Klettern ohne Netz

Mesh_LookingDrei Jahre sind seit dem Über-Album Automation Baby vergangen, drei Jahre, in denen Mesh ihren Status als eine der wichtigsten derzeitigen Synthie-Bands noch weiter ausbauen konnten. Mesh existieren seit Anfang der Neunzigerjahre und haben sich mit Hits wie „Trust you“, „Not prepared“ oder dem Tanzflächenkracher „Born to lie“ beharrlich in die Herzen der Synthie-Fans gespielt, was vor allem an ihrem ausgezeichneten Gespür für eingängige Melodien und herzzerreißend intensive Texte liegt. Mark Hockings‘ brillante Stimme, die einem ganz besonders live einen Gänsehautmoment nach dem anderen beschert, veredelt die Musik von Mesh noch mal ganz besonders. Automation Baby hatte die Messlatte vor drei Jahren verflixt hoch gelegt, und dementsprechend sind auch die Erwartungen an Looking skyward. Ob sie wohl erfüllt werden?

Ja, definitiv. Die Erwartungen werden sogar übertroffen. Mesh machen hier wirklich alles richtig. Melodien, die sich nach dem ersten Hören in Herz und Hirn festsetzen, nach dem zehnten Hören aber immer noch nicht mal ansatzweise langweilig sind. Texte, die man Wort für Wort mitlesen und auswendig lernen sollte, das ganze Spektrum tiefer Gefühle – hier passt alles. Beschützt fühlt man sich („My Protector“), ergriffen („Tactile“), gehalten („Last one standing“) und verstanden („The Traps we made“). „Kill your Darlings“ holt einen ganz schnell auf die Tanzfläche und lässt einen nicht mehr los. Gleich weitertanzen sollte man bei „Runway“ – Achtzigerfeeling mit zuckersüßem Refrain, der einem beim genauen Zuhören im Hals stecken bleibt. Killersong!
„Before this World ends“ lehrt uns, begangene Fehler wiedergutzumachen, bevor es zu spät ist, philosophische Töne schlagen „Two +1“ und „Once surrounded“ an, „The Ride“ empfiehlt, unseren Geist von seinen Ketten zu befreien und einfach zu leben. Doch ohne bittere Gefühle („There must be a Way“, „The Fixer“) geht es leider auch nicht.
Eine wahre Achterbahn also, dieses Album, so viele Gedanken, Gefühle und Worte, alles verpackt in perfekten Synthie-Pop, der mal ein wenig ruppiger („Kill your Darlings“), mal sehr zart („Tactile“, „The Traps we made“) und immer voller erst nach und nach zu entdeckender Details ist („Once surrounded“).

Ein rundum gelungenes Album, ich bin wirklich begeistert. Einzig der anderthalb Minuten lange Instrumentalsong „Iris“ erschließt sich mir nicht in der Zusammenstellung der Tracks, aber er ist schön und stört nicht, insofern ist die volle Mosherzahl gewahrt. Im September sind Mesh mit Aesthetic Perfection in Deutschland auf Tour, wer sich das entgehen lässt, ist selbst schuld.

Anspieltipp: Runway

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Mesh – Looking skyward
Dependent Records, Vö.: 26.08.16
Länge: 65 Minuten
Kaufen: € 13,95 bei Poponaut
zusätzlich zur normalen Version gibt es noch diverse Limited Editions, ebenfalls bei Poponaut oder anderen bekannten Händlern erhältlich.

Tracklist:
1. My Protector
2. Tactile
3. The last one standing
4. The Traps we made
5. Kill your Darlings
6. Iris
7. Runway
8. Before this World ends
9. Two +1
10. The Ride
11. There must be a Way
12. The Fixer
13. Once surrounded

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1 Kommentar

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  1. […] den zwei Personen betrachten, eben wie es der vor kurzem erschienene Longplayer beschreibt: „Looking Skyward“. Zwischen dem rosa Licht und dem mächtig aufgedrehten Verstärker begibt sich die Band an ihre […]

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