Wie im Nebel

a2389555485_10Aus Oslo in Norwegen stammt die Formation Mayflower Madame, die 2016 ihr Debüt Observed in a dream veröffentlichten. Das Trio besteht aus Sänger Trond Fagernes, der darüber hinaus auch Gitarre und Bass spielt, Gitarrist Håvard Haga und Drummer Ola J. Kyrkjeeide. Bereits letzen Sommer ist das mittlerweile dritte Album Prepared for a nightmare bei Icy Cold Records erschienen. Ich weiß nicht, ob es irgendeinen Bezug gibt, aber Mayflower war übrigens der Name des Schiffes, mit dem die ersten Siedler nach Amerika kamen. Folgen wir also der Dame ins Ungewisse.

„Prepared for a nightmare“ eröffnet den Reigen etwas zurückhaltend, am deutlichsten treten die percussiven Elemente hervor. Der warme und angenehme Gesang ordnet sich im Mix der Gitarrenmelodie unter, außerdem ist er mit einem Nachhall versehen, der auf mich wie ein akustischer Nebelschleier wirkt. In „Vultures“ tritt nun auch der Bass deutlicher zu Tage, und das Tempo zieht etwas an, ansonsten setzen sich alle diese Merkmale fort. Dieses leicht surreale und unwirkliche Gefühl insgesamt aber bleibt, das bewirkt der psychedelische Einfluss in der Musik. Auch „Swallow“ macht da keine Ausnahme, und ich lasse mich einfach von der Musik davontreiben. Doch plötzlich rüttelt mich „Ludwig Meidner“ mit wuchtigen Trommelschlägen wieder wach. „Dancing on your grave“ heißt es im Text, da lasse ich mich doch nicht lange bitten. Der Song wäre auch für die Underground-Clubs geeignet, wenn wir wieder zusammen tanzen können.
In „Never turning (in time)“ kommt die Stimme noch mehr aus dem Off, hier liegt der Fokus eindeutig auf dem feinfühligen Zusammenspiel der Saiteninstrumente. „Sacred core“ hingegen treibt das monotone Element im Sound auf die Spitze, indem das stetig wiederholte Grundthema den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren lässt, und was auch von „The night before“ nicht rückgängig gemacht werden kann. Zu Beginn von „Goldmine“ habe ich kurz den Rhythmus von „Kebaträume“ von DAF im Ohr, doch mit dem Einsetzen des Gesangs verschwimmt dieser Eindruck wieder. Dafür werde ich von Dance-Tunes überrascht, die im Hintergrund den Song begleiten. Das folgende „A future promise“ ist für die Verhältnisse der rockigste Song, bevor „Endless shimmer“ für den Ausklang sorgt.

Fazit: Mayflower Madame machen auf Prepared for a nightmare wirklich schöne und einfühlsame Musik, die sich im Spektrum von psychedelisch beeinflußtem Post Punk und Shoegaze bewegt. Doch irgendetwas fehlt mir, um mich völlig mitzureißen. Dabei liegt über allem diese im Post Punk oft typische Schwermut, die ich so mag, aber gleichzeitig auch eine gewisse psychedelische Monotonie, eben wie eine akustische Nebelbank. Andererseits ist diese natürlich auch irgendwie cool und vor allem stilprägend, insofern sollte sich jede*r selbst ein Bild machen. Ansatzweise möchte ich And Also The Trees und Echo & The Bunnymen heranziehen, um einen erste vage Ahnung zu vermitteln.

Anspieltipp: Ludwig Meidner

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Mayflower Madame: Prepared for a nightmare
Icy Cold Records, Vö. 12.06.2020
MP3 7,00 €, CD 13,00 €, LP 18,00 € erhältlich über Bandcamp

Homepage: https://www.facebook.com/mayflowermadame/
https://mayflowermadame.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Prepared for a nightmare
02 Vultures
03 Swallow
04 Ludwig Meidner
05 Never turning (in time)
06 Sacred core
07 The night before
08 Goldmine
09 A future promise
10 Endless shimmer

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