Gegen den Tag – für die Nacht

MD104_LivingTemples_cover1400pxAus dem schwedischen Stockholm stammt der Musiker Kalle Fagerberg, der seine ersten Erfahrungen bereits in Bands wie Liste Noire und The Blank Vrs gesammelt hat. Mittlerweile lebt er in Berlin und beschreitet mit Living Temples eigene Wege. Das Debüt The Pickpocket erschien bereits 2016, nun legt er mit Against the day das zweite Album nach, das Post Punk mit elektronischen Elementen variantenreich verbindet.
Mit einer herrlich düsteren Bass-Schlagzeug-Kombination leitet der Opener „Sumner, Oregon“ das Album Against the day ein. Ich fühle mich an den Joy Division Klassiker „Dead Souls“ mit einer verlangsamten Melodie erinnert. Zufälligerweise (oder nicht?) ist Bernhard Sumner der Gitarrist der Band gewesen. Die Gitarrre begleitet schließlich als Stimmeinsatz die stetige Wiederholung des Themas, das einen fast in Trance versetzen könnte, doch zuvor setzt „There’s nothing for you there anymore“ ein, das mich direkt zum Tanzen animiert. Der Rhythmus geht gut nach vorne, während der Song Elemente aus Batcave und Post Punk geschickt verschmilzt. Auch die Stimme dazu ist toll, leicht schräg, aber gleichzeitig auch irgendwie düster, ähnlich wie bei den Italienern Horror Vacui. Einen gänzlich anderen Charakter hat das anschließende „Luke“, das ganz ruhig und getragen daherkommt, fast schon zerbrechlich. Das musikalische Thema könnte man gut für eine Mysterie-Serie verwenden.
Der Titeltrack „Against the day“ ist ein wenig sperrig, aber auf eine coole Art, die mich bisweilen an Bauhaus erinnert. Der Bass gibt dem Song die tragende Struktur, aber vor allem der Gesang prägt den Song. „Hinterland“ ist ein gediegenes Instrumentalstück, das in diesem Fall eine ganz eigene getragene Schwermut besitzt. Gegen Ende hin erwartet man ständig, dass der Gesang einsetzt, doch stattdessen endet der Song einfach. Das hinterlässt zumindest bei mir ein Fragezeichen. Dafür lässt „Like a moth to a flame“ mein Herz höher oder besser gesagt tiefer schlagen, denn hier kombiniert Fagerberg düsteren Grabesgesang mit einem Post Punk Bassspiel und schwebenden Synthieklängen. Das abschließende „Sword falling“ ist ebenfalls recht düster angelegt und lässt sich am ehesten in der Kategorie Gothic einordnen. Von der Art des Gesangs her kommt hier eine neue Facette hinzu.

Fazit: Kalle Fagerberg probiert sich auf seinem zweiten Album mit Living Temples gegenüber seinem Debüt vielfältig aus, was durchaus zu begrüßen ist, sorgt er doch so für manche Überraschung. Am besten läßt sich der Sound insgesamt als Electronic Post Punk klassifizieren. Ein bisschen vermisse ich dabei aber am Ende einen roten Faden, der durch Against the day führt. Nichtsdestotrotz sind hier tolle Songs gegen den Tag dabei, die Kreaturen der Nacht glücklich machen werden. Am 14. Oktober macht er mit seiner Tour halt im Nürnberger Projekt 31.

Anspieltipps: There’s nothing for you there anymore, Against the day, Like a moth to a flame

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Living Temples: Against the day
Manic Depression Records, Vö. 01.10.2018
CD 12,00 € – erhältlich über Manic Depression Records
MP3 Download 6,00 € – erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://facebook.com/livingtemples/
www.manicdepressionrecords.com

Tracklist:
01 Sumner, Oregon
02 There’s nothing for you there anymore
03 Luke
04 Against the day
05 Hinterland
06 Like a moth to a flame
07 Sword falling

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