Gefangen im Reich der Schatten

Und damit ist ausnahmsweise mal nicht die Erweiterung von World of Warcraft gemeint. Shadowlands stammen aus Portland, Oregon, und sind seit 2013 aktiv. Nach 001 und 002 ist vor kurzem das offizielle Debütalbum mit dem sinnigen Titel 003 bei Icy Cold Records erschienen. Die Band besteht aus Bassist Jesse Elizondo (Ex-The Minds), Drummer Casey Logan, auch bei Murderbait aktiv und Ehemann von Sängerin Amy Sabin (Ex-Phantom Lights), die zusätzlich das Keyboard bedient. Ihre Zwillingsschwester Angie Sabin ist als neue Gitarristin dabei, nachdem Jason Sartain nach vier Jahren die Band verlassen hat. Darüber hinaus ist im Vorfeld der Aufnahmen zu 003 ein enger Freund verstorben, was sich sicherlich musikalisch ausgewirkt hat.

„Broken record“ startet mit atmosphärischem Gothic Rock, der mich wegen der weiblichen Stimme direkt an Siouxsie And The Banshees erinnert, auch wenn deren Sängerin Siouxsie Sioux dabei kraftvoller agiert.  Prägendes Element bei „Low“ neben den Drums ist eine schlichte Keyboard-Folge, die einer Kirmesorgel gleicht. Nur sucht man hier Kirmes-Fröhlichkeit vergeblich, im Gegenteil. Der Titel ist Programm und zieht mich immer weiter runter in die Dunkelheit. Vergleiche zu The Organ drängen sich mir bei „The end“ auf, als würden diese The Cure zu Faith-Zeiten interpretieren. Diese Hoffnungslosigkeit, die diese unterkühlte Wave-Atmosphäre ausstrahlt, gepaart mit Amys Gesang, der dem von Katie Sketch nicht unähnlich ist, einfach großartig. Zum Glück ist hier aber nicht wirklich Ende, sondern es geht mit „Demons“ weiter. Hier schwingt musikalisch vielleicht eine Prise „Love like blood“ von Killing Joke mit, wegen der langgezogenen Hall-Effekte, aber auch Ghostland oder eben The Organ. Endgültig fallen lassen und die Zeit vergessen.
Das funktioniert bei ähnlichen Zutaten auch bei „Endless summer“, für das ich den ewigen Gänsehaut-Klassiker „Second shot“ von Cassandra Complex als Vergleich heranziehen möchte, denn Gänsehaut habe ich auch hier. „Blame“ bietet zwar zwischen Wave und Dream Pop auch gewisse Gothic-Rock-Anteile und rückt Shadowlands in die Nähe von Wheathered Statues, doch der Gesang strahlt absolute Verzweiflung aus. „Pining for time“ wiederum besticht durch den elektronischen Anteil, denn die Synthesizer werden hier sehr interessant und fast schon ein wenig experimentell eingesetzt. Von ganz unten ertönt der Bass bei „Solitary confinement“ und sorgt für Doom-Einfluss, dem eine Computerspiel-Melodie zu C64-Zeiten entgegengestellt ist. Das mag jetzt seltsam klingen, funktioniert aber. Schließlich nimmt der Song doch noch an Fahrt auf und tendiert wie anfangs Richtung Siouxsie And The Banshees, und somit schließt sich der Kreis.

Fazit: Ich bin fertig. Irgendwas in der Musik und vor allem im Gesang von Amy Sabin rührt an die Abgründe meiner schwarzen Seele, und ich bin nur allzu bereit, den nächsten Schritt zu tun. Shadowlands. Die Trauer um den Freund wird deutlich spürbar. Wenn Trauer, Hoffnungslosigkeit, Depression und sich verloren fühlen für die Schattenseiten des Lebens stehen, dann ist der Bandname optimal gewählt. Wer auch Siouxsie And The Banshees und The Organ mag, sollte sich auch auf Shadowlands einmal einlassen. Aber Vorsicht, es könnte passieren, dass dich das Reich der Schatten, so wie mich, nicht mehr loslässt.

Anspieltipps: Broken record, The End, Endless summer, Pining for time
:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Shadowlands – 003
Icy Cold Records, Vö. 20.11.2019
MP3 7,00 € und LP 18,00 € erhältlich über Icy Cold Records
Homepage: https://www.facebook.com/shadowlandsband/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/music

Tracklist:
01 Broken record
02 Low
03 The end
04 Demons
05 Endless summer
06 Blame
07 Pining for time
08 Solitary confinement

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1 Kommentar

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  1. […] Kontakt zur Realität verliert. Das ist anders als bei den erst kürzlich rezensierten Shadowlands (Link), die mir auch wiederholt in den Sinn kommen beim Hören. Eine große Überraschung ist dann das […]

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