Den Ahnen zum Gruße

CoverEin Bekannter erwähnte letztens in einem Gespräch die Band Rabenwolf und machte sie mir gleich schmackhaft. Seiner Meinung nach wäre es genau die Art von Black Metal, die ich bevorzuge. Danach fielen Wörter wie „Pagan“ in Zusammenhang mit „Folk und Black Metal“. Rabenwolf aus Hamburg wildert als Septett agierend (alleine schon diese Tatsache macht alles noch viel spannender) bereits seit 2011 in der hiesigen Folk-Metal-Landschaft. Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums Aus alten Zeiten, das ich im Nachhinein gehört habe, haben sie die Messlatte sehr hoch gelegt. Anfang Februar nun erschien ihr aktuelles Werk … zu Staub, es war mir eine Ehre diesem Album zu lauschen und euch ein wenig darüber zu berichten.

Ein sehr interessantes Cover ziert das Album: eine recht abstrakte Veranschaulichung des Bandnamens. Ein ordentliches Album beginnt für mich mit einem Intro und siehe da, es kommt auch schon in Form von „Was uns bleibt“. Ein orchestrales, mächtiges Intro, das sich auch gut zum Untermalen einer epischen Schlacht eignen würde. Besonders erfreulich ist, dass die Texte allesamt auf Deutsch gehalten sind und man trotz der Black-Metal-Vocals alles gut verstehen kann. „Staub“ leitet einen Reigen aus wirklichen Hammerschlägen, wie von Thor, ein. Herrlich melodisch, im Tempo gemäßigt und leicht verspielt in der Gitarrenarbeit. Der folkloristische Mittelteil samt Skaldengesang tut sein Übriges, um einen Pagan Metaller die Nackenhaare zu Runen aufzustellen. „Der Turm“ katapultiert mich mal eben zur Mitte der 90er zurück. Einfach gehaltener Black Metal, der mächtig auf das Gaspedal drückt und mich etwas, aufgrund der Melodie und Flöte, an Falkenbach erinnert, gleichzeitig kommen mir auch Aaskereia in den Sinn. „Ein letztes Geleit“ beginnt ein wenig punkig, und ich denke noch, das passt nicht. Lasst euch sagen, es passt doch! Was danach kommt ist so ziemlich das Beste, das ich seit Jahren gehört habe. Eine Hookline, die man in 100 Jahren noch vor sich hin summt. Eine absolute Hymne! „Gezeiten“ und „Heimkehr“ werden absolut meisterlich dargeboten. Zwei Songs, die mit ihren wunderschönen Folk-Parts auftrumpfen und den Hörer immer mal wieder tagträumen lassen. „Im Herzen die See“ klingt so, als hätte man seiner Heimat Tribut gezollt. Ganz im Klargesang gehalten verbreitet der Song zu Beginn eine recht melancholische Stimmung, nur um dann gegen Ende zu einem netten Schunkler (das ist keinesfalls negativ) zu mutieren. „Ungesicht“ verdeutlicht wie geschickt die Band von Black Metal zu Folk Metal übergeht. Es fällt dem Hörer nicht auf, sondern es harmoniert wunderbar zusammen. Die Vocals in diesem Stück erinnern ein wenig an Vertreter der Post-Black-Metal-Szene wie Agrypnie. „Sturmzeit“ ist vielleicht das einzige Stück, das in mir nicht so viel bewegt. Vielleicht ist es mir einfach zu sehr Heavy Metal, handwerklich aber über jeden Zweifel erhaben. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich wohl Black Metal mit schwedischen Double-Lead-Death-Metal-Gitarren anhört, der lausche bei „Hammonia Metal“. Wieder dieser punkige Drumrythmus im Wechsel mit Extreme Metal und unglaublich mitreißend dabei. Besonders zu erwähnen ist der bangtaugliche Mittelteil! Herrliche Seefahrer-Romantik erwartet uns zu Beginn von „Lichter des Morgens“. Einer der stärksten Stücke auf diesem Album, er wurde gut als letzter Titel platziert.

Fazit: Warum in Odins Namen hat die Band keinen Plattenvertrag? Sind alle auf einmal taub geworden? Hätte ich ein Label, würde ich Rabenwolf vom Fleck weg unter Vertrag nehmen. Das Album ist sehr ausgereift und gut produziert. Man vermeidet glücklicherweise auch das Abdriften ins Peinliche. Pagan Metal mit deutschen Texten ist immer heikel, kann leicht ins Klischeehafte abdriften. Zusammen mit Bands wie Thakandar und Jörmundgand bilden Rabenwolf die starke zweite Riege des hiesigen Pagan Black Metals. Uneingeschränkte Kaufempfehlung auch für Neugierige, die mal ein wenig in Folk Metal hineinhören möchten.

Rabenwolf: …. zu Staub
Bandcamp, Vö. 01.02.2019
7 € https://rabenwolf.bandcamp.com/album/zu-staub

Tracklist
01. Was uns bleibt
02. Staub
03. Der Turm
04. Ein letztes Geleit
05. Gezeiten
06. Heimkehr
07. Im Herzen die See
08. Ungesicht
09. Sturmzeit
10. Hammonia Metal
11. Lichter des Morgens

Band: http://rabenwolf.eu/
Facebook: https://www.facebook.com/Horde.Rabenwolf

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