Nebelverhangene Weiten

Latitude Egress ist ein Ein-Mann-Projekt um Mastermind Niklas, der sich im Studio für Gesang und sämtliche Instrumente verantwortlich zeigt, spätere Kollaborationen mit Gastmusikern aber nicht ausschließt.
Früher firmierte das Projekt unter dem Namen Licht Erlischt, doch da man sich musikalisch von den DSBM-Anfängen doch ziemlich entfernt hat, erschien ein neuer Name sinnvoll. Latitude Egress steht nun also auf dem Album, das schon äußerlich mit einem sehr ästhetischen Cover punkten kann. Ob der Inhalt den ersten guten Eindruck bestätigt?

latitudeegress-coverSchon mal vorweg gesagt: ja, tut er. Latitude Egress haben sich in ihrer jetzigen Inkarnation majestätischem, raumgreifendem Doom gepaart mit Funeral-Doom-Einflüssen verschrieben, der aber trotzdem nicht so tonnenschwer daherkommt wie bei Kollegen wie Ahab oder Esoteric. Der Gesang ist zu großen Teilen sehr clean, was dem Ganzen eine ziemlich „helle“ Atmosphäre verpasst (zum Beispiel „To reap the Flame with Fingers and a Tongue“), bei der die Doom-typische Traurigkeit und Schwere aber nicht vernachlässigt werden. Die Songs bewegen sich durchwegs im langsamen Midtempo-Bereich und sind zwischen fünf und acht Minuten lang. Sieben Epen passen daher auf die Scheibe, die man sich gern diverse Male zu Gemüte führen darf, bis sich einem die ganzen Details wirklich erschließen. Besonderes Merkmal neben einigen wirklich hinreißenden Melodien ist vor allem die wandlungsfähige Stimme von Niklas, was man besonders bei „To tread on loose Boardwalks“ hören kann – hier ist von fast schon liturgischem Gesang bis zu tiefem Growlen alles dabei. Einen etwas raueren, aber dennoch melodiösen Mittelweg zwischen total cleanem Gesang und tieferen Regionen wählt er beim Eröffnungstrack „To take up the Cross when through it you can win a Kingdom“, meinem persönlichen Favoriten, der ordentlich Druck macht und die Messlatte für die übrigen Songs doch recht hoch legt.
Auffallend sind, zumindest für meine Ohren, die Primordial-Anleihen (klar, so viele Bands gibt es ja auch nicht, die mit Klargesang, epischen Melodien und schweren Riffs arbeiten), was aber überhaupt nicht stört, da Latitude Egress noch genügend Eigenes mitbringen.
Nach sechs durchaus beeindruckenden Songs schließt das Album mit dem Instrumentaltrack „To march along the desolate Peripheries of Mind“, den es wegen mir jetzt nicht zwingend gebraucht hätte, da mir hier ein wenig das Besondere fehlt.

Fazit: Ein-Mann-Projekte erstaunen ja oft ob ihrer Kreativität und musikalischen Qualität, was auch hier zutrifft. Latitute Egress schafft sehr schöne düstere Klanglandschaften, die zwar ein wenig Einhören erfordern, dann aber ziemlich hartnäckig im Gehörgang bleiben. Primordial– und Doom-Fans generell dürfen hier gern zugreifen, mir ganz persönlich hätte es noch ein wenig schwerer und düsterer sein können. Insgesamt ist das aber ein feines Stück Doom, das sehr gut zur kommenden nebligen Jahreszeit passt.

Anspieltipp: To take up the Cross when through it you can win a Kingdom

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Latitude Egress – To take up the Cross
Art of Propaganda
27.10.2014
Länge: 47:88 min
Preis: 11,00 € bei Art of Propaganda

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Interview bei Echoes and Dust

Tracklist:
1. To take up the Cross when through it you can win a Kingdom
2. To cast a Spot upon the Death of your Death
3. To walk at the Hands of dial
4. To reap the Flame with Fingers and a Tongue
5. To tread on loose Boardwalks
6. To restore the Pride to Petravore
7. To march along the desolate Peripheries of

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