, zäh, Doom. Erst in Verbindung mit dem Refrain wird der Song etwa ab der Hälfte melodiöser und schneller. Damit wird ein Übergang zu „Cult of the cloven hoof“, das mit dramatischen Gitarren beginnt und dann mehrmals das Tempo wechselt. Das geschieht immer auf Basis des Schlagzeugs, das Spiel Canessas ist hier höchst abwechslungsreich. Der Song endet ebenso dramatisch, wie er begonnen hat. Nun folgt mit „Come my disciples“ ein zehnminütiges Epos. Das ist im Doom keine Seltenheit, aber hier ist mir der Song insgesamt zu lang. Zwar langsam und doomig, mit gelegentlichen kurzen Riffs, aber ich habe das Gefühl, dass er unnötig in die Länge gezogen wird. Zum Abschluss bietet „As in a nightmare“ noch einmal die Mischung aus schwerem, schleppenden Doom und schönen Heavy-Metal-Riffs, wie gehabt singt Vee dabei über den Track hinweg und packt dabei stellenweise eine ordentliche Portion Dramatik in die Stimme mit rein.

Fazit: Wie zähflüssige Lava walzt sich Guardian Demons seinen Weg, schwer und getragen. Also alles, wie es bei Doom sein soll. Und dennoch, so richtig kickt es mich nicht, und ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Erst nach mehreren Durchläufen wurde mir bewusst, dass es an der Stimme liegt, zu der ich warum auch immer nicht den richtigen Zugang finde. Vielleicht liegt das an den nicht zusammmen eingespielten Aufnahmen. Daraufhin habe ich das Album noch einmal bewußt nur auf die Instrumente achtend gehört und den Gesang dabei innerlich ausgeblendet, und plötzlich funktioniert es. Für die Krone reicht es daher bei mir persönlich nicht, aber ich bin mir sicher, dass King Heavy bereits ihre feste Doom-Anhängerschaft haben und mit Guardian Demons weitere Fans hinzugewinnen können.

Anspieltips: Guardian Demon, Cult of the cloven hoof

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

King Heavy: Guardian demons
Cruz del Sur Music, VÖ: 22.06.2018
CD 13,00 €, LP 14,00 € erhältlich über Cruz del Sur
Homepage: https://www.facebook.com/kingheavydoom
http://www.cruzdelsurmusic.com

Tracklist:
01 Guardian Demon
02 (Death is but an extreme form of) Narcosis
03 Doom shall rise
04 Cult of the cloven hoof
05 Come my disciples
06 As in a nightmare

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