Schmachtplatte

Ende der neunziger Jahre hatten die finnischen Musiker der „Love-Metal“-Gruppe HIM ihren internationalen Durchbruch. Mit Razorblade Romance und Deep Shadows and Brilliant Highlights veröffentlichten sie zwei Alben, die ihnen Anerkennung und jede Menge Fans einbrachten. In den letzten zehn Jahren ist es etwas ruhig um die Band geworden. Alben folgten, diese konnten jedoch an die großen Erfolge nicht wirklich anknüpfen. Mit der neuen Platte Tears on Tape versuchen sie im Jahr 2013 die Charts erneut zu erobern.

Ein Kassettenrecorder öffnet sein Fach, die Kassette wird eingelegt und der Startkopf gedrückt. Das Tape legt mit ruhigen, spielerischen Keyboardakkorden los, es fehlen nur noch die Tränen. Wie sich herausstellt, werden diese später noch folgen. Nach dem recht sanften Intro schlagen die Gitarren zu und Ville Vallo seufzt sich durch das erste Stück. Genauso hatte ich es befürchtet. Der Rock wurde in die hintere Ecke verbannt, von Metal nicht wirklich eine Spur, dafür stehen Liebeskummer, Leid und Glück an erster Stelle. Und da kommen dann auch bei mir die Tränen. Die Finnen setzen mit diesem Album auf eine sichere Nummer, gingen kein Risiko ein und sind um einiges softer geworden als sie es noch vor 15 Jahren waren.
Sicherlich sind die Lieder allesamt sehr schön anzuhören und gut eingespielt, mir fehlt allerdings der „Dreck“ und das leicht verruchte aus der Vergangenheit. Natürlich sind die Herren auch älter geworden, und die damaligen Fans und Groupies schmelzen nicht mehr gleich bei jedem Seufzer dahin, ein bisschen mehr Metal und Rock hätte dem Album allerdings nicht geschadet.
Hin und wieder hatte ich nach den ersten härteren Gitarrentönen ein wenig Hoffnung, aber sobald Ville Vallo mit seiner Seufzerstimme einsetzte und mir die hohen Tonlagen unangenehm in Mark und Bein gingen, verschwand der Glauben daran, doch noch ein Fünkchen alten HIM-Charme zu hören.
Dieses Album wird definitiv keinen Platz in meinem Regal finden. Eingefleischte Fans, wenn es die überhaupt noch gibt, werden wohl Gefallen daran finden, und neue schmachtende Groupies werden sich im Liebeskummer ihren Tränen hingeben und dazu diese Platte hören. Zu mehr kann man es auch nicht gebrauchen. Nach der hohen Anpreisung in TV und Radio hatte ich mir viel mehr erwartet.

Anspieltipp: Tears on Tape

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HIM: Tears on Tape
Label: We Love Music (Universal), 26. April 2013
€ 15,99
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Tracklist:

1. Unleash the Red
2. All Lips go Blue
3. Love without Tears
4. I will be the end of You
5. Tears on Tape
6. Into the Night
7. Hearts at War
8. Trapped in Autumn
9. No Love
10. Drawn & Quartered
11. Lucifer’s Chorale
12. W.L.S.T.D.
13. Kiss the Void

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