Tief ins dunkle Totenreich

 

So kann man sich auch zurückmelden und ein Lebenszeichen in die Welt der Musik hinaussenden: Mit einer Reise ins ägyptische Jenseits. Denn das ist der Titel der neuen Scheibe der norwegischen Okkult-Heavy-Metaller Magister Templi: Into Duat. Eine schwermetallene Exkursion in die ägyptische Mythologie.

Hält man die Scheibe in der Hand, darf man sich, ehe der Silberling der Hülle überhaupt entnommen ist, über das Artwork des Covers freuen. Sicher, in der Metal-Szene sind aufwändig gestaltete Coverbilder keine Seltenheit, aber das bedeutet nicht, dass es jemals langweilig wird. Into Duat jedenfalls wartet mit einem schönen Acrylgemälde vom deutschen Maler Stefan Bleyl auf, nicht überladen und damit ein perfektes Abbild des Albums. Denn der Stil, den Magister Templi hier pflegen, ist ziemlich geradeaus und verzichtet auf Schnickschnack und pompöse Instrumentierungen mittels Orchester oder Synthies. Es ist einfach ziemlich bodenständiger Heavy Metal.

Erdiger Sound, himmlische Thematik

Hört man den Sound, der wirklich gut eingängig ist, kann man rasch vergessen, dass es hier um schwere, mythische Kost geht. Die Gitarren kommen schön dreckig, und es wird auch schon mal ein Solo spendiert, dazu solider Bass und Schlagzeug. Nichts Sphärisches oder Psychedelisches, was dem puristischen Heavy-Metal-Fan gefallen dürfte, aber fast schon verwundert, arbeiten wir doch im Kurzformat eine Art Schöpfungsgeschichte der ägyptischen Götterwelt ab. Die Trackliste des Albums, die mit nur acht Liedern von eher mäßiger Länge leider sehr knapp ausfällt, beginnt mit „Creation“ und arbeitet sich über verschiedene Götter („Osiris“, „Anubis“, „Sobek“) zu „Destruction“ vor. Dabei bleiben Magister Templi immer relativ flott, kein Stück geht unter ein gepflegtes Midtempo, was bedeutet, dass Powerballaden und dergleichen hier komplett außen vor sind. Mag mancher vermissen, würde aber vielleicht nicht so gut zu der Scheibe passen. Denn was definitiv zur mystischen Thematik der Scheibe und generell der Band passt, sind die Vocals, die einer der beiden Bandgründer, Abraxas d’Ruckus, beisteuert. Der Mann hat eine klasse Stimme, große Bandbreite, entscheidet sich aber, seinen Gesang eher „predigend“ zu gestalten, was vor allem beim Intro von „Osiris“ auffällt, bei dem Abraxas seine Stimme sogar überschlagen lässt. Auch wenn das hier ein Element ist, das dem Namen der Band alle Ehre macht, so ist es doch gleichzeitig auch etwas, das vielleicht nicht jedem gefällt. Auf jeden Fall ist da ein leichtes Gefühl der Disharmonie. Es gibt Magister Templi einen eigenen Stil, verbindet sich aber vielleicht nicht optimal mit der handfesten Grundlage, den die Instrumente bieten.

Die Meister des Tempels

Wer sind denn überhaupt diese Jungs, die uns hier auf Into Duat ins Jenseits zerren? Magister Templi sind eine Formation aus Norwegens Hauptstadt Oslo, wo sie erst im Jahre 2008 von Gitarrist Baphomet und Sänger Abraxas d’Ruckus aus der Taufe gehoben wurden, zu Anfang noch mit einem eher folkigen Hard Rock als Stil. Seitdem waren sie nicht untätig. Komplettiert durch Patriark an der zweiten Gitarre, Akoman am Bass und Grimmdun an den Drums, veröffentlichten sie 2010 ihr erstes Demo, bei dem sie schon zu einem Doom-lastigen Heavy Metal umgeschwenkt hatten. Von da an haben sie fleißig und regelmäßig geliefert. In den Jahren 2012 und 2013 folgten die EP Iao Sabao! und ihre Erstlings-LP Lucifer Leviathan Logos, auf denen sie sich mit der Philosophie Aleister Crowleys beschäftigten, ein britischer Okkultist, der Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert lebte. Aus einer der Gesellschaften, denen er angehörte, ist angeblich auch der Name Magister Templi entlehnt.
Dann erschien erst letztes Jahr mit Nyarlthotep/Anubis die EP zum aktuellen Album, das Anfang September im Laden stehen wird und noch einen weiteren Schritt weg vom Doom Metal repräsentiert.

Die Essenz

Was nun nach all dem übrig bleibt, ist ein Album, das einen schönen, erdigen Sound bietet und gut abgeht. Den Gesang muss man mögen, passt nach meiner persönlichen Meinung nicht perfekt, aber auf jeden Fall zur Thematik.
Mit Into Duat hat man eine gute Heavy-Metal-Scheibe von einer Band, die weiß, worauf sie Lust hat und das auch durchzieht. Und die nebenbei ihr Handwerk versteht.
Aber: Es sind nur acht Tracks, von denen lediglich zwei überhaupt die Fünf-Minuten-Marke überschreiten und einer sogar nur knapp über drei Minuten bietet. Somit leider ein recht kurzer Genuss.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch2: :mosch2:

Magister Templi – Into Duat
Cruz Del Sur Music, 4.9.2015
Preis: ab 21,98 € (CD) oder 42,05 € (Vinyl) bei Amazon

Tracklist:
1. Creation
2. Lord of the Morning
3. Osiris
4. Horus the Avenger
5. Anubis
6. Sobek
7. Slaying Apophis
8. Destruction

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