Melancholie und Futurepop

Auf der Fahrt durch das dunkelnde München habe ich mir die neue Schwarzschild CD Metrik angehört. Das Repertoire der Band hat sich damit erweitert, sie dringen weiter in musikalische Sphären vor, bleiben aber im Futurepop-Kosmos. Mit Gitarrist Marco Serci hat das Duo Dino Serci und Peter Daams eine passende Ergänzung gefunden.

Mit einem Prelude wird das Album eröffnet, fast könnte man meinen ein U-Boot steigt auf, rezitierte Verben werden mit forschen Keyboardtönen unterlegt. Ferner gibt es einen „Dämon“, den wir mit uns herumtragen, die Musik fordert zum Tanz mit ihm auf. Mit „Lüg mich nicht an“ werden die Politik bzw. die Politiker allgemein angeklagt, eine schroffe Melodie gibt den richtigen Takt. Daniel Pad, Mastermind von ES23, verpasst dem Titel am Ende der CD einen Remix, hier ist die Gangart wesentlich schneller. Das erste Gitarrensolo vom Neuzugang bei Schwarzschild hört man zu „Auf allen Wegen“, eine Fortsetzung findet der Einsatz beim vierten Track. Disharmonische Töne gehen über in einen Tanz bei „Es frisst“, und „Schwarzschild“ setzt musikalisch gut um, was die Bedeutung des Bandnamens ist. Das nicht gewollte Leben nach Schema F ist bei „Käfig“ zurückhaltend musikalisch ausgekleidet. Dino Serci intoniert „Alle Tränen“ ähnlich wie es 80er Jahre Schlagerkünstler Nino de Angelo vermochte, ein düster-melancholischer Song. Von der Ängstlichkeit vor dem Leben und der möglichen Panik erzählt „Frei“. „Inferno“ beschreibt den Ausbruch aus einer abgekühlten Partnerschaft, und „Asche“ weist darauf hin, dass man jeden Moment des Lebens genießen soll. Der Titel ist Programm bei „Das Erwachen (Vampire Edit 2021)“.

Schwarzschild bleiben dem einmal begonnenen Stil des Synth- bzw. Futurepops treu. Ihr Debütalbum (2017) Radius, das mich mit seinen elektronischen Beats und der Melancholie begeisterte, wird aber von Metrik nicht getoppt. Den Einsatz der Gitarre hätte man in weiteren Songs einsetzen können, das hätte ihnen gut getan und für noch mehr neuen Input gesorgt. Die deutschen Texte mit den Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühlswelt sind gut erdacht und arrangiert (Peter Daams), auch Sozialkritik lässt sich so gut unterbringen. Ich fühle mich nach einer längeren Fahrt durch Metrik etwas nachdenklich und melancholisch. Die CD war für diese Zeit unterhaltsam, kippt aber dann schnell in die Belanglosigkeit zurück.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Schwarzschild: Metrik
Team H, Vö. 15.10.2021
16,99 € z.B. bei JPC

https://www.facebook.com/SchwarzschildMusic
http://www.schwarzschild-music.de/

Tracklist:
01 Metrik (Prelude) 5:43
02 Dämon 4:44
03 Lüg mich nicht an 5:28
04 Auf allen Wegen 5:10
05 Es frisst 6:06
06 Schwarzschild 6:13
07 Käfig 3:40
08 Alle Tränen 5:25
09 Frei 4:59
10 Inferno 5:04
11 Asche 4:02
12 Das Erwachen (Vampire Edit 2021) 5:42
13 Lüg mich nicht an (ES23 Remix) 6:03

(1293)