Gut, dass sich nicht alles ändert

1Es ist nicht einfach eine Review über eine Legende zu schreiben, die man bereits seit Jahr und Tag frenetisch verfolgt. Es gibt so Ausnahmeprojekte, die einem mit jedem neuen Lebenszeichen auf’s Neue erfreuen. 1993 wurde das Duo Ordo Rosarius Equilibrio von Tomas Petterson und einer liebreizenden Dame namens Chelsea Kroog, die 1998 durch Rose Marie Larsen ersetzt wurde, in Schweden (der Heimat des Kult Labels Cold Meat Industry) gegründet. Ihr vor drei Jahren erschienenes Album Libertine – The hangmans Triad (Link) hat es vermocht, mich nach kürzester Zeit süchtig zu machen, und so war ich gespannt, ob es der aktuell erschienene Longplayer Let’s play (Two girls and a goat) ebenso vermag. Mittlerweile bei Out of Line Zuhause (nach dem traurigen Untergang von Cold Meat Industry), haben sie sich ihren Ursound behalten und sogar verfeinert.

Ordo Rosarius Equilibrio fühlen sich seit jeher im Neofolk, Apocalyptic Folk und Military Pop wohl, und so verwundert es nicht, dass mit dem Opener „Forty years after null (There’s no answer to the riddle)“ der erste Kracher zündet, ich habe selten einen besseren poppigen Apocalypse Sound vernommen. Fordernd, misanthropisch und doch zerbrechlich erhaben. Der Refrain ist so hirneinfräsend, dass man ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das folgende und titelgebende „Two girls and a goat (I never knew)” geht, ohne dass es der Hörer merkt, so geschmeidig über, dass man das Gefühl hat, richtig in die Musik hinabzufallen. Immer wieder denke ich beim Hören an eine Art Schicksalsmarsch, da es musikalisch sehr düster und fast schon wie ein Tantra vorgetragen ist. „Evil wears a mask with your name“ und „Let’s play said the rose to the goat” fallen ein wenig aus dem Muster des Albums. Beide Songs sind poppig arrangiert (poppig ist aber in diesem Falle keineswegs negativ zu verstehen) und sehr tanzbar. Die von mir so geliebte dekadente Ader von Ordo Rosarius Equilibrio schimmert hier schon ein wenig durch. Das bringt sie in die Nähe anderer von mir geschätzter Künstler wie Spiritual Front, Der blaue Reiter oder auch Roma Amor. „I met Jesus in a dream (Till illusions fall apart)“ erinnert mich an ältere große Tonkunstwerke wie „Three is an Orgy (Four is forever)“. Die Intensität, mit der musikalisch ein Bild aus tiefer Melancholie, Resignation und dann doch wieder Kampfgeist gezeichnet wird, ist beeindruckend. In diesen Momenten gefallen sie mir am besten. „This is life this is war (Let’s and make believe)“ ist mein Anspieltipp. Wer wie ich ein wenig der Cold Meat Industry Zeit nachtrauert, wird mit diesem Track milde gestimmt. Bombast und ein herausragender Rhythmus machen diesen Song zu einem absoluten Grey Area Hit. Ich schwelge derweil ein wenig in alten Zeiten. „This knife will steal your heart – lets waken the Judas in you” bedient vollkommen die Hörer, die mit der neueren Ausrichtung der Formation warm werden. Mein Fall ist es nicht zu 100 %, aber es muss auch solche Songs auf einem Album geben. Im Gegensatz zeigt einem „Anoint me with vomit and desecrate my beliefs“ mit welch einer spielerischen Finesse sie sich eine eigene musikalische Nische geschaffen haben.  Treibender Folk mit einer gehörigen Portion Medieval Bombast und diesem unnachahmlichen Sprechgesang. „There’s a chalice with my semen (And another with my blood” erinnert zu Beginn an Dead can Dance. Diese subtilen orientalischen Einflüsse und die Melodieläufe, die man mit Brendan Perry und Lisa Gerard in Verbindung bringt und so liebt. Man denke an den Überhit „Rakim“. Ab der Mitte entwickelt es sich zu so etwas wie einem Dark Soundtrack for a starting battle. Martialisch aber mit Niveau! Mit „There’s no pride love is dead (Kiss my eyes and crush my head)” hat man sogar eine düstere Ballade eingespielt. Die Atmosphäre nimmt einem völlig die Luft. So muss ein apokalyptischer Love Song klingen. “(Social darwinist contortion) Who is born to rule the world” hat einen sehr tanzbaren Rhythmus, ich kann mir durchaus vorstellen, den Song mal in einem Club zu hören: sehr eingängig und suchterrengend. Bereits im Vorfeld wurde „Ménage á trois – there is nothing to regret” als EP veröffentlicht. Diese Entscheidung fand ich nicht so gut von der Band, da dieser Song einer der wenigen schwachen auf diesem Album ist. Mit einem Hammer begann das Album und mit einem Hammer endet es. „The hierophant and the devil – you taste like innocence, and broken dreams” fährt alle Stärken der Formation auf.

Fazit: Das Schöne an Ordo Rosarius Equilibrio ist ja, dass jedes Album konstant für Qualität steht. Man könnte blind zugreifen, und man würde kein einziges schlechtes Album erwischen. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben zaubern uns die beiden ein Meisterwerk des dunklen Folks. Die musikalische Entwicklung lässt poppigeren Einflüssen mehr Raum, aber ich denke das kommt zwangsläufig. Nichtsdestotrotz sind auch auf Let’s play (Two girls and a goat) die guten alten Bombast Songs verewigt worden. Testet dieses Album ruhig einmal an!

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Ordo Rosarius Equilibrio: Let´s play (Two girls and a goat)
Out of Line, Vö. 13.09.2019
14,99 € z.B. beim Out of Line Shop (Link)

Tracklist
1 Forty years after null (There’s no answer to the riddle)
2 Two girls and a goat (I never knew …)
3 Evil wears a mask with your name
4 I met Jesus in a dream (Till illusions fall apart)
5 Let’s play said the rose to the goat
6 This is life this is war (Let’s play and make believe)
7 This knife will steal your heart – Let’s waken the Judas in you
8 There’s no pride love is dead (Kiss my eyes and crush my head)
9 Anoint me with vomit, and desecrate my beliefs
10 There’s a chalice with my semen (And another with my blood)
11 (Social darwinist contortion) who is born to rule the world?
12 Menage á trois – there is nothing to regret
13 The hierophant & the devil (You taste like innocence, and broken dreams)

Facebook https://www.facebook.com/ordorosariusequilibrio/
Band https://www.ordo-rosarius-equilibrio.net/

 

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