Wohldosiert wie eh und je

Melotron Fuer alleMelotron können auf eine über 25-jährige Bandgeschichte zurückblicken, mir sind sie noch in guter Erinnerung mit „Du bist es nicht wert“ (aus dem Album Werkschau), „Der Anfang“ (Sternenstaub) und „Sehnsucht“ (Mörderwerk). Ihr Einsatz im Bundesvision Song Contest 2007 ist an mir vorbeigerauscht, nach dem Anhören weiß ich heute auch warum. Ihre Songs mit den zumeist deutschen Texten, den Synthesizern und der wohldosierten Stimme von Andy Krüger lassen mich trotzdem immer wieder aufhören. Deshalb war ich positiv überrascht, als mir ihre neue CD Für alle für eine Review angeboten wurde.

Die elf Songs bieten Gewohntes, so richtig zum Abfeiern und -tanzen sind sie nicht gedacht, „Menschen“ macht da eventuell eine Ausnahme (das kommt allerdings auf den eigenen Geschmack an). „Hätte, wenn und aber“ hat auch einen gewissen Tanzbeat, allerdings wird der Schwung durch die kurzzeitigen Pausen rausgenommen, aber mir gefallen mal wieder die Soundtüfteleien. Die findet man auch bei „Willkommen“, das über sechs Minuten lang ist, und bei „Alles auf Anfang“. Der rückwärts gesprochene Textanfang von „Junkie“ ist wieder so ein Hinhörer, der englische Text, genauso wie bei „Sleep well“, lässt mich allerdings nicht aufjubeln, Melotrons deutsche Texte sind mir wesentlich lieber, weil sie direkter sind. Ein Instrumentalstück wird mit „Der 2. Planet“ präsentiert – das gab’s meines Wissens auf den früheren CDs noch nie -, das könnte man von „Dein Glück“ auch annehmen, aber der Verlauf beweist das Gegenteil. Interessant find ich „Eigentlich“: Es wird Streitkultur besungen und melodisch unterlegt, aber wer ist der Sänger? Die Stimmfarbe ist anders.

Elf Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung vergangen, das achte Album Für alle ist im Juni erschienen und hinterlässt bei mir einen guten Eindruck. Es ist keine Produktion, die einen aus allen Wolken fallen lässt. Aber die ausgefeilten Synthie-Melodien sprechen für sich, die zuweilen härteren Beats („Menschen“) überraschen etwas. Die erzählten Geschichten bzw. Ansichtsweisen haben bisweilen einen sarkastischen Touch („Hätte, wenn und aber“), Gesellschaftskritik fließt unüberhörbar ein.
Ich hätte mir mehr Überraschungsmomente gewünscht, das Instrumental hat jetzt nicht diesen besonderen Moment für mich ausgelöst. Es ist mal wieder Musik zum Anhören, getanzt wird wann anders.

Anspieltipp: Menschen – Hätte, wenn und aber

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Melotron: Für alle
Out of Line, 29.06.2018
13,99 € beim Label

https://www.melotron.com/

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Tracklist:
01. Willkommen
02. Alles auf Anfang
03. Menschen
04. Junkie
05. Wo ist dein Problem
06. Hätte, wenn und aber
07. Der 2. Planet
08. Sleep well
09. Eigentlich
10. Und dafür
11. Dein Glück

(2024)