Nerds und anderes Gelichter

In Newry (Irland) gründet sich 2002 die Thrash-Metal-Formation Gama Bomb, die sich zu Beginn vor allem durch Sänger Phillygb_ttt-c_1500x1500 Byrne einen Namen macht, der bei Konzerten immer in verschiedenen Verkleidungen auftritt. 2005 wird in Eigenregie das erste Album Survival Of The Fatest einspielt und schließlich beim Label Witches Brew ein Vertrag unterzeichnet. Nach einem weiteren Album und einigen EPs unterschreiben Gama Bomb bei Earache Records. Doch ein wenig problematisch ist der Vorsatz, Fans zu gewinnen und allen die Musik durch kostenlose Downloads zugänglich zu machen. Die Labels, bei denen Gama Bomb unter Vertrag stehen, können dieses Vorgehen nicht befürworten. Erst beim dritten Album wird diese Praxis geändert und es stehen keine kostenlosen Digipacks mehr im Netz. Nun erscheint der vierte Longplayer The Terror Tapes.

Man muss die Band noch gar nicht kennen und weiß bereits nach dem ersten Song, wer die großen Vorbilder sind. Slayer, Megadeth und auch Sodom, wären da zu nennen, die mit der gleichen Brachialgewalt den Gitarrensound reinprügeln. Schnell und laut, mehr muss nicht sein, scheint sich die Formation zu denken, überrascht aber mit einem ungewohnt klaren Sound, sodass man sogar den Lyrics folgen kann, die sich allesamt mit Nerds beschäftigen. Man kann von einem Konzeptalbum sprechen, das die Band hier veröffentlicht hat und das sich rund um PC-Games, Religion und andere Bereiche dreht, die für manche absoluter Lebensmittelpunkt sind, der sie stellenweise sogar fanatisch werden lässt
Die Schnelligkeit an den Gitarren ist hörbar und macht richtig Spaß. Neben dem für dieses Genre üblichen Geschrammel gibt es immer wieder gute Riffs und kurze Soloeinspielungen, die die Songs auflockern und die Band von anderen abhebt. Sehr schön kommen die Riffs bei „Backwards Bible“ oder auch in „Metal Idiot“ raus – letzteres haut sowieso mit voller Wucht rein, denn es ist eine – wie der Name schon ankündigt – sehr feine Metalnummer mit allem, was das Herz begehrt. Die Gitarristen Luke Graham und Domo Dixon beherrschen ihre Instrumente und beweisen Fingerspitzengefühl. Das Album macht viel Laune und ist eindeutig auf einer Linie mit den großen Thrash-Metal-Formationen, die sie Vorbild nennen.
Auch der Drummer Paul Caffrey bearbeitet fleißig sein Drumset und glänzt vor allem durch Tempowechsel, drischt eifrig auf die Felle und liefert eine beachtliche Leistung ab.
Man mag zu Thrash Metal eine differenzierte Meinung haben und das Genre als Krach bezeichnen, was es zweifellos auch ist. Aber wer auf die Melodien und die Feinheiten achtet, wird schnell merken, dass viel mehr dahintersteckt. Gute Riffs und durchdachte Passagen, immer wieder durchbrochen von kurzen Soloeinlagen und Tempowechseln, die ein gewisses Können voraussetzen.
Gama Bomb lassen sich nicht lumpen. Für sie zählt eindeutig die Musik, die im Vordergrund steht.

Mit The Terror Tapes haben sie ein durchdachtes und sehr gelungenes Thrash-Album produziert, das Spaß macht und mitreißt. Es mag gewagt sein, sich ausgerechnet Nerds herauszupicken und zu besingen, aber die Formation macht vor nichts Halt und nimmt mit „Metal Idiot“ sogar die eigenen Reihen aufs Korn. Dabei schaffen sie auch neue Thrash-Hymnen, etwa „The Cannibals Are In The Streets“, die schnell ins Ohr gehen und zu wahren Krachern mutieren, die man gerne mehrfach hintereinander hört.
Offensichtliche Balladen gibt es keine, das war auch nicht zu erwarten, dafür rund 40 Minuten Power vom Feinsten und bestes Gitarrengeschrammel, das den humoristischen Umgang mit Nerds und Erinnerungen an längst vergessene PC-Spiele gekonnt untermalt.
Top-Album für alle Thrash-Liebhaber!

Anspieltipp: Metal Idiot
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Gama Bomb – The Terror Tapes
AFM Records (19.04.2013)
14,99 €
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Tracklist:
01. The Wrong Stuff
02. Legend Of Speed
03. Backwards Bible
04. Beverly Hills Robocop
05. Smoke The Blow With Willem Dafoe
06. We Started The Fire
07. Terrorscope
08. The Cannibals Are in The Streets (Therefore) All Flesh Must Be Eaten
09. Shitting Yourself To Live
10. Matrioshka Brain
11. Metal Idiot
12. Wrecking Ball

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