Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los

Lord_Vigo_-_Blackborne_SoulsLord Vigo? Bei wem dämmerts? Das war der Oberbösewicht im Film Ghostbusters 2, aber dies ist keine Film- sondern eine Plattenreview. Also widmen wir uns einer Band, die sich 2014 in einem Dorf in der Nähe von Kaiserslautern unter dem Namen Lord Vigo gegründet hat. Vinz Clortho übernimmt den Gesang und spielt die Drums ein, Volguus Zildrohar und Tony Scoleri spielen beide sowohl Gitarre als auch Bass. Bei Liveauftritten lässt sich das Trio aber von Gastmusikern unterstützen. Moment mal, die Namen der Bandmitglieder sind ja auch bei Ghostbusters geklaut. Trotzdem gibt es keinen zähflüssigen grünen Schleim, denn bereits mit ihrem selbstproduzierten Demo Under Carpathian Sun erzielen Lord Vigo einen Achtungserfolg als Demo des Monats beim renommierten Rock Hard Magazin. Kurz darauf erscheint das erste Album Under Carpathian Sun. Nun legt das Trio mit Blackborne Souls seinen zweiten Longplayer vor. Die Covergestaltung hat der Künstler Karmazid übernommen, dessen Bekanntheitsgrad stetig weiter steigt.

Der Opener „Oh Mother Earth“ bietet schönen schleppenden Doom und einen Gesang, der im oberen Bereich anzusiedeln ist und sich mit Instrumentalpassagen abwechselt. Die Länge von über sechs Minuten bildet die Richtschnur für das gesamte Album. Das folgende „When the bloodlust draws on me“ ist dagegen besonders kraftvoll gespielt und überrascht mit Klängen, die originellerweise von einer Orgel aus einem Kinderkarussel stammen könnten. Der Gesang schielt mit seinem extrem eingängigen „When the bloodlust draws on me“ ebenso wie die Musik in Richtung Power Metal, jedoch ohne den für mich oftmals viel zu kitschigen Bombast zu übernehmen. „Great city in the sky“ nimmt mit einem Mönchschor im Hintergrund das Tempo wieder raus. Es wird ein Doom-Teppich ausgerollt, auf dem es sich bestens mit dem Kopf wippen lässt, vor allem beim eingängigen Refrain. Durch kleine Tempiwechsel behält der Song seine Spannung, und die Gitarre erlaubt sich einen kurzen psychedelischen Ausflug. Bei „Blackborne souls“ erinnert mich die Stimme bei den langgezogegen Ohs an Eddie Vedder von Pearl Jam, zum Beispiel bei dessen Song „Garden“. Aber keine Sorge, Lord Vigo spielen nicht etwa plötzlich Grunge. Die Ohs sind mit einem coolen doomigen Gitarrenlauf hinterlegt, und als der Gesang richtig einsetzt, liefern die Saiteninstrumente eine wuchtige Wand dazu. In der zweiten Hälfte wird zu Spoken-Word-Passagen das Tempo herausgenommen, bevor der Song in einer Art Power Ballade sein Ende findet.
„Blasphemy“ beginnt mit einem Gedicht, das dem Klang der Stimme nach scheinbar von Lord Vigo höchstpersönlich gesprochen wird, während im Hintergrund ein Mönchschor zu hören ist, auch zwischendrin meldet der sich zu Wort. Der eigentliche Song wird von einem schleppenden Rhythmus dominiert, dem sich sowohl die Instrumente als auch der Gesang anpassen. Die Aufnahme eines Nachrichtensprechers bildet das Intro zu „Ishtar II – hail me, fire in the night“, das im Gegensatz zum Vorgänger mit treibendem Schlagzeug, wuchtigen Gitarren und cool gespielten Basssequenzen aufwartet, hier wird zwischen Doom und Oldschool Metal gewechselt. Der Song nimmt direkten Bezug zu „Ishtar – queen of the night“ vom Debüt, ein Nachrichtensprecher ist dort ebenfalls enthalten. „For being unknown“ wird wieder einmal von Lord Vigos Stimme eingeleitet. Der Refrain bietet eine eingängige Melodie, die für mich eher zu Rock als zu Metal passt. Irgendwie finde ich dazu nicht so richtig den Zugang. Zu Beginn von „Eternal saviour“ werden Gitarre und Bass ganz fragil gezupft, doch mit einsetzendem Gesang wird richtig in die Saiten gegriffen, vor allem die Gitarre spielt einige schöne Riffs, immer getragen vom Bass. Dieses Zusammenspiel kommt bei einer langen Instrumentalpassage besonders gut zur Geltung. Der Gesang bleibt insgesamt eher im getragenen Bereich.

Fazit: Blackborne Souls ist wirklich gut gemacht und besitzt eine klare Produktion. Schwerer Doom mischt sich mit NWoBHM zu einem eigenständigen Sound. Wer Doom wie Candlemass oder Solitude Aeturnus mag, ist hier richtig. Allerdings wirkt „When the bloodlust draws on me“ mit seiner extremen Eingängigkeit zumindest auf mich dermaßen übermächtig, dass im Vergleich dazu die weiteren Songs auch bei mehrmaligen Hörens des Albums nicht richtig hängen bleiben, was schade ist.
„Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“ In diesem Fall ist es ein Ohrwurm, für den ich jetzt die Hilfe der Ghostbusters benötige.

Anspieltips: When the bloodlust draws on me, Blasphemy

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Lord Vigo: Blackborne Souls
No Remorse Records, Vö. 13.01.2017
2LP 19,00 € / CD 13,00 €
erhältlich über noremorse.gr

Tracklist:
01 Oh Mother Earth
02 When the bloodlust draws on me
03 Great city in the sky
04 Blackborne souls
05 Blasphemy
06 Ishtar II – hail me, fire in the night
07 For being unknown
08 Eternal saviour

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