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Im Schatten der Berge des Wahnsinns

saille-eldritchSaille ist der vierte Buchstabe des irischen Ogham-Alphabets, das insbesondere im vierten bis sechsten Jahrhundert dazu benutzt wurde, vor allem Personennamen in bestimmte Steine zu ritzen. Es wird etwa „sahy-leh“ ausgesprochen und bedeutet so viel wie „Weidenbaum“.
Und warum erzählt sie uns das? Weil es seit 2008 eine Melodic Black Metal Band dieses Namens aus dem schönen Belgien gibt, die Anfang November ihr drittes Album namens Eldritch auf den Markt bringen werden. Im Line-up der Belgier gab es kleinere Veränderungen, deswegen seien hier die derzeit aktiven Mitglieder kurz vorgestellt: Dennie Grondelaers (Vocals), Reinier Schenk (der nach dem Weggang von Didier Vancampo wieder am Bass zu hören ist), Jonathan Vanderwaal (Guitar & Clean Vocals), Dries Gaerdelen (Keyboards, Piano & Clean Vocals) und Kevin De Leener an den Drums, der den ausgeschiedenen Gert Monden ersetzt. Allein ein Blick auf die Funktionen der jeweiligen Bandmitglieder lassen erahnen, womit man es zu tun hat: Es wird episch und düster – und ziemlich gut!

Eldritch bietet, wie gesagt, melodisch-mystisch-düsteren Black Metal mit jeder Menge orchestralen Einsprengseln, der zur Abwechslung mal nicht an Dimmu Borgir erinnert, sondern gänzlich anders als alles daherkommt, was man bisher dazu gehört hat. Und damit sammeln Saille bei mir schonmal den ersten fetten Pluspunkt, und den zweiten kann ich gleich damit nachlegen, dass die Belgier trotz aller Epik das Metall keineswegs aus den Augen verlieren. Die neun Songs wirken auch nicht übermäßig symphonisch, trotz der reichen instrumentalen Ausstattung (das sind tatsächlich nicht alles Keyboards und Syths, sondern echte Geigen!) und längeren, rein akustischen In- und Outros. Ohne mich jetzt großartig in die ersten beiden Alben Irreversible Decay (2011) und Ritu (2013) eingehört zu haben, klingt Eldritch doch ziemlich glattgeschliffen, als hätte sich die Band bei keinem Stück außerhalb der eigenen „comfort zone“ begeben, sondern ein handwerklich gutes Album auf gänzlich vertrautem Terrain abgeliefert.
Thematisch bewegen sich Saille diesmal nahe an der (klassischen) Horror-Literatur entlang und variieren dabei verschiedene Motive, vom mittelalterlichen Hexensabbat auf dem Brocken („Walpurgis“) über Lovecraft (natürlich „Dagon“ – ich sag nur „Shadow over Innsmouth“ – außerdem „Aklo“ und „Cold War“) bis hin zu Curt Siodmaks „Donovans Brain“ (hier repräsentiert in dem Song „Eater of Worlds“) oder Robert W. Chambers „The King in Yellow“ ( in dem furiosen Abschlussstück „Carcosa“) geben sich hier die literarischen Genre-Größen die Klinke in die Hand (und wer noch ein paar Minuten mehr mit den Lyrics zubringt, entdeckt bestimmt noch irgendwo Edgar Allan Poe und Stephen King, da würde ich beinahe wetten). Saille liefern so einen vielschichtigen Soundtrack zu einem literarischen Genre, der nicht schlecht, aber eben auch nur in der Auswahl seiner Schriftsteller innovativ ist und weniger in musikalischer Hinsicht. „The Great God Pan“ markiert dabei meinen persönlichen Höhepunkt, vor allem die gesprochenen Passagen sind sehr intensiv und ergeben zusammen mit den Geschwindigkeitswechseln einen komplexen, extrem unterhaltsamen Song.

Auf jeden Fall halte ich Saille zugute, dass sie aus der schwarzmetallischen Grundidee durchaus viel gemacht haben und ihnen immer wieder Kleinigkeiten eingefallen sind, die man so noch nicht gehört hat. Thema und Umsetzung sind durch die Bank gelungen und extrem abwechslungsreich gestaltet – langweilig wird es mit Eldritch also sicherlich nicht, auch wenn mir persönlich noch das letzte bisschen „Wow!“ fehlt, das mich gänzlich von den Socken haut. Empfehlen kann ich Eldritch jedem, der auf guten Melodic Black Metal steht, dem aber Carach Angren und (die späten) Dimmu Borgir zu überfrachtet sind.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Anspieltipp: „The Great God Pan“

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SailleEldritch
code 666 (VÖ: 10.11.2014)
€ 15,99 – Kaufen 

Tracklist:
1. Emerald
2. Walpurgis
3. The Great God Pan
4. Aklo
5. Cold War
6. Eater of Worlds
7. Red Death
8. Dagon
9. Carcosa
Gesamtspielzeit: 55 Minuten

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