Sentimental journey
Eine weitere Band aus der umtriebigen Musikszene in Portland, Oregon, ist die Band Shadowhouse, dennoch sind die Informationen im Netz nur spärlich. Sänger und Gitarrist Shane und Ashley an den Synthesizern haben die Band 2012 gegründet, und Bassist Justen sowie Drummer Josh vervollständigen das Line-Up. Die erste selbst veröffentlichte Single ist schnell ausverkauft, und 2014 erscheint das Debütalbum Hand in hand bei Mass Media Records. Sieben Jahre verstreichen, bis das zweite Album Forsaken Forgotten endlich bei Icy Cold Records veröffentlicht wird. Die Wartezeit forsaken/vergeben ist okay, doch forgotten/vergessen wird es sicher nicht, auch wenn meine Rezension etwas spät dran ist.
Sanfte Gitarren bilden in „Already now“ ein kurzes Intro, bevor zu einem etwas überraschenden Schrei alle Instrumente einsetzen. Das Keyboard sorgt für die Atmosphäre im Song, doch an wen erinnert mich der Gesang? Ich komme einfach nicht drauf. Nun startet „Bleed“ schwungvoll mit Gothic Rock, nimmt sich dann jedoch in der Strophe etwas zurück, um dem Gesang mehr Raum zu geben. Dafür steigert sich zusammengenommen Dramatik im Refrain. Insgesamt könnten so die Heroes Del Silencio hier Pate stehen. Ähnlich geht es mit „Black & White“ weiter, doch es liegt mehr Traurigkeit im Gesang, als dieser nach dem zweiminütigen Solo schließlich einsetzt. Das folgende „Tonight“ liefert dazu das energetische Kontrastprogramm. Im Anschluss vermittelt „Childhood“ diese spezielle Sehnsucht und Wehmut, wenn man an die Kindheit zurückdenkt, an glückliche Sommertage und an Zeiten, als das Leben noch einfach und unkompliziert war.
„The wait“ hingegen plätschert irgendwie dahin und wirkt auf mich etwas gelangweilt. Aber vielleicht ist das auch Absicht, denn Warten ist ja tatsächlich oft langweilig. Doch das ist mit „Peace“ zum Glück vorbei, denn hier dominiert wieder der Gothic Rock. Die Spannung steigert sich kontinuierlich, bis sie sich beim Refrain schließlich entlädt. Und jetzt weiß ich endlich, an wen mich der Gesang die ganze Zeit über erinnert. Shane besitzt eine ähnliche Stimmfarbe wie Gabriel Franco von den Idle Hands (die sich mittlerweile aus rechtlichen Gründen in Unto Others umbenennen mussten). „Nowhere to run“ erzeugt eine verträumte und gleichzeitig gotische Atmosphäre, sozusagen tatsächlich Dream Goth. Vor allem wie die Lead Gitarre hier gespielt wird fasziniert mich. Das Kompliment kann ich gleich an den Bass weitergeben, der in „A year today“ ähnlich schlicht und unaufgeregt agiert wie in „A forest“ von The Cure, und dabei doch das tragende Element ist. Der letzte Song „The wind“ besitzt fragmentweise bei den instrumentalen Stellen diese spezielle Stimmung von „San Diego“ von The Eternal Afflict und ist dann doch ganz anders. Ein bisschen Gothic und melancholisch, aber dann doch mehr Indie Rock. Die Grenzen verschwimmen hier einfach.
Fazit: Das muss ich auch direkt ins Fazit übernehmen, denn auch insgesamt betrachtet verschwimmen diese auf Forgotten Forsaken. Shadowhouse bewegen sich musikalisch zwischen Gothic und Indie Rock, zwischen Dream Goth und Post Punk, während über allem eine gewisse Melancholie liegt. Insofern könnte man das Album auch als „sentimental journey“ bezeichnen.
Anspieltipps: Childhood, Peace, A year today
Shadowhouse: Forsaken Forgotten
Icy Cold Records, Vö. 31.10.2021
MP3 9,00 €, CD 13,00 €, LP 22,00 € erhältlich über Icy Cold Records
Homepage: https://de-de.facebook.com/SHADOWHOUSE.BAND
https://shadowhouse.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com
Tracklist:
01 Already now
02 Bleed
03 Black & White
04 Tonight
05 Childhood
06 The wait
07 Peace
08 Nowhere to run
09 A year today
10 The wind
(1815)