Old lions still roar

PC_OLSRPhil Campbell – klingelt da was bei euch, ploppt da eine Erinnerung auf? Ja, genau, DER Phil Campbell, über 30 Jahre Gitarrist bei Motörhead. Nach der traurigen Auflösung der Band hat er sich endlich einen Herzenswunsch erfüllt: ein Soloalbum, im Alter von 58 Jahren – warum nicht! Aufgrund meiner persönlichen musikalischen Vorliebe für Hardrock und markante Köpfe (welch ein Cover!) musste ich mir das anhören.

„Ich will schon seit vielen Jahren ein Solo-Album machen“, verriet Campbell seiner Plattenfirma, „sogar als es Motörhead noch gab. Ich redete oft mit Lemmy darüber, und er ermutigte mich immer. Doch wir waren ständig auf Tour, ich kam einfach nicht dazu. Die eine oder andere Idee sowie eine Handvoll Riffs trug ich in dieser Zeit aber zusammen und gab den Plan niemals auf. Jetzt ist die Zeit reif.“
Und wie reif sie ist, auch für einen eingefleischten Hardrock-Fan, der den Blues zulassen kann. Eröffnet wird mit einem lässigen Country-Rock-Song, „Rocking Chair“, der auf einer alten Gibson aus den Vierzigern und mit der stimmlichen Unterstützung von Leon Stanford aufgenommen wurde. Der erste Knaller ist „Straight up“ (feat. Rob HalfordJudas Priest), ich kann von dem Song nicht genug kriegen, Hardrock at it’s best. Ben Ward (Orange Goblin) verstärkt „Faith in fire“ gesanglich, etwas schleppender als der Vorgänger mit einem herrlich dunklen, rauen Timbre in der Stimme. Hier ist auch die Schlagzeugarbeit von Robyn Griffith herauszuheben, sehr coole Akzente. Alice Cooper’s “Swing it” ist trotz des Titels ein sehr guter Hardrock-Song, ich hab nichts anderes bei dem Sänger erwartet. “Left for dead” ist bluesig angelegt und perfekt dargeboten von Nev MacDonald, da fühlt man richtig mit. “Walk the talk” ist aggressiver, mit dem Gesang von Nick Oliveri (Mondo Generator) gibt es mächtig was auf die Ohren, genauso mit “These old boots” (Dee Snider – ex-Twisted Sister):

Die kratzigen Gitarrensaiten und der Gesang von Whitfield Crane (Ugly Kid Joe) zeichnet das härtere, rockige „Dancing dogs (Love survives)“ aus. Zurück in den Blues geht’s mit Benji Webbe und „Dead roses“, da tropft das Gefühl aus jeder Zeile, von den Saiten und läuft aus den Klaviertasten. Einen bittersüßen, nostalgischen Ausklang bildet das Instrumental „Tears from a glass eye“, unterstützt von Joe Satriani, einem weiteren Saitenspezialisten, und einer Harfe, es passt sehr gut in diese herbstliche bzw. winterliche Zeit.

Nach dem großen Erfolg von Phil Campbell in diesem Jahr mit dem Hard-Rock-Generationentreffen Phil Campbell and the Bastard Sons ist ihm ein weiteres erfolgreiches Standbein mit seinem Soloalbum gelungen. Mit tatkräftiger gesanglicher Unterstützung von vielen großen Namen des Hardrock-Geschäfts, zusammen mit Musikern, die ihr Geschäft wahrlich verstehen, steht jetzt mit Old lions still roar eine kraftvolle und zeitweise melancholische Platte im Verkaufsregal. Es wird ein Arsenal an feurigen Riffs, hymnischen Hooks und Energie abgefeuert, Campbell weiß aber eben auch mit dem Blues zu spielen.
„Ein guter Song ist ein guter Song“, so sagt er zu diesem Album, „also gibt es natürlich jede Menge anständigen Classic-Rock-Stoff auf meinem Solodebüt. Dennoch ist da auch Platz für das eine oder andere Experiment, für Songs, die diejenigen, die mich vor allem von Motörhead kennen, durchaus als Abkehr davon bezeichnen könnten. Ich meine, ich bin unendlich stolz auf alles, was wir mit Motörhead gemacht haben, doch ein Musiker ist mehr als nur ein Stil. Und auf diesem Album gestatte ich es mir, ein wenig meine Schwingen auszubreiten.“
Dafür ist es nie zu spät … Old lions still roar ist ein großartiges Album, das in jedes persönliche Hardrock-Regal gehört!

Anspieltipp: Straight up, Faith in fire, Left for dead, These old boots

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Phil Campbell: Old lions still roar
Nuclear Blast, VÖ: 25. Oktober 2019
16,99 €

Trackliste:
1. Rocking chair feat. Leon Standford (vocals), Todd Campbell (guitar), Will Davies (bass)
2. Straight up feat. Rob Halford (vocals), Tyla Campbell (bass), Dane Campbell (drums)
3. Faith in fire feat. Ben Ward (vocals), Tim Atkinson (bass), Robyn Griffith (drums)
4. Swing it feat. Alice Cooper (vocals), Chuck Garric (bass), Dane Campbell (drums)
5. Left for dead’ feat. Nev MacDonald (vocals), Mark King (bass), Danny Owen (keyboard), Tyla Campbell (acoustic guitar), Dane Campbell (Drums)
6. Walk the talk feat. Nick Oliveri (vocals, bass), Danko Jones (voc.), Ray Luzier (Drums)
7. These old boots feat. Dee Snider (voc.), Mick Mars (guitar), Chris Fehn (Drums), Todd Campbell (guitar)
8. Dancing dogs (Love survives) feat. Whitfield Crane (voc.), Tyla Campbell (bass), Dane Campbell (drums)
9. Dead roses feat. Benji Webbe (vocals), Will Davies (bass), Matt Sorum (drums)
10. Tears from a glass eye feat. Joe Satriani

(1904)

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  1. […] habt ihr was verpasst. Am 25. Oktober erschien sein erstes! Soloalbum Old Lions Still Roar (hier entlang zur Review) mit ganz viel gesanglicher Unterstützung von befreundeten Musikern, unter […]

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