„Back to the Roots“

Paradise Lost - Medusa - ArtworkParadise Lost veröffentlichen ein neues Album – Nr. 15 in der fast 30 jährigen Bandgeschichte. Mein erster Eindruck beim kurzen Reinhören: Die sitzen zwischen allen Stühlen und konnten sich nicht entscheiden, was sie wollen. Es ist zwar von allem etwas drin, aber nichts richtig: zu wenig eingängig und zu doomlastig für Gothic Metal, aber zu wenig Last, Langsamkeit und Schwere für Doom, zu wenig Power und Druck für Viking Metal und zu wenig Atmosphäre und Growls für Black Metal.

Hört man sich das Album in Ruhe und mit einer guten Anlage an, so verbessert sich der Eindruck. Höre ich da Amorphis? Oder Tiamat? So klangen sie doch alle zu Beginn der 90er Jahre, die Doom/Death Bands, die später Gothic machten. Manchmal klingen auch Wikinger-Hymen à la Amon Amarth durch. Es werden Orgelsolos, düster-melodisches Gegrowle, Wikinger-Chöre, Schwermut und harte Riffs geboten, eigentlich alles was das Death-/Doomer-Metallerherz begehrt. Paradise Lost haben den Gothic-Pop der letzten Veröffentlichungen abgestreift und sind zu ihren Wurzeln zurückgekehrt.
Aber irgendwas stört mich weiterhin. Ist es das immer wieder auftretende nervige E-Gitarrengeheule oder die dazwischen liegenden zu einfach gestrickten Melodiebögen ? Einige Stücke wirken zu monoton, während die druckvollen Songs unter zu eingängigen Anteilen leiden.
Über die vielen mittelmäßigen Metal-Veröffentlichungen, die YouTube überschwemmen, ragt das Album natürlich weit hinaus, aber heutzutage kann Doom Metal doch noch schwerer, düsterer und atmosphärischer klingen.

Was bleibt?
Ein solides Death/Doom-Album der alten Schule – so wie diese Musik in den frühen 90ern klang – eine Rückbesinnung auf die Anfänge der Band.
Wer Tiamats Clouds oder Amorphis Tales from a thousand lakes“ (oder auch Paradise Losts Erstling Lost Paradise) mag, kann bedenkenlos zugreifen. Die ganz harten Schwarzmetaller können dem Album auch eine Chance geben, für Goth-Popper dagegen, die die Veröffentlichungen von Paradise Lost aus den 2000ern mögen, ist das Album eher nichts.

Anspieltipps: Fearless sky, Until the grave

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Paradise Lost: Medusa
Nuclear Blast, 01.09.2017
12,99 €
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Tracklist:
1. Fearless sky
2. Gods of ancient
3. From the gallows
4. The longest winter
5. Medusa
6. No passage for the dead
7. Blood & chaos
8. Until the grave

(geschrieben von prager.student – vielen Dank!)

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