Sternenstaub

Angekündigt war es schon lange, das neue Album von Project Pitchfork. Anfang Oktober die Bekanntgabe der Daten für eine Deutschlandtour  “und mehr”, und dann die Info, dass es sich nicht nur um ein Album, sondern um Teil eins einer Trilogie handeln sollte, ein Konzeptalbum mit dem Namen Akkretion. (Der Begriff bezeichnet in der Astronomie die gravitationsbedingte Massezunahme durch Aufsammeln von Materie, wie sie unter anderem bei jungen Sternen oder auch bei schwarzen Löchern zu beobachten ist.) Es folgte die Ankündigung der Veröffentlichung und die Möglichkeit zur Vorbestellung, ansonsten hüllte man sich allerdings weitestgehend in Schweigen – alle Rufe nach Snippets oder Ähnlichem verhallten offensichtlich ungehört in den Weiten des Alls. Doch am 26. Januar hatte das Warten endlich ein Ende, früh morgens stand Akkretion auf Spotify zur Verfügung und begleitete unsere in Norwegen lebende Korrespondentin Ankalætha gleich mal auf dem Weg in die Arbeit:

Mein Eindruck vom Album: Schön. Verdammt ruhig. Ein bisschen zu nett. Das heiβt aber zunächst mal nur, dass das Album sich nicht besonders gut als Hintergrundmusik zum Busfahren eignet. Was nicht bedeutet, dass keine eingängigen Songs darauf zu finden wären – welche davon besonders ins Ohr gehen, ist allerdings individuell sehr verschieden. So war für mich “Good night death” in seiner melodischen Schönheit ein Instant-Ohrwurm, während das von anderen Fans viel bejubelte “Crossfire” auch nach etlichen Durchläufen einfach keinen Eindruck hinterlassen will. Die deutlich dynamischeren “The collision”, “Circulation” und “Good, you are distant” begeistern dafür mit jedem Anhören noch ein bisschen mehr. Wirklich beeindruckend wird es aber, wenn man sich – was heutzutage ja nicht mehr unbedingt die Norm ist – das ganze Album von vorne bis hinten anhört. Dann entfaltet sich ein musikalischer Spannungsbogen, der schon fast an die z.B. in Filmen übliche Vieraktstruktur (setup, complicating action, development, climax) erinnert. Nach den ruhigeren ersten Songs erhöht “Gravity waves” noch etwas schleppend die Intensität auf den ersten Höhepunkt hin. Dann wird das Tempo mit “And the sun was blue” wieder etwas herausgenommen, bevor der nächste Bogen, auf höherem Niveau angesetzt, sich bis zum Finale hin steigert. Die einzelnen Songs ordnen sich dieser Dynamik unter, das Ganze wird mehr als die Summe seiner Teile.
Insofern erstaunt es auch nicht, dass einige Songs erst im Remix ihre ganze Individualität entfalten. “Good night death” und “And the sun was blue” kommen in der Bonus-Version deutlich wuchtiger rüber. Das mit zusätzlichen Rhythmen aufgepoppte, äh, aufgepeppte, und durch die schöne Stimme von Sue, die auch bereits auf dem letzten Album zu hören war („Volcano”), mit Kontrast versehene “Ascension” hat Hitpotential. Es wurde kurz nach Erscheinen des Albums auch als Video veröffentlicht.
Zu finden sind die Remixe neben dem etwas aus dem Rahmen fallenden, eher rauen und in seiner Kantigkeit sehr eindringlichen Bonus Song “Tree of life” auf der Bonus CD der Special Edition (2CD & Buch) – aber keine Angst, alle Songs können auch digital erworben werden.

Fazit: Dass man sich als Pitchfork-Fan auf eine anstehende Tour freut, ist unabhängig vom aktuellen Album selbstverständlich und muss nicht weiter erwähnt werden. Aber in diesem Fall kann ich guten Gewissens behaupten, dass das Album die Vorfreude auf die Tour nochmal kräftig gesteigert hat. Und wenn Teil zwei und drei der Trilogie halten, was Teil eins verspricht, dann könnte das ziemlich groβartig werden.

Anspieltips: aus oben genannten Gründen sehr schwierig.

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Project Pitchfork: Akkretion
Trisol Music Group GmbH, 26.01.2018
49,99 € Limited Book Edition, 14,99 € Digipak oder digitaler Download
(iTunes, Amazon)

Tracklist:
CD1/Digipak:
Akkretion
Good night death
Gravity waves
The collision
And the sun was blue
Crossfire
Circulation
Ascension
The new day
Good, you are distant

CD2:
Tree of life
Good night death (Remix)
And the sun was blue (Remix)
Ascension (feat. Sue)
Crossfire (We are temporary – Remix)

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