Ohrwurm-Gefahr

Palast_Palast_Cover_1000Mit der EP Hush wurde meine Synth-Pop-Begeisterung neu entfacht. Nach weniger als sechs Monaten erscheint heute das Debütalbum von Palast gleichen Namens in Form einer Silberscheibe und auf Vinyl. Ich durfte mir das Material schon vorab anhören, und ja, die Herren wissen wieder zu unterhalten!

Die Band hat ihre ersten Songs im renommierten Funkhaus Berlin, das palast-artige Züge aufweist, aufgenommen. Es steckt ein Gefühl für Klang, Raum, Größe und Qualität in dieser CD. Das beste Beispiel dafür ist jeder einzelne Track, aber ich fang jetzt einfach mal von vorne an: „Shut the door“ bestand beim Songentwurf nur aus den Drums und einer Bassline, der Text war eine intuitive Eingabe, sagt der Sänger Sascha Pace. Man könnte den Song eine Zukunftsvision nennen: Am Ende sitzen wir im Raumschiff und müssen uns auf die Suche nach einem neuen Zuhause machen, da das alte kaputt ist. Ganz maßgeblich hier sind die vordergründigen Drumschläge. Der Depeche Mode-Einfluss ist vom ersten Ton an in „She can dance“ hörbar. Eine Frau bewegt sich dabei gleich fraulicher, tanzt und kann abfeiern! Der textliche Bezug ist auf jeden Fall gegeben. Und dann gibt es wieder diesen kleinen melancholischen Kick mit „She can dance her lonely heart away“. Sphärisch, hallend erscheint „Tell me why“ auf der Setlist, „Strong“ beinhaltet die Kernaussage, dass du alles das sein kannst und sollst, von dem die anderen sagen, dass du dies nicht kannst. Eine tolle musikalische Wirkung hinterlässt das Zusammenspiel von Drums und Synthesizer, das könnte ich mir gut als Filmmusik vorstellen. Zu dem großartigen „Mirror Mirror“, das Sascha Paces ganz persönliche Hommage an die Fashionwelt ist, nehmen uns Palast mit ins Aufnahmestudio:

Traumwandlerisch, eine bewegte Stimme, ein bewegter Mann, es folgt „Nightfall“, eine Liebesgeschichte über eine Frau, die einen immer wieder in den Bann zieht, die erste wahre Liebe, die man einfach nie vergisst (das kann natürlich auch umgemünzt werden). Ein Glücksrad ertönt anfangs bei „Stand up“, um etwas an deinem Leben zu verändern: „Stand up and fight“. Laut Sascha ist das Leben etwas Kostbares, dafür lohnt es sich, zu hoffen und zu kämpfen, das wird ausdrucksvoll musikalisch wie gesanglich hier thematisiert. „When you fall“ beeindruckt durch ein Stimmen-Echo und die ganz feinen Synthie-Melodien. Dieser Song ist aus einem Intro entstanden, das musikalisch die Initialzündung für die Band war. Eine Maultrommel in einem Synth-Pop-Song? Ja, das geht, „One day“ ist das beste Beispiel dafür. Perlende Synthietöne, der tanzbereite Körper will gleich mit dem Rhythmus mitschwingen bei „Unraveling skies“. Es wird von einer Frau erzählt, die nie so richtig weiß, wer sie eigentlich sein will. Sie ist ständig auf der Suche nach sich selbst.

Laut Palast steckt ein Konzept hinter dem Album: Sie wollen uns mitunter persönliche Geschichten erzählen, am besten persönlich telefonisch oder direkt über ein Mikrofon. Das klappt wunderbar durch die einprägende Stimme von Sascha Pace (der genauso die Gitarre und den Synthesizer beherrscht) und großartige musikalische Untermalung von Tommy Apus (Drums, Synthesizer) und Marc Engel (Synthesizer, Percussion). Die Texte können einen anrühren und nachdenklich machen, aber das Tanzen wird genauso herausgefordert. Musikalisch könnte man Palast in den 80er-Jahren vermuten, weil sie authentisch echte Synthesizer aus dieser Zeit verwenden. Der Einsatz von E-Drums und Gitarren bewirken eine klangvolle besondere Note. Ich kann sagen, dass der positive Eindruck durch die EP voll und ganz mit Palast bestätigt wurde, das kann gerne so weitergehen.

Live erleben könnt ihr Palast hier:
21.04.2017 Oberhausen – Turbinenhalle
22.04.2017 Wilhelmshaven – Pumpwerk
27.04.2017 Frankfurt/M. – Batschkapp
28.04.2017 Nürnberg – Hirsch
29.04.2017 München – Backstage (zusammen mit Mono Inc.)
05.05.2017 Stuttgart – Im Wizemann
06.05.2017 Leipzig – Haus Auensee
12.05.2017 Dresden – Kleinvieh
13.05.2017 Berlin – Huxleys Neue Welt
18.05.2017 Osnabrück – Rosenhof
19.05.2017 Köln – Bürgerhaus Stollwerck
20.05.2017 Hamburg – Markthalle

Anspieltipp: She can dance, Mirror Mirror, Unraveling skies.

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Palast: Palast
NoCut, Vö.: 21.04.2017
€ 16,99
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Tracklistening:
1. Shut the door
2. She can dance
3. Tell me why
4. Strong
5. Mirror mirror
6. Nightfall
7. Stand up
8. When you fall
9. One day
10. Unraveling skies

http://www.palastband.com/

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