Experimentelle Reise ins Morgenland

Letzte Instanz - Morgenland VÖ: 16.02.2018Auf 20 Jahre Musikgeschichte kann die Letzte Instanz mittlerweile zurückblicken, im Februar 2018 erschien das 13. Album mit dem Namen Morgenland. Nachdem ich mich mit Im Auge des Sturms und Liebe im Krieg nicht so anfreunden konnte und mit Morgenland Veränderungen angekündigt wurden, war ich umso mehr gespannt auf das neue Werk der Brachialromantiker.

Explosiv und überraschend kräftig startet das Album mit dem Titeltrack „Morgenland“. Eine Veränderung ist schon hörbar: treibende Rhythmen, exzessive Streichinstrumente. Hier kommen wieder die alten, brachialen Elemente zur Geltung, die mich so faszinierten und zur Instanz brachten. „Schwarz“ startet dynamisch, fast hymnisch und Hollys dunkle, tiefe Stimme verursacht Gänsehaut. Durch die minimalistische instrumentale Gestaltung kann man sich vollstens auf den Text konzentrieren. Sehr schön geschrieben, mit der Anregung zum Nachdenken. „Disko d’amour“ hat sich nach mehrmaligem Hören zu meinem Lieblingstrack entwickelt. Dieser Song sollte definitiv auf den nächsten Konzerten und Festivals gespielt werden. Ein Gute-Laune-Garant, der die Besucher zum Tanzen und Feiern bringen wird.
Mit „Mein Land“ setzt die Instanz ein klares Zeichen gegen den Hass, gegen Organisationen, die mit Parolen eben diesen Hass versprühen. Es ist ein sehr impulsiver, leidenschaftlicher Song, der Klartext spricht. Ab jetzt wird das Album jedoch wieder ruhiger und eintöniger. Schade, denn nach den ersten Titeln war ich wirklich total begeistert von den „Veränderungen“ und hatte gehofft, dass es so weitergehen würde. Doch mit „Glücksritter“, „Ikarus“ und „Für immer sein“ kann mich die Instanz leider nicht mitreißen. Keiner dieser Titel hat für mich das gewisse Etwas, das hängenbleibt.
Erst durch „Asche zu Gold“ erwache ich wieder. Packende Rhythmen mit tollen Gitarrensequenzen bringen die Füße und den Kopf erneut zum Wippen. Bei „Du lebst“ erinnern mich die Gitarrenklänge stark an die kommerziellen Songs von Mark Forster und Co. Allgemein ist der Song sehr theatralisch und gespickt mit zuviel Text. Sicherlich ein bewegender, tragender Titel, der mich aber nicht fesseln kann. „Symphonie“ finde ich wundervoll, bis der Refrain einsetzt. Die weichen Streichinstrumente beruhigen, unterstreichen die Wirkung des Textes, doch der Refrain zerstört durch das angestiegene Tempo fast die Tragik und die Ruhe.
Einen Abschluss findet das Album mit dem leicht elektronisch angehauchten „Armageddon“. Definitiv sollte die Instanz wieder mehr wagen, mehr ausprobieren und riskieren, wie bei diesem Song, denn dieser hat sicherlich Wiedererkennungswert. Schon vor dem Release überraschte die Instanz die Fans mit der Zusammenarbeit mit Orphaned Land. „Children“ ist ein hervorragendes Zeichen für das Miteinander, dass man verschiedene Kulturen und Sprachen zusammenbringen kann. Die orientalischen Klänge und die Gitarrenriffs bilden eine tolle, musikalische Einheit, der man gern zuhört.

Fazit: Morgenland ist ein sehr experimentelles Album von Letzte Instanz. Viele Stücke, wie „Mein Land“, Disco d´amo’ur“, „Armageddon“ und auch „Asche zu Gold“, weisen Veränderungen auf, die zu gefallen wissen. Doch dann kommen Titel wie „Glücksritter“ und Co., die einfach nicht mitreißen und so ein bisschen als Lückenfüller scheinen. Es scheint so, als wüsste die Band selbst noch nicht so richtig, welche musikalische Richtung sie in Zukunft ansteuern soll, doch ich finde, sie ist auf einem guten Weg und sollte definitiv mehr wagen.

Anspieltipp: Disko d’amour, Armageddon

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Letzte Instanz: Morgenland
AFM Records, Vö: 16.02.2018
15,99 €
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Tracklist:
1. Morgenland
2. Schwarz
3. Disko d’amour
4. Mein Land
5. Glücksritter
6. Ikarus
7. Noch einmal
8. Asche zu Gold
9. Du lebst
10. Wellenreiter
11. Symphonie
12. Für immer sein
13. Armageddon
14. Children

Text: Likwing – Independent Sound (vielen Dank für’s Aushelfen!)

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